Kulturtipp:Verlängerung für Schrottgalerie

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"Bavaro-Pop mit O-Ton Süd" verspricht die Band "Frida", die mit diesem besonderen Foto für sich wirbt. (Foto: Matthias Ettinger/oh)

Der kleinen Musikbühne im Glonner Zentrum droht der Abriss - doch vorerst rollen die Bagger nicht an. Anstatt dessen gibt es nun wieder ein höchst buntes Herbstprogramm.

Von Anja Blum, Glonn

Schon lange hängt ein scharfes Damoklesschwert über der Schrottgalerie: Die Glonner Musikbühne könnte abgerissen und durch Wohnbebauung ersetzt werden. Diesen Plan hegt der Eigentümer Josef Braun jedenfalls bereits seit Jahren. Denn die riesige Scheune mitten im Glonner Zentrum diente einst als Getreide- und Kohlelager samt Taubenstall, wird heute aber - abgesehen von den Konzerten - kaum mehr genutzt. Daher ist die Zukunft der kleinen Bühne seit langem ungewiss, man hangelt sich mit der Planung von Saison zu Saison.

Doch nun kann das Team der Schrottgalerie verkünden: "Wir haben noch eine weitere Verlängerung bekommen!" Die Bagger rollen also zunächst einmal nicht an. Und um das gemeinsam mit dem Publikum zu feiern, habe man ein abwechslungsreiches Herbstprogramm mit vielen neuen Künstlerinnen und Künstlern zusammengestellt. Von kommendem Wochenende an bis Ende November gibt es 18 Konzerte quer durch die Stilrichtungen - von Blues und Bluegrass über Flamenco und Swing bis hin zu Weltmusik; vom Singer-Songwriter bis zur vielköpfigen Band. Auf der Homepage der Schrottgalerie sind bereits alle Termine zu finden, auch Reservierungen sind ab sofort möglich. Und ist nicht der letzte Tanz immer der schönste?

Historisches Gemäuer, schwere Balken, wenig Platz: All das macht die Schrottgalerie aus. (Foto: Christian Endt)

Unter den Debütanten in der Schrottgalerie sind zum Beispiel Anthonys Garden mit New Folk am 10. November, dicht gefolgt von dem wunderbaren Boogie-Pianisten Matthias Heiligensetzer am 11. November. Ebenfalls zum ersten Mal in Glonn ist das Arash Sasan Duo, es bietet am 25. November orientalisch-mediterranen Jazz mit persischen Texten.

Aber was wäre die Schrottgalerie ohne ihre bekannten Haudegen? Eröffnet wird das Herbstprogramm standesgemäß vom Voodoo-Blues des Dr. Will mit seinen Wizards, ein echter Stammgast ist aber auch Bernd Bauer, der am 6. Oktober mit seiner Bluesband gastiert: Er hatte zusammen mit den Sons of the Desert schon die erste Schrottgalerie im alten Feuerwehrhaus fast zum Einsturz gebracht. Ein unglaubliches Bühnenjubiläum wiederum wird am 14. Oktober gefeiert: 50 Jahre Rudi Baumann, Sänger und Gitarrist in allen möglichen Formationen. Und bereits zum dritten Mal präsentiert Saltbrennt aus Tirol sein Gebräu aus Blues, Funk und Volksweisen.

Gehören in Glonn quasi schon zum Inventar: "Dr. Will & the Wizzards". (Foto: Veranstalter/oh)

Dr. Will & The Wizards also liefern am Freitag, 29. September, den perfekten Kult-Einstieg in den Herbst. Der stimmgewaltige Frontmann im roten Anzug samt Zylinder könnte einem schrägen Western-Tingeltangel-Lustspiel entsprungen sein, aber der Typ ist echt: "ein Entertainer und Gentleman, ein durch Himmel und Hölle wandernder Wunderdoktor". Musikalisch erwarten die Zuschauerinnen und Zuschauer ein wuchtiger Kontrabass, schwirrendes Banjo-Picking, magische Gitarren und Dr. Will selbst am stampfenden Standschlagzeug; eine satte Dosis Blues mit New Orleans-Feeling, einer Portion Rootsmusic, einem gehäuften Esslöffel Rock und einer kräftigen Portion Humor. Erdig und zugleich abgehoben.

"Bavaro-Pop mit O-Ton Süd" verspricht hingegen Frida am Samstag, 30. September, nach Glonn zu bringen. Das Trio macht Musik irgendwo zwischen harmonischem Akustik-Pop und pulsierendem Pop-Rock - mit bairischen Texten. In der Ankündigung heißt es: "Schnörkellos geht die Melodie ins Ohr, der Groove in die Beine und das durchdachte Songwriting direkt ins Herz einer wachsenden Fangemeinde." Wenn Frida ein Ort wäre, dann die Küche von der Oma. Dort, wo die Gespräche mal heiter, mal ernst, immer ehrlich und immer herzlich sind. "Mit glühenden Wangen verschmilzt die Band um Frontman und Songwriter Markus Frisch mit dem Publikum und verteilt Songs wie Geschenke." Das ist berührend, tanzbar oder beides. Ja, vielleicht das Spannendste, das zwischen Minga und Wien gerade entsteht. "Ein Konzert? Ein Erlebnis."

Herbstkonzerte in der Glonner Schrottgalerie. Das komplette Programm und Reservierung unter www.schrottgalerie.de . Beginn ist jeweils um 19.30 Uhr. Der Eintritt ist frei, Spenden für die Musiker werden erwartet. Auch über Holzscheitl für den Ofen freut sich das Bühnenteam.

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