Flächenverbrauch:Vergleichsweise bescheiden

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Im Landkreis Ebersberg, hier das Baugebiet Bergfeld in Poing, entstehen viele neue Gebäude. Allerdings weniger, als man angesichts des Bevölkerungswachstums vermuten würde. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Der Landkreis Ebersberg hat zwar das zweitgrößte Bevölkerungswachstum in der Region, dafür einen unterdurchschnittlichen Flächenverbrauch - das könnte zusammenhängen.

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Der Landkreis Ebersberg hält seit Jahren einen etwas ambivalenten Rekord: Beim Wachstum der Bevölkerungszahlen ist man immer mindestens Vize-Meister in der Region, seit 2010 nahm der Wert um 11,5 Prozent zu, nur der Landkreis Dachau wächst mit zwölf Prozent noch etwas schneller. Entsprechend groß ist der Bedarf an zusätzlichem Wohnraum, und der Flächenverbrauch ist auch nicht niedrig - trotzdem liegt er deutlich unter dem Durchschnitt.

Der betrug in Bayern in den Jahren 2016 bis 2020 laut einer aktuellen Statistik des Planungsverbandes Äußerer Wirtschaftsraum München 2,7 Prozent. Um diesen Wert nahm die Siedlungsfläche im Freistaat binnen dieser fünf Jahre zu, sie liegt nun bei 542 155 Hektar. Davon entfallen 147 869 Hektar auf den Bezirk Oberbayern, hier gab es im entsprechenden Zeitraum einen Zuwachs von 2,3 Prozent. Etwas darüber, mit 2,4 Prozent, liegt er im Münchner Umland, also in den Landkreisen rund um die Landeshauptstadt, in diesen sind insgesamt 50 709 Hektar mit Siedlungsstrukturen bestanden. Davon wiederum entfallen 4742 Hektar auf den Landkreis Ebersberg, was zwar immerhin 97 mehr sind als noch fünf Jahre zuvor, aber lediglich einem Wachstum von 2,1 Prozent entspricht.

Um immer mehr Einwohner unterzubringen muss dichter gebaut werden

Dass nun ausgerechnet im Landkreis mit dem zweithöchsten Bevölkerungswachstum - zumindest prozentual - das Wachstum beim Flächenverbrauch unter dem Durchschnitt liegt, dürfte kein Zufall sein, wie der Vergleich mit dem Wachstumsmeister in absoluten Zahlen zeigt. Während im Jahr 2020 im Landkreis Ebersberg 14 892 Personen mehr lebten als zehn Jahre zuvor, nahm die Einwohnerzahl in der Landeshauptstadt im gleichen Zeitraum um 135 016 zu, das entspricht rund zehn Prozent. Absolut ist München auch bei der Siedlungsfläche deutlich auf Platz eins in der Region: 18 127 Hektar waren es 2020 - was nur ein Prozent mehr ist als fünf Jahre zuvor. Auch wenn diese Statistik einen kürzeren Zeitraum untersucht, müsste bei gleichem Flächenverbrauch pro Neubürger dieser zumindest im Bereich von etwa fünf Prozent liegen.

Warum dies nicht so ist, zeigt eine weitere Statistik, der individuelle Bedarf oder die Flächeninanspruchnahme, wie die Experten sagen. Der Wert wird berechnet nach Zahl der Einwohner und sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätzen, da auch Gewerbebauten als Siedlungsfläche gelten. Im Jahr 2020 lag er in München bei 97,8 Quadratmetern. Das ist nicht nur der niedrigste Wert in der Region - der Bayern-Schnitt ergibt 456,6, jener in der Region immer noch 223,2 Quadratmeter - sondern er zeigt auch einen Rückgang seit dem Jahr 1980, als der Wert noch bei 107,7 Quadratmetern lag.

Die Zahl der Ein- und Zwei-Zimmer-Wohnungen in der Region steigt seit Jahren

Im Landkreis Ebersberg hat man zwar mit 375 Quadratmetern pro Einwohner und Arbeitsplatz deutlich mehr Beinfreiheit und diese ist seit 1980 auch stetig gewachsen. Im regionalen Vergleich ist der Wert aber eher niedrig: So liegt er im Nachbarlandkreis Erding bei 599,2 Quadratmetern - das ist regionaler Rekord - 566,1 sind es im Landkreis Landsberg und immerhin noch 423 in Freising. Im Landkreis Dachau - wo der Bevölkerungszuwachs am höchsten ist - liegt die Flächeninanspruchnahme pro Einwohner und Arbeitsplatz zwar mit 397,2 Quadratmeter etwas höher als in Ebersberg, ist allerdings seit 2010 um 32,6 Quadratmeter gesunken. Und das Wachstum der Siedlungsfläche insgesamt beträgt zwischen 2016 und 2020 wie in Ebersberg nur 2,1 Prozent. Besonders niedrig ist diese auch in den Landkreisen Starnberg und München mit 1,7 beziehungsweise 1,5 Prozent.

Was in allen Fällen daran liegen dürfte, dass es dort eine nennenswerte Knappheit an verfügbaren Flächen gibt, so dass diese effizienter genutzt - konkret dichter bebaut - werden müssen. Eine andere Statistik scheint dies zu belegen: So betrug der Anteil an Ein-Zimmer-Wohnungen in der Region München im Jahr 2010 noch 6,1 Prozent, 2020 waren es bereits 8,5, bei den Zwei-Zimmer-Wohnungen stieg der Anteil im gleichen Zeitraum von zehn auf 15,1 Prozent. Umgekehrt sank der Anteil von Wohneinheiten mit vier Zimmern von 26,8 auf 22 und der mit fünf Zimmern von 16,2 auf 13,1 Prozent. Da im gleichen Zeitraum die Zahl der Wohngebäude in der Region von 431 499 auf 479 326 angestiegen ist, kann man davon ausgehen, dass die anteilige Verschiebung daran liegt, dass mehr Mehrfamilienhäuser und Geschosswohnungsbau entstanden sind.

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