Vorlesespaß aus der Region:Geschichten vom Gipfel

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Von Ebersberg, wie auch sonst vom Großraum München aus, ist der Weg in die Berge nicht weit. Dort spielen die Geschichten der Anthologie. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

"Komm mit in die Berge": Die "Isarautoren" veröffentlichen ein Buch mit vielen wunderbaren, humorvollen, aber auch nachdenklich machenden Erzählungen für Kinder ab vier Jahren. Ein Lektüretipp für die Ferien.

Von Michaela Pelz, Ebersberg

Was haben wohl Manuel Neuer und ein Wolpertinger miteinander zu tun? Nun, beide finden sich neben Kobolden, Geistern, sprechenden Tiere, Berghexen, ganz vielen Kindern, blauen Tatzelwürmern, Wichteln und sogar einem Erdkönig im Erstling der Isarautoren: "Komm mit in die Berge! - Das große Vorlesebuch für die Ferien". Die 224 Seiten dicke Geschichten- und Gedichtesammlung ist nicht nur ein Spaß für Zuhörer und Selbstleserinnen, sondern auch die perfekte Einstimmung für einen Ausflug ins Gebirge.

"Wenn ich dort oben bin, mag ich die Weite und den Blick. Bei so einem Wandertag kann man den Alltag komplett hinter sich lassen - und von uns aus kann man das super machen", sagt Gregor Wolf. Auch der Vaterstettener gehört zu den Isarautoren, einem rund 40-köpfigen Zusammenschluss von im Großraum München ansässigen Autoren und Illustratoren von Kinder- und Jugendbüchern.

So sieht man den Ägyptologen und Autor Gregor Wolf eher selten. Aber für "Komm mit in die Berge!" hat er sich wie die anderen Isarautoren in Pose geworfen. (Foto: privat)

Weil in seiner eigenen Familie gern und oft vorgelesen wird, war der dreifache Vater sofort mit von der Partie, als bei einem der Isarautoren-Stammtische die Idee aufkam, ein gemeinsames Buch herauszubringen. Dabei konnte sich jeder der 25 Mitwirkenden aussuchen, für welche Altersgruppe (ab vier, fünf, sechs, sieben oder acht Jahren) er oder sie eine zu den Stationen "Aufstieg - Rast - Gipfelglück - In der Nacht - Im Tal" passende Geschichte schreiben wollte.

Herausgekommen ist im Falle Wolfs "Ein Wolperding für Sternputz", eine abenteuerlich-spannende, aber auch sehr lustige Erzählung für Menschen ab sechs. Darin trifft ein zeltendes Geschwisterpaar in einer sternenklaren Vollmondnach auf ein seltsames Männlein - den Geist vom Wildschütz Sternputz. Dieser klärt die Kinder über ein Geschöpf auf, dessen Aussehen er so beschreibt: "Wie ein Hase mit Geweih und Antenflügeln ... manche ham auch Antenfiaß ... und alle ham schrecklich scharfe Zähne." Wie die Suche des Wilderers ausgeht, und was die Stadtkinder damit zu tun haben, erzählt Wolf in einer gelungenen und gerade auch für Nicht-Bajuwaren höchst unterhaltsamen Story.

Autobiografisch sei diese allerdings nur bedingt, sagt der Vaterstettener Autor und lacht. "Campingurlaub ist so gar nicht meine Welt - bei den Pfadfindern habe ich nach zwei Zeltlagern abgebrochen." Aber es gehöre zu einem Schriftsteller eben auch dazu, sich in fremde Welten einfinden zu können. Zumal er in diesem Fall den Vorteil habe, dass seine Frau sehr gerne zelte.

Auf Bairisch flucht es sich besser

Eine weitere Herausforderung sei es gewesen, manche Sätze auf bairisch zu schreiben. Zwar sei er gebürtiger Münchner, so Wolf, "aber nicht bekannt als Mundartsprecher. Daher habe ich im Internet diverse Lexika konsultiert und nach typisch bairischen Begriffen gesucht". Im Anschluss habe er die Formulierungen laut ausgesprochen, um zu sehen, ob sie auch für Nicht-Bayern lesbar sind. Und offenbar hat er alles richtig gemacht: Im Anschluss an eine Lesung wurde Wolf für sein Bairisch gelobt. Sein Fazit: "Hat Spaß gemacht - man kann ein bisschen besser fluchen."

Gemeckert wird auch in "Fußballwunder ohne Tor". Der junge Ich-Erzähler, dessen Laune schon vor der anstrengenden Bergwanderung "bis zum Erdmittelpunkt gerutscht" ist, stellt nämlich fest, dass sich so ein Torwart-Training vor einer Berghütte trotz mitgebrachtem Falttor nicht wirklich gut realisieren lässt. Geschaffen hat ihn und seine Patchworkfamilie Juliane Breinl, auch sie im Landkreis wohlbekannt und im Buch vertreten.

Juliane Breinl setzt sich oft mit ernsten Themen auseinander. Dennoch ist immer zu spüren, dass sie gerne lacht und ihren Lesern gerne ein wenig Leichtigkeit mit auf den Weg gibt. (Foto: privat)

Die Dozentin und Juryleiterin des jährlichen Literaturwettbewerbs der VHS Vaterstetten gehört zu den Gründungsmitgliedern der seit 2017 als "bayerischer Teil" des Bundeskongress Kinderbuch bestehenden Isarautoren und betont, dass deren Anliegen auch sei, als Künstler wahrgenommen zu werden. "Wir gelten oft in erster Linie als Leseförderer und Pädagogen, dabei stellen wir auch Literatur her."

Das erkennt man unschwer an ihrer Geschichte, die, wiewohl immer wieder mit viel Situationskomik und Sprachwitz durchsetzt, durchaus eine ernste Komponente hat. Einer der Beteiligten ist nämlich ein Flüchtlingsjunge mit Faible für den FCB - was auch erklärt, wie Manuel Neuer ins Spiel kommt. Die zweifache Mutter erklärt, dass sie ursprünglich eine ganz klassische Familiensituation beschreiben wollte, in der man sich im Vorfeld so wunderbar vorstelle: "wir gehen auf den Berg und freuen uns auf Kaiserschmarrn" - aber dann ja doch immer einer nur motze. Breinl hat das Anliegen, ernstere Themen aufzugreifen, sie aber in einen leicht verdaulichen Kontext zu bringen. Sie wolle erreichen, dass, wer ihre Bücher liest, "das Leben in Ganzheit begreift und auch andere Perspektiven sehen kann".

Als perfekter Reise-Begleiter für einen Urlaub in den Bergen mit Kindern passt das Vorlesebuch in jeden Rucksack. (Foto: Nina Müller/Schneiderbuch)

Reichlich unterschiedliche und vielfach amüsante, aber auch herzergreifende Sichtweisen liefern auch die Protagonisten der anderen, völlig verschiedenen Beiträge im Sammelband, der entzückend illustriert wurde von Nina Müller, bekannt als " Kuschelflosse". So gibt es in "Murmelnde Tiere" ( Michaela Hanauer) ein kleines Murmeltier, das nach dem Aufwachen aus dem Winterschlaf ein mächtig großes Abenteuer bestehen muss. Absolut bezaubernd ist Kloboldin Klothilde, die ihrer neuen Freundin Ida in "Das magische Plumpsklo" (Milly Mille) ganz ungewohnte Einsichten verschafft. Und einfach gernhaben muss man Bobby, den elefantengroßen Seedrachen aus "Drachenstopp am Walchensee" ( Marianne Loibl), der auf dem Weg zum Gardasee seine Reisegruppe verloren hat.

So wird denn in den Geschichten viel geschwommen, gerodelt und natürlich geklettert. Ein Superheld mit Höhenangst findet sich bei "Zwei Helden im Sessellift" ( Silke Wolfrum), während sich in "Ritter Robert und der Schwarze Ritter" ( Oliver Pötzsch) der Titelheld erst geraume Zeit ganz allein oben auf dem Berg behaupten muss, bevor er ins heimische Kinderzimmer zurückfindet.

Die 25 "Isarautoren" zieht es hinauf in die Berge - in diesem März stellten sie ihren Erstling bei einer Premierenlesung auf der Münchner Bücherschau vor. (Foto: privat)

Alles in allem eine tolle Sache, die da - übrigens inspiriert von den " Elbautoren" - von den Isarautoren auf die Beine gestellt wurde. Einen Blick hinter die Kulissen liefert der Podcast " Buchstabensuppe". Und über schreibenden Zuwachs aus dem Landkreis Ebersberg oder der Region würde man sich, so Breinl, immer freuen. Einzige Bedingung: eine Verlagsveröffentlichung

Was aber die jungen Buchfans angeht: Welche bessere Lektüre könnte es geben in dieser schulfreien Zeit? Ganz egal, ob man sich an den Geschichten ganz oben auf einer Hütte erfreut, oder sich von daheim aus auf den Gipfel träumt: Sie sind immer ein Vergnügen.

Isarautoren: "Komm mit in die Berge! - Das große Vorlesebuch für die Ferien", Schneiderbuch, Klappenbroschur, Hamburg 2023. 224 Seiten, 14 Euro

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