Ausstellung in Glonn:Menschen, Tiere, Sensationen

Lesezeit: 4 min

Große Vielfalt bei Techniken, Material und Motiven zeigen 16 Kunstschaffende bei der Mitgliederausstellung des Kulturvereins Glonn

Von Michaela Pelz, Glonn

Sehr unterschiedliche Genres bietet die Mitgliederausstellung des Kulturvereins Glonn in der Klosterschule. Gabriele Cramer-Schaepe etwa inszeniert sich als Verwandlungskünstlerin. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Da eine Talkshow, dort ein Radiointerview, in gefühlt jedem zweiten Zeitungsartikel gibt's ein Zitat, und nun findet man ihn also auch hier: den Söder Markus. Allerdings nur etwa 16 Zentimeter groß und zusammen mit allerlei anderen Vertreterinnen und Vertretern seiner Zunft in einer Vitrine, rechts neben dem Eingang der Galerie Klosterschule in Glonn. Dort nämlich präsentiert der Kulturverein an den ersten beiden Adventswochenenden seine Mitgliederausstellung, bei der elf Künstlerinnen und fünf Künstler aus der Region die große Bandbreite ihres Schaffens zeigen. Sie reicht von Malerei mit unterschiedlichsten Techniken und Materialien über Fotografie, Skulpturen und Holzobjekte bis hin zu diesem Tonfigurendiorama. Schöpfer der köstlich respektlosen Politikerschelte sowie der ebenso humorvollen bäuerlichen Szenen ist Rüdiger Thorwarth. Durch eine Nachbarin kam der "waschechte" Franke, der seit 1971 in Glonn lebt, vor 15 Jahren zum Töpfern. Seine humorige Ader zeigt sich gut in seinem jüngsten Werk "Markus träumt", wo Angela Merkel die "bayerischen Reichsinsignien Bier, Brezn, Radi und Weißwurst" präsentiert, während Horst Seehofer eine Krone serviert, die Hubert Aiwanger aufzusetzen versucht.

Rüdiger Thorwarth ist bekannt für Humorvolles aus Keramik, besonders gern nimmt er Politiker auf die Schippe. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Direkt gegenüber hängen die großformatigen Acryl-Werke von Waltraud Fichter. Auf dem ersten hört man die abgebildeten Elefanten förmlich trompeten, quasi als lebendes Sinnbild ihres Grundmotivs "Natur - Bewegung - Freiheit". Außerdem in der Kapelle vertreten: Angelina Adams-Kolbeck, unter anderem mit einem aus einem Wurzelstock gefertigten Faun sowie einem "Weltenbaum", der nicht nur Himmel, Erde und Unterwelt verbindet, sondern perfekt auf die vorhandene Fläche zwischen den Fenstern der Apsis zugeschnitten scheint.

Sowohl in Größe als auch Farbigkeit steht das Werk in krassem Kontrast zu den überwiegend schwarz-weißen Variationen des Motivs "Paare" von Karin Nahr, links neben dem Eingang. Ausgangspunkt für einige davon war das Foto eines sich küssenden Paares in der U-Bahn. Für die Mini-Einsichten in eine manchmal durch Kind oder Hund ergänzte Zweisamkeit hat die Künstlerin unterschiedliche Materialien und Techniken verwendet: neben Tusche auch Paraffin auf Papier.

Anne Mainz arbeitet gerne mit Bienenwachs, das sie mit Pigmenten mischt. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Lieber mit Bienenwachs, das sie auch mit Pigmenten mischt, arbeitet Anne Mainz bei ihren Enkaustik-Werken auf Holz oder Leinwand. Seit fünf Jahren obliegt ihr gemeinsam mit Johanna Schneider die Organisation der Ausstellung. Wie sehr diese den beiden am Herzen liegt, und wie stolz sie auf die Bandbreite der Exponate sind, merkt man bei jedem Wort. In Mainz' Arbeit wiederum kommt zum Ausdruck, wie die Kunst sie durch die Pandemie getragen hat: Zum Urban Sketching habe sie dadurch gefunden, nun betreibt sie es täglich, wie man auf Instagram sehen kann. Oder in den Skizzenbüchern, die neben großformatigen Werken wie der "Leichtigkeit der wilden Blüte", entstanden im eigenen Garten, ausliegen.

Auch Schneider, die mit vier Werken im selben Raum (Nord-Ost) vertreten ist, holt sich ihre Inspiration aus dem persönlichen Umfeld. Die Kuh, in deren tiefem Blick man ertrinken möchte, sah die gelernte Modegrafikerin, die 2003 den Hof der Eltern übernahm, auf einer Weide in der Nachbarschaft. Und für das farbenfrohe Gemälde voller Strahlkraft daneben diente ein schwarz-weißes Jugendfoto von vier Geschwistern, "enge Freunde, mittlerweile sicher um die 80", als Vorlage.

Tierische Porträts sind eine der Spezialitäten von Johanna Schneider. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Echte Fotos, Selbstportraits, die sie von ihrem Mann anfertigen lässt und dann am Computer bearbeitet, bevor sie sie auf Leinwand aufzieht, sind heuer das Medium von Gabriele Cramer-Schaepe. Dabei scheut die Verwandlungskünstlerin keine noch so eigenwillige Inszenierung, oft auch im öffentlichen Raum, mal mit Löwenzahn geschmückt oder als Engel in Verpackungsfolie gewandet. Manche ihrer Botschaften sind subtil - anders als bei Neuzugang Vasco Kintzel: Der Grafikdesigner, Autor und Künstler schafft mit seinen dreidimensionalen "Kleinen Welten" aus Pappe, Acryl, Styrol, Holz und Pastellkreide bis ins kleinste Detail ausgefeilte Ausschnitte existierender Orte. Daneben widmet er sich aber auch zeitlosen Objekten aus Nuss, Esche, Ahorn oder Eiche.

Das ist kein Foto, wie man auf den ersten Blick meinen könnte, sondern ein Objektkasten: Vasco Kintzel nennt dieses Werk "I can't breathe". (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Deutlich massiver kommen die Skulpturen von Achim Ehaus daher. Einfach fantastisch, wie er bei "Kussmund" die vordere Seite des mächtigen Steins - Serpentine aus Simbabwe - samtig-zart poliert hat, während die zweite Hälfte ihre spröde Ursprünglichkeit behalten hat. Richard Salobir, nach Angaben der Organisatorinnen selbst "Down Under" geboren, beeindruckt hingegen mit Portraits unter anderem eines indigenen Australiers: Von Skepsis, fast Abweisung, aber auch tiefer Weisheit kündet dessen Blick.

Richard Salobier beeindruckt mit Porträts wie von diesem indigenen Australiers. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Völlig frei assoziieren muss man beim, das Treppenhaus beherrschenden, "Kreis" in strahlendem Rot von Helmut Kirchlechner, der sich seit 20 Jahren mit dieser simpel-symbolträchtigen Form beschäftigt. Johanna Bell-Hartl wiederum, auch im Treppenhaus zu sehen, sorgt mit einer ganz eigenen Technik dafür, dass ihre Gemälde, wie etwa das von Grün und Blau dominierte "Greenpeace I", aus jedem Blickwinkel faszinieren: Sie dreht ihre Bilder beim Arbeiten. Im Südraum leuchten farbenfroh die Acrylwerke von Bernadette Möllmann, während man sich an den Aquarellen von Johanna Anton mit Blumen, Landschaft und Hafen im Nord-West Raum erfreuen kann. Dort befinden sich auch die Enten und der Blütenrausch von Maria Teresa Schade, für die die Malerei Ruhepol in diesen unsicheren Zeiten darstellt. Das gilt wohl auch für Helene Wedekind, zu deren Aquarellen neben Bildern von Venedig und Nordsee auch "Fabian und die Möwe" gehört. Dieses ist unverkäuflich, im Gegensatz zu den meisten anderen Werken der Ausstellung. Den meisten - nicht allen. Denn Thorwarth gibt seine Tonfiguren nicht her, das sollen seine Enkel einmal übernehmen. Dabei hätte er den Melker - Titel: "Es ist wieder der mit den kalten Händen!" - schon bestimmt 30 Mal an überwiegend ältere Damen loswerden können. Söder allerdings, den wollte bislang noch niemand haben.

Mitgliederausstellung des Glonner Kulturvereins, Galerie Klosterschule, Klosterweg 7, Glonn: Samstag, 27. November, und 4. Dezember, jeweils 14 bis 19 Uhr, Sonntag, 28. November und 5. Dezember, jeweils 11 bis 19 Uhr. Es gilt 2G-plus. Schnelltest vor Ort möglich.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: