Bildungspolitik:In der Ruhe liegt die Kraft

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Der Landkreis Ebersberg tut gut daran, die Berufsschule und das Gymnasium zunächst auf der Warteliste zu belassen. Sind die Vorplanungen für die Projekte allerdings abgeschlossen, muss es schnell gehen.

Kommentar von Andreas Junkmann

Not macht bekanntlich erfinderisch - und könnte für den Landkreis Ebersberg nun sogar zur Lösung eines Problems werden, für das eine Lösung zwischenzeitlich undenkbar schien. Enorme Preissteigerungen in allen Bereichen, die Rückzahlung von Krediten und viele laufende Bauvorhaben ließen ein millionenschweres Gymnasium in Poing sowie eine nicht minder teure Berufsschule in Grafing-Bahnhof zuletzt in ganz weite Ferne rücken. Ein durchaus pfiffiger Vorschlag einer Gruppe von Bauexperten sorgt nun aber dafür, dass die beiden Bildungsprojekte wieder greifbar werden - und sich womöglich deutlich schneller umsetzen lassen, als zunächst gedacht.

Der Bedarf an den beiden Schulen jedenfalls groß. Die Schülerzahlen im Landkreisnorden werden in den kommenden Jahren weiter steigen, die Gymnasien Vaterstetten und Markt Schwaben nähern sich jedoch bereits jetzt ihren Belastungsgrenzen. Und auch ein heimatnahes Berufsschulzentrum ist angesichts des branchenübergreifendes Fachkräftemangels eigentlich längst überfällig - zumal der Landkreis Ebersberg bekanntlich der einzige in Bayern ist, der bislang noch keine solche Bildungseinrichtung besitzt.

Die Entscheidung des Kreistags, trotz aller Dringlichkeit die beiden Schulen noch ein Jahr auf der Warteliste zu belassen, ist dennoch richtig. Hätten die Lokalpolitiker bei ihrer jüngsten Sitzung am Montagnachmittag entschieden, die Millionenprojekte für kommendes Jahr in den Haushalt einzuplanen, wären sie ein enormes Risiko eingegangen. Angesichts der wirtschaftlichen Unsicherheit inklusive einer drohenden Rezession hätte sich der Landkreis in ein finanziell kaum kalkulierbares Fahrwasser begeben - mit der Möglichkeit, totalen Schiffbruch zu erleiden.

Durch den Verbleib auf der Warteliste hingegen hat der Landkreis nun die Chance, ohne den ganz großen Druck die Vorarbeiten für eine Innovationspartnerschaft, eine Errichtung in Modulbauweise oder eine andere Option des kostengünstigen, schnellen und nachhaltigen Bauens auszuloten. Ist das erledigt, könnte es mit der Errichtung der beiden Schulen umso fixer gehen - dann allerdings darf der Kreistag keine Zeit mehr verlieren, sondern muss liefern.

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