Ehrenamt im Landkreis Ebersberg:Feuer und Flamme

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Ein paar Mal haben sich einige der Jugend-Gruppen im Sommer 2020 auch persönlich getroffen, wie hier in Emmering - immer mit Abstand und Maske. (Foto: Privat)

Die Jugendfeuerwehren im Landkreis Ebersberg setzen im Corona-Jahr auf ganz neue Methoden, um den Nachwuchs bei Laune zu halten.

Von Johanna Feckl, Ebersberg

In beinahe allen Jugendgruppen der Freiwilligen Feuerwehren im Landkreis Ebersberg sind im Corona-Jahr 2020 die Zahlen der Mitglieder geschrumpft. Kreisbrandrat Andreas Heiß betont zwar, dass jährliche Schwankungen die Regel seien - ganz unabhängig davon, ob eine Pandemie wütet. Er sagt aber auch: "Die Nachwuchsgewinnung ist aktuell sehr schwierig, da wir uns in der Öffentlichkeit nicht so präsentieren können, wie wir es sonst tun, und damit weniger junge Leute aktiv ansprechen können." Daneben können auch Gruppen-Treffen nicht mehr in gewohnter Form stattfinden. Mit kreativen Ideen schaffen es die Feuerwehren bislang dennoch, die Nachwuchsförderung trotz dieser schwierigen Bedingungen zu meistern.

Mit dem Stichtag 31. Dezember 2020 engagierten sich im Kreis 301 Jugendliche in 26 Jugendfeuerwehrgruppen - 68 Mädchen und 233 Buben. Insgesamt gibt es übrigens 47 Freiwillige und eine Werkfeuerwehr. Ende 2019 waren es 307 Jugendliche. Auf den ersten Blick scheint das kein großer Schwund zu sein. Dass die Gesamtzahl der jungen Feuerwehrler relativ stabil geblieben ist, liegt aber zu einem Großteil daran, dass allein in die Ebersberger Jugendgruppe 22 Mädchen und Buben eingetreten sind, wie es im Jahresbericht für die Jugendfeuerwehren des Kreises heißt.

Jugendliche aktiv anzusprechen und sie für die Feuerwehr zu werben, funktioniert aktuell nicht

Ein solcher Zuwachs sei für eine einzelne Jugend-Truppe ungewöhnlich viel, sagt Mathias Weigl. Seit 20 Jahren ist der 44-Jährige Kreis-Jugendfeuerwehrwart. In Ebersberg gelte deshalb auch erst einmal ein Aufnahmestopp. 20 von den 26 Jugendfeuerwehren hätten im vergangenen Jahr jedoch ein Mitglieder-Minus zu verzeichnen. Weigl spricht von "massiven Einbußen". Auch Kreisbrandrat Heiß sagt: "301 ist eine gute Zahl, aber klar: Es könnten schon mehr sein." Der 53-Jährige verweist auf das Jahr 2015, in dem es mit 405 Jugendlichen ein Mitgliederhoch gab - das entspricht einem Schwund von 25 Prozent innerhalb von fünf Jahren.

Es ist nun einmal so, wie Sebastian Sporer aus Emmering sagt: "Zwischen zwölf und 18 Jahren, da hat man sowieso immer alles Mögliche im Kopf - das ist schon eine Kunst, die Jugendlichen da bei der Stange zu halten." Der 35-Jährige hat 2010 zusammen mit dem damaligen Kommandanten Mathias Kirchlechner bei der Emmeringer Feuerwehr eine Jugend-Gruppe gegründet. 2020 sind dort zwei neue Mitglieder hinzugekommen, insgesamt engagieren sich um die 15 Mädchen und Buben. Das ist ziemlich viel, wenn man bedenkt, dass in Emmering nicht einmal 1500 Menschen leben. Bei solchen Zahlen scheint es, als ob das "bei-der-Stange-Halten" in Emmering sehr gut gelingt - trotz Corona.

Ein Grund könnte sein, dass die Emmeringer rasch begonnen haben, in der Ausbildung des Nachwuchs auf Online-Formate zu setzen. Bereits seit Anfang November hat die Jugendfeuerwehr einen eigenen Web-Auftritt. Dort gibt es verschiedene Videos zu sehen, darunter werden die Inhalte anhand von Aufgaben im Multiple-Choice-Schema abgefragt. "Bei uns in der Feuerwehr gibt es ein paar IT-Experten", erklärt Sebastian Sporer die Hintergründe zu diesem Pilotprojekt. Die Fachmänner haben die Website aufgesetzt, inhaltlich konzeptioniert hat es eine kleine Gruppe der erwachsenen Feuerwehrler. Die Fleißigsten unter den jungen Anwärtern sollen in ein paar Monaten einen Preis bekommen.

Und die Resonanz der freiwilligen Übungen? "Wir sind zufrieden", sagt Sporer. Er zögert. "Aber etwas besser geht natürlich immer", ergänzt er schließlich. Der 35-Jährige erzählt von vielen Abenden im vergangenen Jahr, an denen er sich und eine Handvoll seiner Kameraden und Kameradinnen getroffen hätten. "Wir sind ja nicht nur zum Feuer ausmachen da", sagt er. "Wir versuchen ständig, uns irgendeinen neuen Scheiß einfallen zu lassen, damit es den Jugendlichen so fast ohne echtes Zusammenkommen nicht langweilig wird."

Auch andere Feuerwehr-Jugendwarte haben sich so einiges einfallen lassen, wie sie trotz Kontaktbeschränkungen und Abstandsregeln den Nachwuchs bei Laune halten. So gab es beispielsweise im Sommer Schnitzeljagden im Freien, in denen die Jugendlichen einen bestimmten Hydranten im Ort finden sollten, wie Kreisbrandrat Heiß erzählt. Den jährlichen Kreisjugendfeuerwehrtag im September, zu dem eigentlich alle Jugendgruppen zusammenkommen, gab es als dezentrale Veranstaltung mit 13 Jugendfeuerwehr-Teams. Auch die Emmeringer Online-Lernplattform hätten schon einige andere Jugendwarte in Augenschein genommen und angefragt, ob sie diese für ihre Gruppe verwenden dürften, so Heiß weiter.

"Digital ist einiges möglich", sagt auch Kreis-Jugendfeuerwehrwart Weigl. Der Sozialpädagoge erzählt von einer Fortbildung, die er in seinem Hauptberuf besuchte. Dort ging es um eine spielebasierte Lernplattform, von der sich der 44-Jährige gut vorstellen kann, sie in Zukunft auch in die Arbeit der Jugendfeuerwehren zu integrieren. "Online kann sicherlich eine Chance für unsere Jugendarbeit sein", so Weigl weiter, "und das über Corona hinaus."

Auch bei der Jugendfeuerwehr im Plieninger Ortsteil Gelting findet der Unterricht der Jugendlichen online statt. Veronika Kneissl ist die Zweite Jugendwartin in Gelting. Sie erzählt, dass die zweiwöchigen Gruppen-Treffen bereits seit einigen Monaten via Videokonferenzen stattfinden. Die bevorstehende Übung soll von Fahrzeugkunde handeln: Wo befindet sich welches Gerät - das lasse sich wunderbar online erklären, so die 20-Jährige. Dennoch: "Es ist natürlich nicht das Gleiche wie ein persönliches Treffen." Man verliere schon das eine oder andere Mitglied, denn neben Homeschooling nun auch in der Freizeit noch mehr Zeit vor einem Bildschirm zu sitzen als ohnehin schon sei vor allem für manch einen der Jüngeren zu anstrengend. So lauten vereinzelte Rückmeldungen, die Kneissl von Eltern erhält.

Die Website der Emmeringer Jugendfeuerwehr gibt es unter jugend.ffw-emmering.de/index.php.

© SZ vom 17.02.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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