Kommentar:Wer Flüchtlingen die Wohnungssuche erleichtern will, muss anders entscheiden

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Wie hier in Zorneding sind die Kommunen mit ihren Helferkreisen bei der Wohnungsrecherche für Asylbewerber meist auf sich alleine gestellt. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Der Ebersberger Landkreis gibt vor, die Kommunen zu entlasten - schafft dafür aber keine Stelle. Es ändert sich also so gut wie nichts.

Kommentar von Korbinian Eisenberger

Mehr Hilfe vom Landkreis für Flüchtlinge bei der Wohnungssuche. Die Nachricht liest sich gut für jene, denen die Lösung des Problems wichtig ist. Es klingt nach einem guten Vorstoß, den der Kreisausschuss hier beschlossen hat. Im Kern ist dieser Beschluss jedoch dürftig. Die einzige Änderung ist, dass ein Mitarbeiter des Landratsamts künftig zusätzlich zu seinen bisherigen Aufgaben auch noch die Wohnungssuche für Flüchtlinge auf der Agenda hat. Das ist besser als nichts, und wohl als Lösungsansatz zu werten. Allerdings als kein besonders guter.

Um zu diesem Schluss zu kommen, muss man sich nur die Fakten anschauen: Im Landkreis Ebersberg lebt eine hohe dreistellige Zahl an Flüchtlingen, ein Grund, warum jede größere Kommune nach wie vor einen eigenen Asylhelferkreis hat. Man muss also kein Experte sein, um sagen zu können, dass der sogenannte "Ehrenamtskoordinator Asyl" des Landratsamts schon jetzt mit einem großen Berg an Arbeit betraut ist, den er alleine kaum bewältigen kann.

Und genau dieser Mitarbeiter soll nun also auch noch die beschwerliche und nervenaufreibende Wohnungssuche für Flüchtlinge vorantreiben, als Vermittler zu Vermietern fungieren, was für sich schon kompliziert genug ist. Bei allem guten Glauben: Ein seriöses Streben nach Verbesserungen sieht anders aus.

Wohnungssuche von Flüchtlingen
:Ein bisschen Hilfe

Der Landkreis Ebersberg sagt Kommunen bei der Suche nach Wohnungen für anerkannte Flüchtlinge Unterstützung zu. Von Januar an zählt dieser Bereich zu den Aufgaben des Ehrenamtskoordinator Asyl im Landratsamt.

Von Wieland Bögel

Das gibt es Beispiele aus anderen Landkreisen, Mühldorf etwa: Hier wurde eine ganz neue Stelle geschaffen, ein Mitarbeiter kann sich ganz auf die Wohnungssuche für anerkannte Flüchtlinge konzentrieren. Hier wurde jemand installiert, der Städte und Gemeinden glaubhaft entlastet. Klar, wahrscheinlich ist auch das noch viel zu wenig. Aber es ist ein Schritt, der den Verantwortlichen Geld wert ist, den man ihnen als ernsthaftes Ansinnen abkaufen kann.

Was im Landkreis Ebersberg geschieht, dürfte hingegen niemandem wirklich weiterhelfen. Weder den Helferkreisen, noch den Wohnungssuchenden oder dem Menschen mit der Zusatzaufgabe.

© SZ vom 20.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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