Öffentliche Gebäude in Vaterstetten:Lange Liste

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Die Wendelsteinschule in Vaterstetten braucht eine neue Turnhalle, einige Nachbarn sind dagegen. (Foto: Christian Endt)

In der Großgemeinde gibt es eine neue Aufstellung über den Zustand der kommunalen Liegenschaften - und der ist oftmals mangelhaft.

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Die gute Nachricht des Abends kam von FDP-Gemeinderat Klaus Willenberg: "Alle unsere Gebäude sind gesetzeskonform, das ist positiv." Zuvor hatte Ralf Schloemilch vom Bauamt eine Aufstellung der gemeindeeigenen Bauten vorgelegt, jeweils versehen mit Informationen über deren Zustand in fünf Kategorien. Wobei - das war der Grund für Willenbergs Zufriedenheit - Schadensklasse fünf für keine der kommunalen Immobilien vergeben werden musste. Dies würde nämlich bedeuten, dass das fragliche Gebäude ab sofort nicht mehr genutzt werden dürfte.

Eine Kategorie darüber, in Schulnoten entspräche das etwa einer gerade noch so Ausreichend, gibt es indes einige Baustellen - beziehungsweise würden sich solche anbieten. Denn auch wenn diese Immobilien gefahrlos zu benutzen sind, lautet die Empfehlung des Bauamtes auf Generalsanierung beziehungsweise auf Neubau.

Gebäude, die hier schlecht abschneiden, stehen ganz oben - oder unten - auf der Mängelliste und dazu zählt, wenig überraschend, das Rathaus. Der mehr als fünf Jahrzehnte alte Verwaltungsbau bekommt in allen untersuchten Bereichen schlechte Noten: Bei Bauzustand Energiebilanz, Funktionalität und Akzeptanz reicht es nur für die vorletzte der fünf Stufen. Das war zu erwarten: Erst im November brachte der Gemeinderat ein Notsanierungsprogramm für rund eine Drittelmillion Euro auf den Weg, um Passanten vor der bröckelnden Rathausfassade zu schützen. Erste Betonbrocken waren da bereits auf den Gehweg gefallen.

Rathaus Vaterstetten
:Leise bröselt der Beton

Am Sitz der Gemeindeverwaltung steht die nächste Sanierungsmaßnahme an: Die Fassade muss erneuert werden, was mindestens 330 000 Euro kosten soll.

Von Wieland Bögel

Genauso bewertet man im Bauamt die Gemeindebücherei, beide Gebäude hätten das "Ende der Nutzungsdauer erreicht". Dies, so Schloemilch auf Nachfrage von Willenberg, bedeute, dass auch bei einer Generalsanierung gewisse Mängel nicht zu beheben wären, etwa Platzmangel und fehlende Barrierefreiheit. Etwas besser schneidet die Grundschule an der Wendelsteinstraße ab, zwar gibt es hier in den Bereichen Zustand, Energiebilanz und Funktionalität nur Note drei - was "wesentliche Mängel" bedeutet. Konkret gibt es die etwa bei der Barrierefreiheit und der Wärmedämmung - dafür gibt es bei Akzeptanz die Bestwertung.

Was insofern interessant ist, weil diese drei Gebäude auf der persönlichen To-Do-List von Bürgermeisters Leonhard Spitzauer (CSU) ganz oben stehen, wie er auch in der Sitzung betonte: "Bei Wendelsteinschule und Rathaus möchte ich bis 2030 schon was gemacht sehen - und bei der Bücherei würde ich es mir auch wünschen." Wobei er sich eben des Wunschcharakters durchaus bewusst sei, "ich bin nicht sicher, ob wir es hinbekommen".

Denn einen konkreten Zeitplan, gar eine irgendwie geartete Kostenschätzung, gehen aus der Liste ausdrücklich nicht hervor, so Schloemilch auf Nachfrage von Felix Edelmann (Grüne). Ebenso wenig ist die Aufstellung als Prioritäten-Liste zu verstehen, wie Bauamtsleiterin Brigitte Littke ergänzte. Zumindest bei der Wendelsteinschule könnte es aber in absehbarer Zeit losgehen, so der Bürgermeister, schließlich gebe es schon eine Planung für die neue Turnhalle - Kosten rund 9,5 Millionen Euro - und im Haushaltsplan sei auch die Sanierung zumindest als Vorplanung schon enthalten.

Die Sanierung der Turnhalle in der Wendelsteinstraße könnte in absehbarer Zeit losgehen - eine Planung gibt es immerhin schon einmal. (Foto: Christian Endt)

Benedikt Weber (CSU) mahnte außerdem konkrete Schritte beim derzeit ungenutzten Kindergarten im Parsdorfer Birkenweg an. Hier sei doch offensichtlich, dass ein Neubau günstiger komme, als eine Sanierung. Spitzauer war sich da nicht so sicher, dies sei auch eine Frage der Nachhaltigkeit. Dass man aber eher früher als später in Parsdorf mehr Kitaplätze brauchen werde, sei unstrittig, die Nachverdichtung in dem Ortsteil mache das auf jeden Fall nötig.

Ebenfalls dringend ist laut Zustandserhebung eine Sanierung oder ein Neubau des Waldorfkindergartens im alten Neufarner Schulhaus, auch dieses kommt in allen Kategorien nur auf Note vier von fünf. Welche der beiden Kitas als erste ertüchtigt oder neu gebaut wird, ist zwar noch offen - aber da in Neufarn nur etwa die Hälfte der Kinder in der Gemeinde wohnten, so Spitzauer, und man in Parsdorf außerdem keine Interimslösung finden müsse, da das Gebäude ja derzeit leer steht, sei letzteres wohl zuerst dran.

Einen Beschluss, wie mit der Liste nun zu verfahren ist und welche Schlüsse sich daraus ergeben, fällte der Bau- und Straßenausschuss nicht. Dies soll im Rahmen der Fortschreibung der sogenannten Agenda 2030 passieren, einer Liste mit Investitionen, die man in den kommenden sieben Jahren umsetzen könnte. Ein Rathausneubau wird darin beispielsweise abzüglich aller möglichen Einnahmen auf rund zehn Millionen Euro geschätzt, die Erweiterung der Wendelsteinschule könnte etwa neun Millionen Euro kosten und eine neue Bücherei käme auf 5,25 Millionen Euro.

Beschlusslage bei den Großprojekten auf dieser Liste ist bislang nur die neue Schulturnhalle, alles andere steht im Konjunktiv, was Albert Wirth (CSU) nun so zusammenfasste: "Wir wissen jetzt, wo die Probleme sind - und immer, wenn wir Geld haben, machen wir was."

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