Tourismus im Landkreis:Gästezahlen erholen sich langsam

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Der Landkreis Ebersberg hat einiges zu bieten, etwa den Alpenblick, hier von der Kreisstadt aus gesehen. Wohl auch darum steigen die Übernachtungszahlen, Fachleute sehen außerdem die gute Anbindung an München als Standortvorteil. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Das Bayerische Landesamt für Statistik zieht für das Tourismusjahr 2023 eine positive Bilanz. Auch im Landkreis Ebersberg geht es nach der Corona-Pandemie leicht bergauf. Zu Gast sind neben Reisenden mancherorts auch Arbeiter.

Von Saladin Salem, Ebersberg

Die Beherbergungsbetriebe im Landkreis Ebersberg schauen auf eine positive Entwicklung der Branche im Jahr 2023 zurück. Die Region Oberbayern verzeichnete einen Anstieg der Gästeankünfte um 15,9 Prozent, der größte Zuwachs im Freistaat, so das Bayerische Landesamt für Statistik. Für die bayerischen Beherbergungsbetriebe zieht das Amt insgesamt eine positive Bilanz. Es seien "so viele inländische Gäste wie noch nie" gezählt worden. Der Trend spiegelt sich teils auch im Landkreis Ebersberg wider, dort allerdings nicht in gleichem Umfang wie auf Ebene des Bundeslands.

Mehr als 191 000 Gäste zählte der Landkreis über das gesamte Jahr 2023 verteilt. Die meisten von ihnen, mehr als 148 000, reisten aus Deutschland an. Im Schnitt blieben die Besucher etwas mehr als zwei Tage in der Region und übernachteten insgesamt mehr als 404 000 Mal. Daraus ergibt sich im Vergleich zum Vorjahr ein Anstieg der Gästezahlen von 10,4 Prozent und ein Zuwachs an Übernachtungen von 4,5 Prozent. Laut Alexandra Bartl, Tourismusbeauftragte am Landratsamt Ebersberg, sind die gestiegenen Zahlen teils eine natürliche Entwicklung nach dem Ende der Corona-Pandemie. Die Werte von 2019 seien aber noch nicht erreicht. Brigitte Binder vom Tourismusverein Grafing erklärt zu der Entwicklung: "Meiner Meinung nach streben die Menschen nach der andauernden Eingesperrtheit während Corona mehr nach Fernzielen. Geboomt hat ansonsten der Wohnmobilurlaub."

Die meisten Gäste haben in der Gemeinde Vaterstetten übernachtet

Die meisten Besucher im Landkreis verzeichnete die Gemeinde Vaterstetten mit insgesamt fast 160 000 Übernachtungen von beinahe 87 000 Gästen. Auch die Gemeinden Zorneding, Pliening, Markt Schwaben und Ebersberg verzeichneten Übernachtungszahlen von mehr als 20 000 im Jahr 2023. Mit Ausnahme von Pliening und Grafing haben alle im Bericht des Landesamts für Statistik ausgewiesenen Gemeinden zumindest einen leichten Anstieg der Übernachtungszahlen im Vergleich zum Vorjahr erfahren. In Anzing blieben die Gäste im Schnitt am längsten, durchschnittlich sechs Tage verbrachten die Besucher hier.

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Von Saladin Salem

Für die Tourismusbeauftragte Bartl sind die Zahlen aus Vaterstetten leicht herzuleiten. Es sei die größte Gemeinde und weise daher die höchste Anzahl an angebotenen Betten im Landkreis auf, zudem grenze der Ort an den Landkreis München. In Vaterstetten wie auch in Anzing sei davon auszugehen, dass die Zahlen teils mit den andauernden Baustellenarbeiten an der A94 zusammenhängen. Die Übernachtungen von Baustellenarbeitern und Handwerkern seien ebenfalls in den Tourismuszahlen inbegriffen. Für den Monat Dezember gibt das Landesamt allerdings im Vergleich zum Vorjahr einen Rückgang bei Gästen und Übernachtungen an. Womöglich habe dies mit den Wintermonaten zu tun, in denen in der Regel ein Rückgang an Arbeiten zu beobachten sei, so Bartl. Insgesamt sei die gesamtwirtschaftliche Lage auch in der Baubranche zu spüren gewesen.

Das Wirtshaussterben auf dem Land wirkt sich auch auf den Tourismus aus

Der Tourismus im Landkreis kämpfe ebenfalls mit bereits bekannten überregionalen Problemen, erklärt die Tourismusbeauftragte, dazu gehöre etwa der Fachkräftemangel oder das Sterben von Wirtshäusern auf dem Land. Brigitte Binder erläutert, der Rückgang der Gastronomie erschwere die Situation, aber sie gehe davon aus, dass sich der Gästezulauf wieder verstärken wird. Aktuell arbeite man in einem Arbeitskreis und mithilfe öffentlicher Stellen daran, die Rad- und Wanderwege im Landkreis zu verbessern. Auch der Ebersberger Forst solle "sanft" touristisch erschlossen werden, was dem Tagestourismus helfe.

Am Landratsamt erwartet man für 2024 einen weiteren Aufwärtstrend, so Bartl. Auch der Tagestourismus sei nach wie vor wichtig für die Region. Auf Basis einer Online-Umfrage erarbeite man aktuell ein Freizeit- und Tourismuskonzept für den Landkreis, das im Frühjahr 2024 fertiggestellt werden soll. "Darin sind Handlungsmaßnahmen und Projekte für die zukünftige Entwicklung der Tourismusdestination Ebersberger Grünes Land aufgegriffen", erklärt Bartl. Auch ein landkreisweiter Veranstaltungskalender sei für 2024 geplant.

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