Demografie im Landkreis Ebersberg:Die Umland-Anomalie

Lesezeit: 3 min

Auch dieses Ortsschild ist gelegentlich im Einsatz. (Foto: Christian Endt)

Während die Corona-Krise in der Landeshauptstadt den Zuzug bremst, hält er im Landkreis Ebersberg weiter an - und das ist nicht der einzige Grund für das Bevölkerungswachstum.

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Bereits zum zweiten Mal innerhalb weniger Jahre entwickelt sich die Bevölkerung im Landkreis Ebersberg gegen den regionalen Trend: Genau wie schon 2017 hielt auch 2020 die Zunahme der Einwohnerzahl an, während sie in der Region insgesamt rückläufig war. Dies zeigen Daten des statistischen Landesamtes, welche der Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum München nun ausgewertet hat.

Demnach hat das erste Corona-Jahr 2020 für die Region München - das sind die gleichnamige Stadt und der Landkreis, die S-Bahn-Landkreise sowie Landsberg - einen leichten Bevölkerungsrückgang erlebt: Ende des Jahres sind aus der Region 982 mehr Leute weg- als zugezogen. Allerdings ergibt sich diese Zahl alleine aus den Wanderungsbewegungen in Stadt und Landkreis München sowie im Landkreis Fürstenfeldbruck. Alle anderen Landkreise der Region zeigen ein anhaltendes Bevölkerungswachstum - wenn auch etwas langsamer, als in den Jahren zuvor.

Lohnt sich bald der Umzug in ein größeres Haus? Experten erwarten sinkende Immobilienpreise. (Foto: Catherina Hess)

Für den Landkreis Ebersberg stehen rund 70 000 Wegzügen knapp 75 000 Zuzüge gegenüber. Damit liegt Ebersberg im Wanderungssaldo knapp an dritter Stelle in der Region, leicht darüber liegt der Nachbarlandkreis Erding noch etwas mehr Zu- als Wegzüge verzeichnet Landsberg. Dies liegt zwar entgegen dem Trend in der Region, entspricht aber sowohl jenem im Münchner Umland als auch dem im Freistaat.

Es gibt mehr Geburten als Sterbefälle

Und auch durch das Verhältnis von Geburten und Sterbefälle wächst die Bevölkerungszahl im Landkreis Ebersberg, wenn auch in kleinerem Maße: Etwa 9100 Ebersberger sind 2020 verstorben, knapp 9400 wurden geboren. Diese Entwicklung läuft zwar gegen den bayernweiten Trend, demnach sind rund 1100 Personen mehr gestorben als geboren wurden, entspricht aber jenem, wie ihn die Statistiker in der Region und im Umland beobachtet haben. Spitzenreiter ist hier die Landeshauptstadt mit einem Geburtenüberschuss von fast 2000 im Jahr 2020, in der Region insgesamt liegt er bei etwa 1000. Unter den Landkreisen haben lediglich München und Fürstenfeldbruck einen leichten Überhang bei den Sterbefällen, sehr deutlich, mit knapp 1000 mehr Todesfällen als Geburten ist er im Landkreis Starnberg.

Auch der zahlreiche Nachwuchs im Landkreis Ebersberg trägt zur positiven Bevölkerungsentwicklung bei. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Insgesamt bleibt der Landkreis Ebersberg damit, wie schon in den Vorjahren, auf einem Spitzenplatz beim Bevölkerungswachstum: Um knapp 11,5 Prozent stieg die Einwohnerzahl im vergangenen Jahrzehnt an, nur in Dachau ist das Wachstum in der Region mit zwölf Prozent noch etwas höher. Am niedrigsten fällt es mit fünf Prozent im Landkreis Starnberg aus, rund 8,5 Prozent beträgt der Umland-Durchschnitt und knapp neun jener in der Region. Zum Vergleich: In Oberbayern wuchs die Bevölkerungszahl im Schnitt um 7,5 Prozent binnen des vergangenen Jahrzehnts, in Bayern um knapp fünf.

Zum Jahresende 2020 lebten laut Statistik im Landkreis Ebersberg 144 091 Personen, Ende 2010 waren es noch 129 199. Bis Ende des kommenden Jahrzehnts erwarten die Experten einen weiteren Anstieg der Bevölkerungszahl um 10,3 Prozent für den Landkreis Ebersberg, was insgesamt 14 900 Personen entspricht. Prozentual ist dies das zweitgrößte Wachstum in der Region, nur im Landkreis Dachau soll dieses mit 10,5 Prozent bis 2040 noch etwas höher ausfallen. Am wenigsten wachsen, sowohl in absoluten Zahlen wie in Prozent, wird demnach die Bevölkerungszahl im Landkreis Starnberg um drei Prozent oder 4100 Personen. Spitzenreiter in absoluten Zahlen ist erwartbarerweise auch hier die Landeshauptstadt. Dort wird ein Wachstum um 8,3 Prozent bis 2040 prognostiziert, das wären 122 200 Menschen.

Der Altersdurchschnitt steigt weiter

Der Zuzug in die Region beeinflusst auch die Entwicklung des Altersdurchschnitts. Zwischen 2010 und 2020 ist im Umland die Zahl der Unter-18-Jährigen zwar von 18,5 auf 17,9 Prozent gesunken, liegt aber deutlich über dem Bayernschnitt, der im gleichen Zeitraum von von 17,1 auf 16,6 Prozent zurückging. In der Region inklusive München gibt es hier sogar einen leichten Anstieg zu verzeichnen von 16,7 auf 17 Prozent, was aber vor allem an der Landeshauptstadt liegt, wo der Anteil der Minderjährigen von 14,8 auf 16 Prozent stieg.

Auch bei den Senioren ist der Trend in München gegenläufig, hier nahm der Anteil von 17,7 auf 17,5 Prozent ab. Dies reicht aber nicht, um den Regionstrend zu drehen, hier stieg der Seniorenanteil von 18,3 auf 18,6 Prozent, im Umland von 18,8 auf 19,8 und bayernweit von 19,5 auf 20,7 Prozent.

In der Region leben immer mehr Senioren. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Im Landkreis Ebersberg ist die Bevölkerung im Schnitt zwar etwas jünger als in Region, Umland und Freistaat, allerdings ist der allgemeine Trend auch hier bemerkbar: So waren 2010 noch 18,6 Prozent der Bevölkerung älter als 65 Jahre, ein Jahrzehnt später bereits 18,9. Umgekehrt ist der Anteil der Kinder und Jugendlichen von 19,4 auf 18,6 Prozent gesunken.

Das Durchschnittsalter liegt im Landkreis Ebersberg derzeit bei 43 Jahren, laut Prognose soll es in den kommenden Jahren weiter leicht ansteigen, für 2040 ist der Durchschnittsebersberger 44,6 Jahre alt. Dies leiten die Statistiker aus der Entwicklung der vergangenen zehn Jahre ab. Dies entspräche dann etwa dem Mittelfeld in der Region, lauf Prognose ist man 2040 im Landkreis Starnberg mit 46,6 Jahren durchschnittlich am ältesten und in der Landeshauptstadt mit 42,2 Jahren am jüngsten.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: