Nachruf:Kirchseeon trauert um Hans Reupold Junior

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Kirchseeon trauert um Hans Reupold Junior (rechts), Musiker und Percht aus Leidenschaft. (Foto: Christian Endt)

Der Bandleader und Percht aus Leidenschaft hat mit 64 Jahren die Bühne dieser Welt verlassen.

Von Anja Blum, Kirchseeon

Im Rampenlicht ist Hans Reupold Junior schon lange nicht mehr gestanden, nun hat der Kirchseeoner nach langer, schwerer Krankheit mit 64 Jahren die Bühne dieser Welt ganz verlassen. Die Marktgemeinde trauert um einen ihrer engagiertesten und kreativsten Bürger, einen Impuls- und Ideengeber.

Mit all den Dingen, die es möglicherweise zwischen Himmel und Hölle gibt, hatte sich Hans Reupold Junior schon lange beschäftigt. Kein Wunder, war sein Vater doch der Kirchseeoner "Perchtenvater", Hans Reupold Senior. Dessen Erbe pflegte, mehrte und vermarktete der Sohn auf vielfältige Weise. Zunächst einmal bei den allwinterlichen Läufen, zu denen Reupold sogar Kompositionen beitrug, oder durch diverse Artikel in verschiedenen Publikationen rund um die Perchten. Aber auch in Form einer Stiftung, die sich bis heute um den Erhalt des mystischen Brauchtums kümmert. Der Sohn leitete diese viele Jahre als Vorsitzender, auch die Idee des "Maskeums", heute Ausstellungsraum und Depot der Perchten, trieb er maßgeblich voran. Außerdem ersann Reupold mit seiner Band Schariwari ein an die Perchten angelehntes "Mystical", die mit dem Deutschen Pop-und-Rock-Preis ausgezeichnete "Bayerische Rauhnacht", ein schaurig-schönes Spektakel mit allerhand Fantasiegestalten wie Perchten, Hexen, Druden und Dämonen.

Hans Reupold war tief verwurzelt in seiner Heimat, hatte einen starken Bezug zu ihrer Sprache, ihren Bräuchen, ihrer Seele. Davon zeugen auch die teils melancholischen, teils beschwingten Lieder von Schariwari. Die Kirchseeoner Band wurde 1977 von den beiden Komponisten, Textern und Freunden Hans Reupold und Günther Lohmeier gegründet, bald galten sie als "Pioniere des bayerischen Folkrock". Denn Dialekt und musikalische Vielfalt, das war von Anfang an Programm. Blues, Rock, Folk, Balladen - all dies findet seinen Platz an dieser traditionellen Schmuckkette, dem Charivari. Und geeint werden die musikalischen Formen durch eine ganz eigene Art bayerischer Texte: Sie sind bei Reupold und Lohmeier stets persönlich, poetisch und vor allem ehrlich. Egal, ob es dabei um die Liebe, die Umwelt, das Altern oder eine Sommernacht geht. Schließlich wollen diese Musiker mit ihrer Songpoesie zum Nachdenken anregen - und erreichen das vor allem durch ein hohes Maß an Authentizität.

Doch auch ganz ohne Band und Bühnenbild wusste Hans Reupold das Publikum in seinen Bann zu ziehen. "Er hat immer gerne erzählt, und die Menschen haben ihm gerne zugehört", sagt seine Schwester Martina Heiler. "Da hatte er eine Gabe." Überdies sei er ein sehr guter Geschäftsmann gewesen, sagt sein Freund und Musikerkollege Lohmeier. Reupold hatte BWL mit Schwerpunkt Marketing studiert - und wusste dieses Wissen offenbar auch umzusetzen. "Er hat unsere Projekte mit unbändiger Energie vorangetrieben, und ohne ihn wäre all das wahrscheinlich nie so wahrgenommen worden", sagt Lohmeier Das letzte gemeinsame Konzert bestritt Schariwari 2013 in Karlsfeld, vor ausverkauftem Haus. Nun bleibt den Freunden nur ein einziger Trost. Von ihnen heißt es: "Durch seine Lieder und Botschaften wird er uns immer nah sein." Auf den Bühnen der Region lebt Hans Reupolds Erbe weiter.

Die Beerdigung findet am Freitag, 6. Mai, um 11 Uhr auf dem Pfarrfriedhof in Kirchseeon statt.

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