Medizin:Neue Methode gegen Bluthochdruck

Lesezeit: 2 min

Martin Schmidt (links), Chefarzt der Kardiologie der Kreisklinik Ebersberg, verödet unterstützt von Tobias Lang im Herzkatheterlabor der Kreisklinik Ebersberg bei einer renalen Denervation Nerven an der Niere. (Foto: Kreisklinik/oh)

Bei Patienten, denen Medikamente nicht mehr helfen, setzt die Kardiologie in der Ebersberger Kreisklinik nun auf die renale Denervation.

Als eines der ersten Teams in Deutschland hat die Kardiologie der Kreisklinik Ebersberg einen neu aufgewerteten Eingriff gegen Bluthochdruck erfolgreich ausgeführt, wie die Klinik nun in einer Pressemitteilung informiert. "Die sogenannte renale Denervation hilft bei Menschen, deren hoher Blutdruck sich durch Medikamente schwer oder gar nicht in den Griff bekommen lässt", erklärt Chefarzt Martin Schmidt.

Fast jeder Dritte in Deutschland leidet unter Bluthochdruck. Hypertonie, wie Mediziner ihn nennen, ist ein Risikofaktor. Der erhöhte Druck auf die Gefäße kann Organe schädigen, Schlaganfall, Herzinsuffizienz, Herzinfarkt und Herzrhythmusstörungen nach sich ziehen. "Viele Betroffene bekommen Medikamente, die den Blutdruck senken. Aber nicht bei jedem hilft das", sagt Schmidt. In solchen Fällen komme die renale Denervation als Therapie in Betracht.

Sie ist ein minimalinvasives Verfahren, bei dem über die Leiste ein etwa 80 Zentimeter langer Katheter in die Nierenarterie eingebracht wird. Die Niere spielt für den Blutdruck eine wichtige Rolle. Sie ist über die Produktion von Hormonen und die Steuerung des Kochsalz- und Wasserhaushaltes die zentrale Schaltstelle für den Blutdruck im menschlichen Körper. Ausgehend vom Gehirn werden zudem Impulse über Nervenbahnen an die Nieren gesendet. Bei manchen Patienten ist dieses sympathische Nervensystem übererregbar - mit der Folge eines dauerhaft erhöhten Blutdruckes.

Eine Vollnarkose ist für den Eingriff nicht nötig

Genau hier setzt nach Angaben der Kreisklinik das Verfahren an, das das Team um Chefarzt Martin Schmidt Anfang März zum ersten Mal erfolgreich ausgeführt hat. "Über den Katheter wird ein Draht zur Nierenarterie bewegt, an dessen Enden vier Elektroden sitzen, mit denen wir die Nerven veröden können", führt er aus. Die Elektroden werden dabei über Radiofrequenzenergie auf 50 bis 60 Grad erhitzt. Man spricht von einer Ablation. "Unsere Patienten werden für die renale Denervation sediert und bekommen ein Schmerzmittel. Eine Vollnarkose ist nicht nötig", sagt der Kardiologe. Etwa eine Stunde dauert der Eingriff. Danach bleiben die Patienten eine Nacht in der Kreisklinik Ebersberg.

Ob Patienten mit Bluthochdruck für die renale Denervation in Frage kommen, sollte zuvor durch einen Hypertoniespezialisten, einen Kardiologen oder Nephrologen abgeklärt werden. Dabei spielen unter anderem die Blutdruckhöhe bei einer 24-Stunden-Messung und die Zahl der angewendeten Medikamente eine Rolle. Außerdem müssen andere mögliche Ursachen für einen Bluthochdruck ausgeschlossen werden.

Derzeit bieten in Deutschland nur sehr wenige Kliniken die renale Denervation an. Schmidt, als Kardiologe und Nephrologe selbst Mitglied der Deutschen Hochdruckliga, führte zwischen 2010 und 2014 einen Vorläufereingriff der aktuellen renalen Denervation an einer Münchner Klinik aus. "Im Prinzip ist es der gleiche Eingriff. Allerdings hat sich der Katheter verändert", so Schmidt.

Die Studienlage zum Erfolg des Eingriffs war damals nach Angaben der Kreisklinik nicht eindeutig, weshalb er zwischenzeitlich von den Krankenkassen nicht übernommen und somit auch kaum eingesetzt wurde. Inzwischen gebe es neue Studien, die zu eindeutig positiven Ergebnissen gekommen sind, sodass der Eingriff eine klare Aufwertung in der Leitlinie der Europäischen Bluthochdruckgesellschaft erfahren hat: Die Blutdruckwerte sinken durchschnittlich über einen Zeitraum von 36 Monaten nach dem Eingriff deutlich. "Wir denken, dass wir vielen schwer einstellbaren Bluthochdruckpatienten damit eine sehr gute Behandlungsmethode anbieten können", ist Schmidt überzeugt.

© SZ/sz - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusGleichgeschlechtliche Paare im Landkreis
:"Ich glaube nicht, dass Gott einen Fehler gemacht hat"

Seit Dezember 2023 dürfen homosexuelle Paare seitens der katholischen Kirche gesegnet werden - nun auch offiziell. Die Steinhöringerin Lisa Müller und ihre Frau machten aber schon vorher einen ganz besonderen Tag aus ihrer Segnung.

Von Franziska Langhammer

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: