Flüchtlinge im Landkreis Ebersberg:Bis Juli ist Platz

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So wie 2013 könnte es auf dem Gelände des Grafinger Gymnasiums bald wieder aussehen: Der Landkreis baut dort eine Flüchtlingsunterkunft. (Foto: Christian Endt)

Von diesem Dienstag an werden dem Landkreis Ebersberg wieder Asylbewerber zugeteilt. Für diese soll am Gymnasium Grafing eine Behelfsunterkunft gebaut werden, eine dauerhafte soll am Bauhof entstehen.

Von Wieland Bögel, Ebersberg/Grafing

Der Landkreis plant eine neue dauerhafte Flüchtlingsunterkunft in Grafing. Dies gab Landrat Robert Niedergesäß (CSU) nun bei einem Pressegespräch bekannt. Demnach habe die Stadt Grafing dem Landkreis ein Grundstück beim Bauhof angeboten, dort könnte Wohnraum für etwa 100 Personen geschaffen werden. Bis es soweit ist, muss allerdings ein anderes Grundstück in Grafing herhalten: jenes des Gymnasiums. Dort soll in den kommenden Wochen eine Containerunterkunft entstehen, wie sie bereits vor zehn Jahren errichtet worden war.

Grund ist, dass der Landkreis nach einigen Wochen Pause wieder Asylbewerber unterbringen muss. Der nächste Bus kommt an diesem Dienstag, 50 Personen brauchen dann ein Dach über dem Kopf. Derzeit sind in der Unterkunft in Pöring noch Plätze frei, so war es nun aus dem Landratsamt zu erfahren. Dort wurde in den vergangenen Wochen umgebaut, so dass nun insgesamt 120 Plätze zur Verfügung stehen, zudem habe man auch einige der bisherigen Bewohner in andere Einrichtungen verlegt. Daher könnten dort auch weitere 50 Personen untergebracht werden, die voraussichtlich in drei Wochen im Landkreis ankommen sollen.

Am Gymnasium gab es von 2013 an bereits für drei Jahre eine Behelfsunterkunft

Ob es danach im gleichen Rhythmus weitergeht, also alle drei bis vier Wochen um die 50 Menschen versorgt werden müssen, sei noch nicht abzusehen, so Niedergesäß. Zumindest bis Juli könnte man die Leute mit den vorhandenen Kapazitäten noch unterbringen - zu diesen zählt auch die Containerunterkunft am Grafinger Gymnasium. Eine solche gab es bereits einmal, 2013 errichtete der Landkreis auf dem Schulgelände einen Containerbau, bis 2016 war dieser in Benutzung. Ob man Teile der alten Anlage wiederverwenden könne, müsse man noch prüfen, so Niedergesäß.

Komplett neu dagegen soll dagegen die Unterkunft an der Glonner Straße werden. Den Plan dafür gab es schon früher, die Stadt Grafing wollte bereits 2015 zusammen mit dem neuen dem Bauhof gleich eine Flüchtlingsunterkunft bauen. Daraus wurde zwar nichts, allerdings ist das Grundstück seitdem als "Sondergebiet Übergangswohnheim" ausgewiesen. Dieses Wohnheim, so Brigitte Keller, Leiterin der Zentralabteilung im Landratsamt, werde massiver gebaut als das Containerdorf am Pausenhof und solle mindestens fünf Jahre lang genutzt werden können. Allerdings sei die Einrichtung wohl erst im Laufe des kommenden Jahres bezugsfertig.

Neben dem Grafinger Bauhof in der Glonner Straße soll eine dauerhafte Flüchtlingsunterkunft entstehen. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

In der Zwischenzeit müssten, je nachdem, wie sich die Lage entwickelt, weitere Immobilien gefunden werden. Es gebe derzeit zwar "noch einige Optionen im Landkreis", also Grundstücke oder Gebäude bei denen die Aussicht bestehe, diese in eine Unterkunft umnutzen zu können. Aber - so Niedergesäß wenig später in der Kreistagssitzung - nach derzeitigem Stand sei "die Aufnahme-Kapazität nicht bis Jahresende gegeben".

Darauf, dass die Neuankömmlinge möglichst bald wieder aus der Zuständigkeit des Landkreises fallen, weil ihr Asylverfahren erledigt ist, könne man auch nicht hoffen - diese Abgänge erfolgten "in homöopathischen Dosen", sagt Niedergesäß. Im Landratsamt zitiert man aus einer Statistik des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge, demnach dauert ein durchschnittliches Asylverfahren 7,6 Monate, wird gegen das Ergebnis geklagt sind es sogar 26 Monate.

Die Turnhallen der kreiseigenen Schulen sollen nicht zu Schlafsälen werden

Zwei theoretisch mögliche Optionen, um die Kapazität der Unterkünfte zu erweitern, möchte Niedergesäß ausdrücklich nicht ziehen: Weder soll es eine Umwandlung der Turnhallen kreiseigener Schulen zu Schlafsälen geben noch sollen die sogenannten Fehlbeleger - Personen, deren Asylantrag bewilligt ist - aus den Unterkünften ausziehen müssen. Für Niedergesäß ist klar, dass man "niemanden aus dem Haus weisen" wolle, um Platz zu schaffen.

Rein rechtlich wäre für die Unterbringung anerkannter Flüchtlinge nicht länger der Landkreis zuständig. Finden diese Personen allerdings keine Wohnung und müssten trotzdem die Unterkünfte verlassen, fielen sie als Obdachlose in die Zuständigkeit der Gemeinden, die ohnehin kaum Kapazitäten haben. Auch darum werde man die Fehlbeleger weiter in den Unterkünften des Kreises wohnen lassen, sagt Niedergesäß.

Zumal die Zahl der Fehlbeleger vergleichsweise überschaubar ist: Laut Landratsamt sind in den Unterkünften derzeit 1011 Personen untergebracht, davon sind 180 Personen Fehlbeleger. Flüchtlinge aus der Ukraine sind jeweils nicht eingerechnet, da diese kein Asylverfahren durchlaufen müssen, aber von diesen sind die meisten ohnehin privat untergebracht, insgesamt leben derzeit 1664 Menschen aus der Ukraine im Landkreis Ebersberg, davon aber nur 244 in einer staatlichen Unterkunft.

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