Gesundheitswesen im Landkreis:Zertifikat für ökologische und soziale Nachhaltigkeit

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Die Kreisklinik hat schon viel unternommen, um möglichst nachhaltig zu wirtschaften. Durch die Zertifizierung sollen die Bemühungen aber laut Klinik-Chef Huber nicht weniger werden. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Die Ebersberger Kreisklinik ist als eines von acht bayerischen Krankenhäusern als "Green Hospital Plus" ausgezeichnet worden. Klinik-Chef Huber freut sich darüber - ein Grund, sich in Sachen Nachhaltigkeit nun auszuruhen, sei das aber nicht.

Von Johanna Feckl, Ebersberg

Elf Jahre liegt der Startschuss mittlerweile zurück, nun ist es soweit: Die Kreisklinik Ebersberg hat als eine von acht Kliniken in Bayern die Auszeichnung " Green Hospital Plus" erhalten. Damit würdigen das Bayerische Umwelt- und Verbraucherschutzministerium sowie das Bayerische Pflege- und Gesundheitsministerium Krankenhäuser, die besonders viele Anstrengungen für Nachhaltigkeit in den Bereichen Energie, Umwelt und Mensch unternehmen. "Die Zertifizierung bringt uns als Klinik die Sicherheit, dass wir in unserem Handeln ökologisch und auch im Umgang mit Personal und Patienten auf einer sinnvollen Spur sind", sagt Klinik-Chef Stefan Huber im Gespräch mit der SZ.

Ins Leben gerufen hat die Staatsregierung die Initiative "Green Hospital" bereits im Jahr 2011 und zwar als Beitrag zur bayerischen Energiewende, wie eine Ministeriumssprecherin mitteilt. Denn: Das Gesundheitswesen sei immerhin für fünf Prozent der Treibhausgase verantwortlich. 2013 und 2016 dann wurden insgesamt 14 Krankenhäuser als "Green Hospital" ausgezeichnet, 2019 schließlich war der Start der Initiative "Green Hospital Plus" mit nun deutlich höheren Anforderungen. "Stand zu Beginn der Initiative vor allem der Klimaschutz im Fokus, sind es heute Klimaneutralität, Umweltschutz und der Schutz der Interessen von Patienten, Mitarbeitern und Dritten", so die Ministeriumssprecherin weiter. Außerdem hat das neue Zertifikat eine Gültigkeit von fünf Jahren.

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Für Stefan Huber ist bereits jetzt klar, dass sich die Klinik in fünf Jahren erneut um eine erneute Zertifizierung bemühen wird. "Bis dahin müssen wir unsere Hausaufgaben erledigen", sagt er. Er geht davon aus, dass die Kriterien bis dahin nochmals härter werden. "Vielleicht stehen dann auch Themen auf dem Plan, die heute noch gar niemand auf dem Schirm hat."

Aber auch für die aktuelle Auszeichnung war es nicht gerade wenig, was die Klinik vorgewiesen hat. Allein durch die Umstellung der gesamten Beleuchtung auf energiesparende LEDs werden Huber zufolge 250 000 Kilowattstunden Strom pro Jahr eingespart - das entspreche ungefähr dem Verbrauch von 84 Haushalten. Auch die Photovoltaikanlage auf dem Dach des neuen Personalbaus hat ein Einsparvolumen von 500 000 Kilowattstunden Strom, etwa dem Verbrauch von 300 Haushalten. Der neue Personalbau gegenüber der Zentralen Notaufnahme ist zudem komplett in nachhaltiger Holzbauweise entstanden.

Der Bautrakt direkt an der Münchener Straße wurde im Rahmen einer Sanierung auf den neuesten ökologischen Stand gebracht. In der Klinikküche kommen nur regionale und Bio-Lebensmittel zum Einsatz, und im medizinischen Bereich wird so weit wie möglich auf desinfizierbare Produkte anstatt Einmalprodukte gesetzt, wodurch die Restmüllmenge reduziert wird. Das sind nur einige der Schritte, die die Kreisklinik bisher schon gegangen ist, um nachhaltig und klimaschonend zu wirtschaften.

Auch der Umgang mit Menschen ist für das Zertifikat "Green Hospital Plus" wichtig

Eine weitere Säule, die für die Auszeichnung relevant ist, betrifft die soziale Nachhaltigkeit. Neben Sport- und Gesundheitskursen für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gibt es an der Kreisklinik regelmäßige Patientenbefragungen. Außerdem hat die Klinik zusätzliche Fahrradabstellplätze geschaffen, die Mitarbeitenden haben die Möglichkeit zum Fahrradleasing und ihnen steht sogar ein Lastenfahrrad zu Verfügung. Auch der Bereich Personalentwicklung ist Huber wichtig, wie er sagt. So gibt es für ärztliches Personal ein Mentoringprogramm, in der Pflege gibt es Praxisanleitungen.

"Was für mich entscheidend ist: Die Zertifizierung ist ein Werk der gesamten Klinik", sagt Stefan Huber. "Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mussten am selben Strang ziehen, damit wir die Kriterien erfüllt haben und auch weiterhin erfüllen." Dabei spiele der Technische Dienst, unterstützt von Klimamanager Felix Burmester, eine entscheidende Rolle. Einen Klimamanager einzustellen war ein hohes Ziel der Klinik, wie Huber weiter erzählt. "Wir brauchen jemanden mit einer sehr guten Qualifikation, der den Prozess hin zu einem nachhaltigen Krankenhaus dauerhaft begleitet." Gut eineinhalb Jahre habe es gedauert, ehe die Position besetzt war.

Der Bayerische Umweltminister Thorsten Glauber, der Leiter des Technischen Dienstes Matthias Binsteiner, Landrat und Aufsichtsratsvorsitzender Robert Niedergesäß, Landtagsabgeordneter Thomas Huber, Klinik-Geschäftsführer Stefan Huber und Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (von links) kamen bei einem Festakt in München anlässlich der Verleihung der "Green Hospital Plus"-Auszeichnung in München zusammen. (Foto: Bayerisches Staatministerium für Gesundheit und Pflege/oh)

Der Kriterienkatalog der "Green Hospital Plus"-Initiative umfasst viele Punkte, Maßnahmen umzusetzen klappt nicht von heute auf morgen. Das sieht man auch an den ausgezeichneten Krankenhäusern: Mit der Kreisklinik Ebersberg haben nur sieben weitere Krankenhäuser in Bayern das Zertifikat verliehen bekommen. Laut Ministeriumssprecherin waren es insgesamt elf Häuser mit 16 Standorten, die sich um eine Auszeichnung als "Green Hospital Plus" oder "Best Practice-Krankenhaus" - eine Art "Vor-Auszeichnung" für Krankenhäuser, die bereits bestimmte Mindestanforderungen erfüllt haben - beworben haben. Drei Häuser hätten ihre Bewerbung schließlich bis zur nächsten Auszeichnungsrunde zurückgestellt, weil notwendige Maßnahmen noch nicht umgesetzt waren.

Dass es von Hubers erstmals öffentlich geäußerten Bemühungen im Jahr 2014, die Klinik zu zertifizieren, bis jetzt gedauert hat, ehe es geklappt hat, ist auch Corona geschuldet, das die Bemühungen der Klinik laut Huber um einiges verzögert hat. Zu Beginn der Pandemie, im Sommer 2020, hat die Kreis-ÖDP das Thema in einer Sitzung des Kreis- und Strategieausschusses dann wieder auf den Plan gebracht. Aus formalen Gründen konnte das Gremium zwar nicht weiter eingreifen - zuständig ist die Klinik-Geschäftsführung, nicht der Kreistag. Doch war die "Green Hospital"-Initiative bei allen Mitgliedern auf positive Resonanzen gestoßen.

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