Mitten in Ebersberg:Nadelndes Schnäppchen

Recycling ist immer eine gute Idee - wenn auch eine, für die es manchmal etwas mehr Überzeugungsarbeit braucht.

Glosse von Franziska Langhammer

Ein paar Wochen ist es ja jetzt schon her, da standen die Menschen, landauf, landab, vor ihren geschmückten Christbäumen und sangen: "Stiiiiihille Naaacht!" Mittlerweile hat der nicht vorhandene Winter noch mal mit einem kurzen Schneegruß vorbei geschaut und sich dann wieder verdrückt. Die Geschenke haben sich nahtlos in die Kinderregale eingefügt, und die Plätzchen von damals sind heute gezuckerte Brotkrumen für die Gartenvögel. Umso erstaunlicher wirkte dann doch das Verkaufsangebot einer Gruppe von Jugendlichen vor kurzem am Klostersee.

Die Sonne spitzte hervor, und das schöne Wetter hatte Familien aus Ebersberg und Umland herausgelockt. Die ganz Kleinen schaufelten fleißig im Sandkasten des Strandbads. Die etwas Größeren und Mutigeren trauten sich ans noch eiskalte Wasser, um Steine hineinzuwerfen oder mit Gummistiefeln am Ufer zu waten. Plötzlich kamen die ganz Großen vorbei. Ein Junge, Teenager-Alter, begleitet von seinen zwei Freunden, zog einen vertrockneten Tannenbaum hinter sich her.

Seelenruhig sprach er jeden Erwachsenen einzeln an: "1-a-Feuerholz! Haben Sie Interesse?" Die meisten wussten nicht, ob sie sich veräppelt oder Mitleid fühlen sollten. Letztlich hatte keiner der Strandbesucher Interesse an dem Gehölz. Stoisch schleifte der Junge den Ex-Christbaum hinter sich her und hinterließ im Sand dabei eine Spur von Nadeln. Die Erwachsenen sahen ihm kopfschüttelnd nach, manch einer grinste. Man munkelt, es habe sich dann doch noch ein zahlungsfreudiger Käufer gefunden. Wie viel dabei herausgesprungen ist - unklar. Sicher ist jedoch, dass sich spätestens jetzt, im Angesicht horrender Heizkosten, so mancher in den Allerwertesten beißt, beim 1-a-Feuerholz dann doch nicht zugeschlagen zu haben.

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