Schon zum zweiten Mal binnen zweieinhalb Jahren gibt es im Grafinger Waldkindergarten "Waldinsel" einen Bundesfreiwilligendienstler - kurz: Bufdi - aus Tadschikistan. Warum das so ist, wollte die SZ von Kindergartenleiterin Regina Fögler wissen.
SZ: Frau Fögler, so langsam könnten Sie eine auf Tadschikistan spezialisierte Reiseagentur aufmachen, oder?
Regina Fögler: Das wäre wahrscheinlich keine sehr erfolgreiche Agentur. Meine beruflichen Kompetenzen verorte ich in der Pädagogik. Und die Arbeit im Waldkindergarten macht mir so großen Spaß, dass ich die tadschikische Reiseagentur lieber denjenigen überlasse, die das können.
Aber ein bisschen kennen Sie sich inzwischen am Pamir aus?
Auskennen ist wahrscheinlich das falsche Verb. Aber ja: Wir haben seit einigen Wochen den zweiten "Bufdi" aus Tadschikistan. Ein paar Fotos haben sie mir gezeigt. Die Landschaft ist wunderschön!
Was hat die Grafinger Waldinsel dort so bekannt gemacht?
Da müsste ich ein bisschen ausholen, in Ordnung?
Wir bitten darum!
Wir haben damals wir eine "Bufdi"-Bewerbung erhalten von einem jungen tadschikischen Mann. Der studierte im Baltikum an einer Universität. Sein Schreiben hat mich sehr beeindruckt. Er setzte sich nämlich darin richtig mit unserem Konzept auseinander - und ging nicht einfach den bequemen Weg übers "Bufdi"-Portal des Bundes. Die Nachfrage aus den Einrichtungen ist groß. Der hätte sicher über das Portal sofort Angebote bekommen aus denen er hätte wählen können.
Und der zweite tadschikische "Bufdi"?
Der ist über ein paar Ecken mit dem ersten verwandt. Trotzdem war die Sache ziemlich kompliziert.
Warum?
Für die Einreise nach Deutschland aus Tadschikistan braucht man ein Visum. Dafür ist ein persönlicher Termin bei der Deutschen Botschaft in Duschanbe nötig. Als er den endlich hatte und mit seinen Unterlagen dorthin fuhr, fiel auf: Die schriftliche Einverständniserklärung seiner Eltern fehlte. Damals war er noch 17 Jahre alt. Jedenfalls musste er einen neuen Termin ausmachen, den er aber erst nach zwei Monaten bekam. Ich habe mich natürlich bei der Botschaft in Duschanbe gemeldet und unser Problem geschildert: Dass wir echt auf einen neuen "Bufdi" angewiesen sind. Dass wir von Bewerbern nicht gerade überrannt werden. Ob sie das nicht freundlicherweise irgendwie beschleunigen könnten?
Und?
Keine Chance. Das ist ein elektronisches Buchungssystem.
Am Ende hat sich aber dann doch noch alles gut gefügt.
Ja, zum Glück ist er jetzt da! Ein freundlicher - manchmal etwas schüchterner - junger Mann, der mit Interesse bei der Sache ist und gut mit Kindern umzugehen weiß. Natürlich ist es ein bisschen unglücklich, dass er nicht gleich im September mit dem Start des Kindergartenjahres anfangen konnte. Aber das ist nun halt so.
Und die Sprachbarriere?
Die gibt es, ist aber ist eher niedrig. Er hat in Tadschikistan deutsch gelernt und musste für die "Bufdi"-Bewerbung das B1-Sprachniveau nach dem Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens für Sprachen nachweisen. B1 entspricht der dritten von sechs Stufen. Wer sie erreicht, versteht das allermeiste und kann sich auch schon ganz passabel ausdrücken. Und wenn es mal hakt, dann ist das auch kein Problem. Im Kindergarten geht es ja sehr locker zu.