Infoveranstaltung:Grafing: Bahnvertreter informieren über Brenner-Zulauf

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Kirchseeon ist ganz besonders vom Bahnlärm betroffen. Das wollen die Bürgerinnen und Bürger nicht länger hinnehmen. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Bahnvertreter sprechen in Grafing über die geplante Neubaustrecke in Richtung Brenner-Basistunnel. Ein wichtiger Punkt ist die Bürgerbeteiligung.

Von Wieland Bögel, Grafing

Eines der größten Infrastrukturprojekte der Region könnte vom Ende des Jahrzehnts an im südlichen Landkreis entstehen: Die Neubaustrecke für die Bahnlinie vom und zum Brenner-Basistunnel. Was es damit auf sich hat, darum geht es an diesem Dienstagabend in der Grafinger Stadthalle. Dorthin haben Grafings Bürgermeisterin Angelika Obermayr und ihr Aßlinger Amtskollege Hans Fent vier Vertreter der Deutschen Bahn eingeladen. Diese werden den Besuchern vorstellen, wie eine solche Trasse einmal aussehen, wo sie verlaufen könnte, welche Lärmschutzmaßnahmen möglich und nötig sind und welche Mitsprachemöglichkeiten Kommunen und Anwohner haben.

Hintergrund ist der derzeit laufende Bau des Brenner-Basistunnels, eines zentralen Vorhabens der europäischen Verkehrsplanung. Voraussichtlich im Jahr 2028 soll der 55 Kilometer lange Abschnitt zwischen Innsbruck und Franzensfeste fertig sein. Ziel des Projektes ist es, künftig mehr Güter auf der Schiene zu transportieren. Einerseits aus Gründen des Klima- und Umweltschutzes, zum anderen aber auch, weil die Kapazität auf den Straßen und Autobahnen - etwa über den Brennerpass - vor allem wegen des Lastwagenverkehrs jetzt schon an ihre Grenzen stößt.

Kapazitätsprobleme gibt es indes nicht nur auf den Straßen, auch die derzeit vorhandenen Schienen reichen nicht aus, die geplante Verkehrszunahme zu bewältigen. Denn langfristig, so eine Prognose der Bahn selbst, könnte sich der Zugverkehr zwischen München und dem Brenner verdoppeln, dann wären dort täglich rund 400 Züge unterwegs.

Für den Abschnitt zwischen Trudering und Grafing-Bahnhof plant die Bahn, die zusätzlichen Kapazitäten auf den vorhandenen Gleisen unterzubringen. Was bei den Anliegergemeinden und deren Bewohnern nicht ganz unumstritten ist. Denn da der Großteil der zusätzlichen Züge Güterverkehr sein wird, ist mit deutlich höherer Lärmbelastung am Gleis zu rechnen. Bürgerinitiativen etwa in Kirchseeon und Grafing fordern daher, den Schallschutz am Gleis zu ertüchtigen, so dass er dem von Neubaustrecken entspricht. Dieser Forderung haben sich die Gemeinden entlang der Strecke wie auch der Landkreis angeschlossen. Die Bahn kann sich jedoch auf Bestandsschutz für die Strecke berufen. Auch wenn diese für mehr Zugverkehr ertüchtigt wird, gelten die alten Lärmschutzvorgaben. Möglich wäre allerdings, dass der Bund als freiwillige Leistung einen zusätzlichen Lärmschutz spendiert, dies hatte die bayerische Staatsregierung im vergangenen Frühjahr gefordert. Ob es so kommt, ist indes noch nicht entschieden.

Deutlich komplizierter als westlich von Grafing-Bahnhof gestaltet sich allerdings der Abschnitt nach Süden Richtung Rosenheim. Hier geht es nicht um die Frage, ob mehr Lärmschutz gebaut wird und wer es bezahlt. Hier geht es darum, wo und wie eine komplett neue Zugtrasse gebaut werden kann. Denn die zweigleisige Strecke erlaubt keine Verdoppelung des Güterzugverkehrs, dies hat die Bahn schon vor einigen Jahren so erklärt und einen Ausbau des Abschnitts zwischen Großkarolinenfeld und Grafing-Bahnhof angekündigt. Zwei weitere Gleise sollen daher gebaut werden.

Wo diese allerdings verlaufen sollen, ob sie dem bestehenden Streckenverlauf folgen, der teilweise durch dicht bebautes Gebiet führt oder ob eine zweite, komplett neue Trasse gebaut wird, und wo, ist genauso unklar, wie der Zeitpunkt des Baubeginns. Was, wie Obermayr sagt, auch viele Grafinger umtreibt: "Ich werde ständig gefragt, wo denn jetzt die Trasse hinkommt", sagt die Bürgermeisterin, oder wie der Zeitplan aussehe. Auch zu den angekündigten Dialogforen gebe es immer wieder Nachfragen im Rathaus. Diese hatte die Bahn im Herbst 2018 ins Spiel gebracht, Hintergrund waren die teilweise heftigen Proteste gegen eine Neubautrasse im Raum Rosenheim.

Schwerpunkt des Abends wird daher wohl sein, wie sich die Bürger an der Streckenplanung beteiligen können. Zum anderen sollen die Zeitpläne für den Bau der neuen Strecke vorgestellt werden, laut Obermayr ist aber vor 2029 sicher nicht mit einem Baubeginn zu rechnen.

Die Informationsveranstaltung zum Brenner-Basis-nordzulauf findet am Dienstag, 21. Januar, von 18.30 bis 20.30 Uhr in der Stadthalle Grafing statt.

© SZ vom 21.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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