Corona im Landkreis Ebersberg:Nutzlos im Kühlschrank

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Im Ebersberger Impfzentrum lagern 2000 Dosen des Vakzins von Astra Zeneca. Für Erstimpfungen dürfen diese dort aber nicht verwendet werden - und das Verfallsdatum ist Ende Juli.

Von Barbara Mooser, Ebersberg

2000 Dosen des Impfstoffs von Astra Zeneca warten gut gekühlt im Tresorraum des Ebersberger Impfzentrums auf ihre Verwendung - und im Landkreis warten noch viele Menschen ungeduldig auf einen Impftermin. Doch für Erstimpfungen darf der Stoff in Impfzentren seit Mitte April nicht mehr verwendet werden, weshalb Angebot und Nachfrage hier nicht zusammengebracht werden können - ein Faktum, über das man im Corona-Krisenstab des Landkreises wütend ist: "Das ist völlig unbefriedigend, dass wir Impfstoff haben, ihn aber nicht verimpfen dürfen. Ich verstehe das nicht, das ist ein absolutes No-Go", sagte die Leiterin des Krisenstabs Brigitte Keller am Dienstag bei einem Pressegespräch.

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Denn momentan stehen im Landkreis immer noch 12 000 Personen der Priorität drei im System von Bayimco, dem bayerischen Impfportal, über das die Terminvergabe in den Impfzentren läuft. Priorität drei, das umfasst unter anderem 60- bis 70-Jährige, medizinisch Vorbelastete, Beschäftigte bei der Polizei, Feuerwehrleute oder Personal im Einzelhandel, also Menschen, die durchaus ein erhöhtes Risiko haben, im Falle einer Corona-Infektion schwer zu erkranken. Und dann wären da natürlich noch jene, die in Priorität vier fallen und sich deshalb noch länger gedulden müssen.

Doch selbst wenn die Betroffenen selbst gern den Impfstoff von Astra Zeneca akzeptieren würden - diese Möglichkeit wird ihnen gar nicht gegeben. Über das Impfportal darf das Impfzentrum für dieses Vakzin keine Erstimpfungstermine freischalten. Auch sonst herrscht im Impfzentrum momentan eine Leere, die sich keiner der Verantwortlichen wünscht: Seit Wochen wird so gut wie gar kein Nachschub für Erstimpfungen geliefert.

Dürfte man das System wieder für Erstimpfungen freischalten, hätte das laut Keller auch den weiteren Vorteil, dass sich dann schnell zeigen würde, wie viele Ebersbergerinnen und Ebersberger tatsächlich noch darauf hoffen, über das Impfportal einen Termin zugewiesen zu bekommen - und wie viele sich längst selbst bei einem Hausarzt oder einer Sonderimpfaktion ihren Corona-Schutz organisiert haben. Viele melden sich dann nämlich im Impfportal nicht ab, weshalb die Lage momentan recht unübersichtlich ist.

Fest steht für Keller ebenso wie für Landrat Robert Niedergesäß (CSU), dass man es jedenfalls nicht zulassen wird, dass der Impfstoff am 31. Juli ungenutzt abläuft und weggeworfen werden muss. Möglicherweise wird es also noch einmal eine Sonderimpfaktion wie Mitte Mai geben, als fast 3000 Menschen teils stundenlang warteten, um eine erste Dosis von Astra Zeneca zu erhalten. Man werde gezwungen, kritisiert Keller, eine derartige Nebenaktion zu veranstalten, statt den Impfstoff geordnet und mit Terminen an den Mann oder die Frau zu bringen. Niedergesäß will nach eigenen Angaben versuchen, auf politischer Ebene zu erreichen, dass es anders laufen kann. Er werde die Regierungspräsidentin Maria Els ebenso wie Gesundheitsminister Klaus Holetscheck (CSU) auf das Thema ansprechen, kündigte er an. Den Landkreistag habe er in dieser Sache ebenfalls auf seiner Seite.

Doch auch wenn es mit den Erstimpfungen im Impfzentrum momentan nicht so läuft, hofft man im Ebersberger Landratsamt doch, dass diese Einrichtung im Landkreis noch über den 30. September hinaus erhalten bleibt. Eine mögliche Verlängerung der Verträge war am Dienstag auch Thema bei einer Konferenz der Gesundheitsminister von Bund und Ländern. "Ich denke, dass wir die Impfzentren noch eine Weile brauchen", sagte der Ebersberger Landrat, auch wenn sie aufgrund der hohen Kosten natürlich keine Dauerlösung sein dürften. Momentan sei aber die Impfquote - sie liegt im Landkreis bei etwa 46 Prozent - noch zu niedrig, um auf die Impfzentren verzichten zu können. Zudem sei unklar, ob möglicherweise bereits im Herbst eine dritte Impfung zur Auffrischung des Schutzes nötig sei.

© SZ vom 17.06.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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