Öffentliche Sicherheit:Damit Hilfe keine Glücksache ist

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Stürme, Waldbrände, Überflutungen: Auch der Landkreis Ebersberg wird verstärkt mit gefährlichen Wetterlagen konfrontiert werden. Die Ausrüstung der Rettungskräfte ist aber kaum mehr funktionstüchtig.

Von Andreas Junkmann, Ebersberg

Dass schwere Unwetter mit Stürmen und Starkregen jederzeit und überall zuschlagen können, hat der vergangene Sommer im Landkreis Ebersberg gezeigt: Über mehrere Wochen hinweg standen immer wieder Straßen und Felder unter Wasser, Bäume im Forst knickten um wie Streichhölzer und faustgroße Hagelkörner richteten schwere Schäden an. Experten sind sich einig, dass solcherlei Wetterkapriolen mit dem fortschreitenden Klimawandel immer häufiger auftreten werden. Um sich dagegen zu rüsten, wird der Landkreis Ebersberg in den kommenden Jahren viel Geld in die Hand nehmen müssen, um kräftig in den örtlichen Katastrophenschutz zu investieren.

"Dass das Ding so notwendig ist, wie noch nie, haben die jüngsten Ereignisse gezeigt", sagte Klaus Schmid vom Fachbereich Öffentliche Sicherheit am Landratsamt in der Sitzung des Liegenschaftsausschusses am Mittwochnachmittag. Was Schmid meinte, war ein neues Notstromaggregat, dass das Technische Hilfswerk dringend benötige, ist das jetzige Gerät doch inzwischen 41 Jahre alt. Mit dieser Maschine sollen im Fall der Fälle wichtige Einrichtungen - wie Landratsamt, Polizeistationen oder Pumpanlagen - mit Strom versorgt werden. Die Vorhaltung einer kreiseigenen Netzersatzanlage sei die einzige Möglichkeit, schnell und angemessen auf große Schadensereignisse reagieren zu können, heißt es von der Verwaltung. Damit ist das Notstromaggregat eines von vielen technischen Geräten, das für die nächsten Jahre als dringende Investition im sogenannten Feuerwehrbedarfsplan auftaucht.

Diesen hatte der Landkreis bereits 2015 auf den Weg gebracht, seine grundsätzliche Zustimmung zu dem Planungspapier gab der Kreistag im Jahr 2019. In der Zeit dazwischen wurden im Bedarfsplan Fahrzeuge und Gerätschaften erfasst, die entweder neu angeschafft oder demnächst ersetzt werden müssen, um die bestmögliche Arbeit der Rettungskräfte weiterhin gewährleisten zu können. Warum dafür eine so detaillierte Planung mit vielen Jahren an Vorlauf notwendig ist, erklärte nun im Kreisausschuss Andreas Wenzel, Sachgebietsleiter Öffentliche Sicherheit am Landratsamt: Es handele sich bei der Beschaffung von solchem Spezialgerät um langwierige Verfahren, was neben dem Vergaberecht auch an der Komplexität der Fahrzeuge liege. "Es kann schon mal eineinhalb Jahre dauern von der Erstellung bis zum tatsächlichen Kauf", so Wenzel.

Nicht zuletzt deshalb ist es notwendig, dass der Liegenschaftsausschuss regelmäßig über den Bedarf bei den Rettungsdiensten in der Region informiert wird - und dort hat sich inzwischen wieder einiges angesammelt. Neben dem eingangs erwähnten Notstromaggregat für das THW brauchen die Feuerwehren in Markt Schwaben und Poing neue Rüstwagen. Während Poing sein Fahrzeug bereits im vergangenen Jahr bekommen hat, verzögert sich die Auslieferung in der Nachbargemeinde voraussichtlich auf nächstes Jahr. Gleiches gilt für einen Einsatzleitwagen für die Unterstützungsgruppe örtliche Einsatzleitung. Das alte Fahrzeug springe nur noch mit viel Glück an, so Klaus Schmid. "Und das können wir nicht bringen." Gar nicht mehr funktionstüchtig ist ein weiterer Einsatzleitwagen, der bei einem Brand zerstört wurde und ebenfalls ersetzt werden muss.

Ein neues Fahrzeug braucht auch die Schnelleinsatzgruppe des Bayerischen Roten Kreuzes, denn das bisherige sei altersbedingt nurmehr grenzwertig einsatzfähig, heißt es vom Landratsamt. Dabei seien gerade diese Fahrzeuge enorm wichtig: "Bei zunehmend großflächigen und landkreisübergreifenden Schadenslagen gewinnt die Selbsthilfetätigkeit eines Landkreises zum Schutz seiner Bevölkerung immer mehr an Bedeutung", so die Kreis-Behörde. Was kurz und knapp heißt: Schnelle Hilfe von außerhalb ist in Härtefällen nicht immer verfügbar.

Das gilt ebenfalls für größere Brände, vor denen auch der Landkreis Ebersberg nicht gefeit sei, wie Klaus Schmid sagte. "Vor allem im Süden brauchen wir mehr Wasser", so der Mitarbeiter des Landratsamtes. "Waldbrand und größere Brände, das wird auch uns irgendwann treffen." Um für längere Trockenperioden und die dadurch erhöhte Gefahr von Feuerausbrüchen gewappnet zu sein, will der Landkreis zwei zusätzliche Tanklöschfahrzeuge kaufen. Vor 2023 ist mit deren Auslieferung allerdings nicht zu rechnen. Im gleichen Jahr soll außerdem ein neuer Schlauchwagen bestellt werden und auch ein Einsatzleitwagen für Besprechungen steht auf dem Wunschzettel der Rettungskräfte, ist das jetzige Fahrzeug doch bereits 30 Jahre alt "und in einem schlechten Zustand", wie es heißt.

"Es ist eine ganze Menge, die wir in den nächsten Jahren vorhaben", fasste Klaus Schmid die geplanten Anschaffungen zusammen, die dem Landkreis mehrere Millionen Euro kosten dürften. Immerhin wolle man versuchen, die ausrangierten Fahrzeuge noch zu Geld zu machen. Man habe da schon einige Interessenten an der Hand, so Schmid. Manche Geräte wolle man trotz ihres fortgeschrittenen Alters aber auch einfach behalten - schließlich können diese in künftigen Notlagen noch von unbezahlbarem Wert sein.

© SZ vom 01.10.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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