Sterben in Bayern:Wenn der Tod ganz plötzlich kommt

Mit solchen Todesbescheinigungen arbeitet Rechtsmediziner Oliver Peschel täglich. (Foto: Oliver Peschel/oh)

Leichenschau und Todesbescheinigung: Was passiert bei einem unerwarteten Todesfall? Wer ist wofür zuständig und was heißt das für die Angehörigen?

Von Michaela Pelz, Grafing

Stirbt ein Mensch - ob daheim, in einer Klinik, im Altersheim oder an einem öffentlichen Ort - muss von einem Arzt eine Leichenschau durchgeführt und eine Todesbescheinigung (auch Leichenschauschein oder Totenschein genannt) ausgestellt werden. Drei Optionen stehen zur Auswahl: Natürlicher Tod, Todesart ungeklärt, Anhaltspunkte für einen nicht natürlichen Tod. Der erste Fall greift, wenn der Leichenschauer "Kenntnis von einer natürlichen inneren Erkrankung hat, die von einem Arzt diagnostiziert und behandelt wurde und den Tod zum gegenwärtigen Zeitpunkt hat erwarten lassen. Gleichzeitig darf kein Anhaltspunkt für ,nicht natürlich' vorhanden sein."

In den beiden anderen Fällen wird die Polizei eingeschaltet. Der Tote gilt nun als "Polizeileiche". Danach ist die Kriminalpolizei für die Todesermittlung zuständig. Das Prozedere schildert ein Sprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord so: "Zunächst kommen uniformierte Kollegen der Schutzpolizei, bis Kollegen des K1 oder des Kriminaldauerdienstes den Fall übernehmen." Sie führen eine polizeiliche Leichenschau durch und stellen den Leichnam in der Regel sicher, bis die zuständige Staatsanwaltschaft über eine Obduktion entschieden hat. Ist eine Kremierung geplant, erfolgt in jedem Fall zur " Plausibilitätskontrolle im Verhältnis zur ersten Leichenschau" eine zweite Leichenschau. Außer in Bayern.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusRechtsmediziner im Gespräch
:"Die Leichenschau ist der letzte Dienst des Arztes am Patienten"

Oliver Peschel ist stellvertretender Vorstand am Institut für Rechtsmedizin in München. Im Interview erklärt der Grafinger, warum die in Bayern nochmals verschobene Pflicht zur zweiten Leichenschau vor Feuerbestattungen längst überfällig ist und dass eine "nicht natürliche Todesursache" viel mehr ist als das klassische Messer im Rücken.

Interview von Michaela Pelz

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: