Lokalpolitik:Bürger, öffne dich

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Offenheit als Spiegel der Gesellschaft? Katrin Göring-Eckart (violettes Oberteil), Tobias Vorburg (Jackett) und Thomas von Sarnowski (rechts) bekommen es am Freitag auch mit vorgefertigten Meinungen zu tun. (Foto: Korbinian Eisenberger/OH)

Bei einer Wahlkampfveranstaltung der Grünen mit Katrin Göring-Eckardt geht es um Ziele und Errungenschaften der Asylpolitik. Es kommt zur Konfrontation

Von Korbinian Eisenberger, Markt Schwaben

Für dieses Zusammentreffen von Politik und Bürger haben die Grünen einen Biomarkt in Markt Schwaben gewählt. "Herzlich willkommen", steht groß am Ladeneingang. Drunter geht eine verspiegelte Automatiktür auf, immer wenn jemand vom Parkplatz in den Markt hinein will. Ganz ohne Grenzkontrollen, stattdessen ein Willkommensgruß. Einen recht viel passenderen Ort hätten sich die Grünen für diesen Anlass kaum aussuchen können.

Wahlkampf, drei Wochen, dann öffnen in Bayern die Wahllokale. In Markt Schwaben geht es an diesem Freitag um ein zentrales Thema der vergangenen Legislaturperiode: Asylpolitik. Thomas von Sarnowski, Landtagskandidat der Grünen für den Stimmkreis Ebersberg, hat sich Unterstützung geholt - aus der Region und aus Berlin: Katrin Göring-Eckardt, Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bundestag, ist wie viele Bundespolitiker derzeit in Bayern unterwegs. Sie steht nun neben Tobias Vorburg, Grünen-Gemeinderat in Markt Schwaben und Flüchtlingsaktivist über den Kreis Ebersberg hinaus.

Die großen Fluchtbewegungen nach Bayern sind seit mehr als einem Jahr vorüber. Dennoch polarisiert das Thema nach wie vor, auch vor dem Markt. Unter den Gästen macht sich ein Mann bemerkbar, der das Grünen-Trio scharf angeht. Er wirft ihren asylpolitischen Ansätzen "Blauäugigkeit" vor. Weil es durch die "massenhafte Zuwanderung" nun Viertel in Berlin gebe, "wo sich sogar die Polizei nicht mehr hin traut". Woran er diese Behauptung festmacht, lässt er offen. Anspannung vor dem Biomarkt.

Der Mann will schon gehen, da hält ihn Göring-Eckardt zurück. "Bitte bleiben Sie", sagt sie. Dann startet sie einen Versuch zu Annäherung: Katrin Göring-Eckardt lebt ja selbst in Berlin, "im Stadtteil Wedding", sagt sie. Und dass auch dort viel erreicht wurde, wenn es um Integration geht. Gerade in Bayern erlebe sie "sehr viele Positivbeispiele für gelungene Integration", sagt sie, was vor allem den Landkreisen und Ehrenamtlichen zu verdanken sei. "Leider", so Eckhardt, "redet die bayerische Staatsregierung immer nur über Negatives in der Asylpolitik."

Es schalten sich nun weitere Gäste in die Debatte ein, unter ihnen größtenteils Sympathisanten der Grünen und Mitglieder von Helferkreisen. Einer, der das anders sieht, hat offenbar genug gehört, der Mann mit der Kritik zur Zuwanderung dreht sich um und geht. "Wichtig, dass man auch mit diesen Leuten spricht", sagt Vorburg. Zustimmendes Nicken. Den Dialog suchen in politisch überhitzten Wochen, auch wenn es oft wenig bringt.

Die Debatte geht nun ins Detail, Tobias Vorburg gibt Einblicke in seine Arbeit als Asylhelfer. Dass bei den Arbeitserlaubnissen immer noch zu rigide vorgegangen werde, ein Punkt, wo er Handlungsbedarf sieht. Der Ebersberger Landtagskandidat Thomas von Sarnowski, 30, selbst ein Mann mit Migrationshintergrund, kann hier womöglich bald von München aus mitmischen. Laut neuestem Politbarometer des ZDF kommen die Grünen in Bayern auf 18 Prozent - wären damit zweitstärkste Kraft im Freistaat. Sollte sich diese Prognose am 14. Oktober bestätigen, so Sarnowski, "könnte es knapp für ein Mandat für mich reichen"

© SZ vom 22.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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