In die Zukunftsfrage des alten, größtenteils brandschutzgesperrten Schulhauses in Grafing, Rotter Straße 8, kommt offenbar Bewegung: Die Stadt liebäugelt mit dem Plan, die Kreitmaier-Backhalle hinter dem Edeka am südlichen Stadtrand für Grafinger Vereine nutzbar zu machen. Gelänge es dann auch noch, die Jugendinitiative Grafing (Jig) zum Umzug dorthin zu bewegen, wäre der Weg frei für eine Überplanung des Geländes in der Rotter Straße. Diese Option ergibt sich, weil die Bäckerei künftig im Schammacher Gewerbegebiet backt.
Was seit der Stadtratsklausur vor einigen Tagen bekannt ist: Erster Bürgermeister Christian Bauer (CSU) würde die alte Backhalle gerne anmieten und mit einem Umbau Platz schaffen für, unter anderem, den Jig-Veranstaltungsraum. Seinen Thekenraum, so der Plan, könnte der selbstverwaltete Jugendtreff ins Kiermaier-Haus am Stadtbahnhof verlegen, der Treff würde also gewissermaßen gesplittet. Im Kiermaier-Haus wiederum wird Platz frei, weil das darin von der Stadt betriebene Jugendcafé Chaxxter in das neue Kinderzentrum in der Forellenstraße umziehen wird.
Der Bürgermeister will öffentlich keine Stellung nehmen zu den Plänen
Noch ist die Rechnung indes eine mit vielen Unbekannten. Weder ließ Bürgermeister Bauer die Angelegenheit am Dienstagabend im öffentlichen Teil der Bauausschusssitzung beraten. Noch wollte er sich im Anschluss gegenüber der Ebersberger SZ inhaltlich zu seinen Plänen äußern.
Deshalb bleibt auch erstmal unklar, was der Rathauschef mit einem womöglich bald leerstehenden alten Schulhaus und dem Gelände drumherum gerne anstellen würde. Stadträte berichten, dass Bauer intern die Option einer Erholungsfläche ins Gespräch gebracht habe. Ein solches Vorhaben allerdings wäre etwas wunderlich: Genau zu diesem Zweck hatte die Stadt ja den Öxinger Platz umgestaltet. Luftlinie sind es dorthin keine hundert Meter.
Die Jig-Vorsitzende Helen Hamburger ist im Vergleich zum Bürgermeister weniger zugeknöpft. "Für uns gilt, was wir der Stadt seit Jahren sagen: Wir werden einer neuen Zukunft für die Rotter Straße 8 nicht im Weg stehen", versichert sie. "Aber wir brauchen im Gegenzug halt mindestens gleichwertige Räumlichkeiten für unseren Betrieb." Diese Formulierung kommt nicht von ungefähr: Sie steht genau so im Nutzungsvertrag, der seit Mitte der 1980er Jahre zwischen Stadt und Verein bezüglich der Jig-Heimat im "Ro8"-Erdgeschoss gilt.
Dass sie den Vorschlag aus dem Rathaus kritisch sehe, so Hamburger, darüber habe sie den Bürgermeister vor einigen Tagen informiert. "Grob gesagt: Wir haben vier Mal die Woche geöffnet - und zwei Mal davon ist der Veranstaltungsraum in Benutzung." Konzerte, Workshops, Vorträge oder Jam-Sessions fänden darin statt. "Ja, wir werden sicherlich die eine oder andere Sitzung auch im Thekenraum machen können." Den Jig-Betrieb aber logistisch zwischen zwei Standorten aufzuteilen, das halte sie für ziemlich ambitioniert. Gelinde gesagt.
Ein Veranstaltungsraum am Stadtrand? Für Jugendliche keine gute Option
Zwei gewichtige Punkte sprechen nach Ansicht der Jig-Vorsitzenden gegen Bauers Pläne: "Für Leute ohne Führerschein ist der Stadtrand richtig schlecht erreichbar." Und in aller Regel hätten Jugendliche nun einmal keinen Führerschein. "Als Frau will ich außerdem nicht nachts im Dunkeln von dort hinten am Straßenrand zurück in die Stadt laufen. Ich bin aber schon 24 - wie wird es dann erst den Jugendlichen gehen?"
Und eine Komplettumzug in die Kreitmaier-Halle? Hamburger ist skeptisch. "Das würde uns die Laufkundschaft, mit der wir im Thekenbetrieb den größten Teil vom Umsatz machen, ziemlich schmälern." Überhaupt könne der Jig-Vorstand eine solche Sache nicht selbst entscheiden. "Über so einen Ortswechsel hätte natürlich die Vollversammlung zu entscheiden."
Das Thema Anmietung der Kreitmaierhalle ist derweil in die erste Warteschleife abgebogen. "Wir haben gestern keine Anmietung beschlossen", so viel teilte Bauer am Mittwoch dann doch noch mit.