Das Video beginnt mit einem Bergpanorama, verschneite Gipfel, die ins rote Licht der untergehenden Sonne getaucht sind. Landschaftsszenen aus der Luft folgen, schließlich ist eine weitläufige Wiese im Herbst mit jungen Männern zu sehen, die sich unterhalten und genüsslich einen Schluck von ihrem Weißbier nehmen. Im Hintergrund hört man einen von ihnen über das Lebensgefühl erzählen, bei dem die Liebe zur bayerischen Heimat und ihren Traditionen, der Spaß am Leben, Freundschaft und die Leidenschaft zum Skifahren, Snowboarden und Skaten eine große Rolle spielen. "Alles zusammen ein Lebensgefühl, dass sich anders nicht beschreiben lässt - Gmiatlich Dreschn", sagt der junge Mann aus dem off.
Dann ein Cut in Bild und Musik, es folgen wilde Aufnahmen aus Sicht der Helmkameras diverser Skifahrer. Sie schwingen gekonnt durch den Tiefschnee, springen über Felsen und Schanzen, landen nach waghalsigen Tricks wieder geschickt auf ihren Brettern. Die Bilder stammen aus dem ersten offiziellen Film der Bavarian Dudes, der vermutlich am besten beschreibt, wer sie sind und was sie lieben. An diesem Nachmittag sitzen zwei von ihnen im Café Zimtblüte in Ebersberg - dort, wo auch vor zwei Monaten die Premiere des Films stattfand. Sie wären schon immer gerne gemeinsam Ski- oder Snowboard gefahren, im Sommer auch Skaten gegangen, erzählen Julius Zulbeck und Marinus Leitner. Die beiden Ebersberger haben Shirts mit dem Wappen der Bavarian Dudes an - es zeigt einen verschneiten Berggipfel, Ski, ein Snowboard und die bayerische Rautenflagge. Julius hat seine zerzausten dunkelblonden Haare unter einer Mütze versteckt, ein paar lange Strähnen hängen ihm ins Gesicht, er trägt einen Dreitagebart - eben ein ganz lässiger Typ.
2009 waren es etwa sechs oder sieben Freunde aus dem Landkreis mit dem gleichen Hobby, die der Gruppe ihren Namen verliehen, erinnern sich Julius und Marinus. "Bavarian Dudes" schien wegen der Liebe zur Heimat sehr passend - "Dudes" sind im Englischen umgangssprachlich "Kerle" oder "Kumpels". Der Zusammenschluss wuchs mit der Zeit. "Wir haben immer wieder neue Leute kennengelernt", erzählt Marinus. Inzwischen sind es 13 eng-befreundete junge Männer, die den Freestyle-Sport gemeinsam betreiben. Unter ihnen Maschinenbau-, Biologie- und Wirtschaftsstudenten, Heizungsbauer, Behindertenbetreuer und Julius, der Dachspengler.
Am Wochenende geht es von Ebersberg aus in die Alpen.
Dort lassen es die Bavarian Dudes dann krachen.
So ähnlich sich die Bavarian Dudes in ihrem Hobby sind, in ihren Berufen und Studiengängen unterscheiden sie sich enorm. Das sei einer der Gründe, warum es leider nur selten vorkommt, dass die ganze Truppe zusammen in die Berge fährt, sagt Julius. "Es ist schwierig, alle dreizehn unter einen Hut zu bekommen." Trotzdem findet sich immer jemand aus der Gruppe, um am Wochenende oder auch unter der Woche in die Alpen zu fahren. Für die Tiroler Skigebiete haben sie alle eine Jahreskarte, vor allem wegen der großen Funparks dort, die mit ihren Rampen, Halfpipes und Rails die Möglichkeit für Tricks bieten, erzählen die beiden.
Denn so schön das Wirbeln durch den Tiefschnee oder über die Piste auch sein mag, für die Bavarian Dudes gehören Sprünge, Drehungen und andere akrobatische Wagnisse im Schnee einfach dazu. Dass das sehr riskant sein kann, ist Marinus und Julius bewusst, bisher seien glücklicherweise nur kleinere Unfälle passiert, erzählen sie. Reicht die Zeit für eine Fahrt ins Skigebiet nicht aus, nutzen sie auch einmal die Anlage im Waldsportpark Ebersberg. Auf einen Lift sind die Freestyle-Sportler jedoch nicht zwingend angewiesen - aus einem alten Roller haben Julius und sein Vater eine Seilwinde gebaut, die ihnen als Lift-Ersatz dient. Statt einer Piste darf es dann auch gerne einmal ein Treppengeländer sein, über das sie mit ihren Skiern und Boards gleiten. "Street-Skifahren" nennt Marinus das. Wenn die Wintersportsaison Anfang Mai vorüber ist, sind die Bavarian Dudes an der Ebersberger Skateanlage oder auch beim Wakeboarden anzutreffen.
Langweilig wird es mit den Jungs also nicht, so viel ist schnell klar - eben "nicht Nullachtfuchzehn". Das sei unter anderem der Grund, warum ihre Videos bei den Zuschauern auf große Begeisterung stoßen, erzählt Julius. Denn um ihre Erlebnisse mit anderen zu teilen, haben sie fast immer eine Kamera auf der Piste dabei. Für professionelle Aufnahmen steht ein guter Freund unterstützend zur Seite, der beispielsweise mit einer Drohne filmen kann. Zuhause wird das Material schließlich geschnitten und über Social-Media-Kanäle verbreitet.
Ihr Film "Gmiatlich Dreschn" wurde auf der Videoplattform Vimeo inzwischen um die 4000 Mal geklickt, bei der Premiere wären alle Gäste begeistern gewesen, erzählen Marinus und Julius. Zu dem Titel des Films wären sie dabei ganz zufällig gekommen, nachdem ein paar der Jungs einen gleichnamigen österreichischen Song hörten, der ihnen nicht mehr aus dem Kopf gehen wollte.
Doch zum Glück ist das "Gmiatlich Dreschn", also "gemütlich Schlagen", bei den Bavarian Dudes nur im übertragenen Sinne gemeint. Man kann den Begriff quasi als Synonym für das Ski- und Snowboardfahren verstehen. Denn das einzige, was im Video dann geschlagen wird, sind Bögen im Tiefschnee und ein Salto samt Ski in der Luft.
Ihre Tricks bringen sich die Freestyler selbst bei. Sie sehen sich dann Videos von anderen Sportlern im Internet an, man lerne aber auch in der Gruppe voneinander, sagt Julius. "Trotzdem steht der Spaß immer an erster Stelle", betont Marinus. Von dem Motto "größer, höher, weiter" hält der 22-Jährige nicht besonders viel. Natürlich würden Erfolg und positives Feedback anspornen. Ihnen geht es aber vor allem darum, dass sie alle am Boden bleiben, abseits der Piste, versteht sich.
Julius Garbe aus Ebersberg, ebenfalls Mitglied der Bavarian Dudes, betreibt den Sport als einziger von ihnen professionell und nimmt an Weltmeisterschaften teil. Seine Kollegen von den Bavarian Dudes freuen sich dann mit ihm über seine Erfolge. Die anderen betreiben den Sport vor allem als Hobby, nur vereinzelt würde jemand von ihnen an kleineren Wettbewerben teilnehmen, berichten Julius und Marinus. Inzwischen sind einige Sponsoren auf die Jungs aufmerksam geworden. So beispielsweise eine örtliche Brauerei, die sie unter anderem mit Getränken versorgt, oder ein Münchner Outdoor-Geschäft, das hin und wieder neues Equipment zur Verfügung stellt, etwa, wenn die alten Ski ausgedient haben.