Kulturtipp fürs Wochenende:Vom Fernweh nach Frauneiding

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Das "Frauenneuhartinger Rezitations-Trio": Ernst Weeber, Stephan Lewetz und Bärbel Aschauer-Lammel. (Foto: Veranstalter)

Stephan Lewetz, Bärbel Aschauer-Lammel und Ernst Weeber laden zum literarischen Reiseabend mit Musik von "Banda Balorda".

Von Anja Blum, Frauenneuharting

Die bisherigen Programme widmeten sich der Liebe und den vier Jahreszeiten, nun geht es um "Fernweh nach Frauneiding": Das Frauenneuhartinger Rezitations-Trio tritt nach langer Pause mal wieder auf, und zwar am Samstag, 16. März, um 19.30 Uhr im Pfarrheim jenes Dorfes, das da besungen werden soll. Stephan Lewetz, Bärbel Aschauer-Lammel und Ernst Weeber sind die drei Sprachbegeisterten, die einladen zum gemeinsamen Vergnügen Literatur, musikalisch eingebettet ins italienische Flair von Banda Balorda.

Ihren Anfang nahm die Geschichte dieses Wort-Trios aus Frauenneuharting im Winter 2010. Und die Legende geht so: Bärbel Aschauer-Lammel, von Beruf Sprachtherapeutin, verspürte eines Tages große Sehnsucht nach dem Frühling und dazu den Drang, Goethe, Mörike, Fontane, Eichendorff und nochmal Goethe laut und gefühlvoll zu rezitieren. Ernst Weeber, ihr Lebensgefährte und ein derzeit leider verstummter Liedermacher, fühlte sich herausgefordert und konterte mit Rilke, Morgenstern, Kästner und Ringelnatz.

Zu dritt waren die drei Sprachbegeisterten schließlich nicht mehr zu bremsen

Dies aber hätte vermutlich keine weiteren Folgen gehabt, wäre nicht Stephan Lewetz, ein im selben Dorf wohnender Schauspielerfreund, dazugestoßen mit einem Packen herrlicher Texte. Zu dritt nämlich waren sie nicht mehr aufzuhalten in ihrem Rausch, was umso mehr verwundert, als sie bei ihren Zusammenkünften nur wenig Wein, sondern hauptsächlich Kräutertee genossen. "Sie befeuerten sich gegenseitig und verstiegen sich in Fantasien, wie sie das ganze Dorf mit ihrer Sprachbegeisterung anstecken und beglücken könnten." Legende Ende.

Seitdem kommt es jedenfalls immer wieder vor, dass die Drei in ihrem Heimatdorf oder auch anderswo ihre kleinen Tischchen aufstellen, auf Sesseln dahinter Platz nehmen und öffentlich im Rezitieren alter und neuer Texte wetteifern. Unterbrechen lassen sie sich dabei nur von ihren ähnlich befeuerten Begleiterinnen oder Begleitern, die Musik und Lieder beizusteuern wissen.

Es geht ums Unterwegssein, innerlich wie äußerlich, freiwillig oder gezwungenermaßen

Diesmal dreht sich der literarische Abend um das Thema Reisen, ums Fernweh und Heimweh. "Wir begeben uns auf eine Reise in die Welt und wieder zurück", erklärt Aschauer-Lammel. "Es geht ums Unterwegssein, innerlich und äußerlich. Es geht um Reiseromantik - von Goethe losgetreten - um Urlaub und Abenteuer, um Zuflucht in der Natur, aber auch ums unfreiwillige Reisen des Wanderarbeiters oder ins politische Exil."

Im Landkreis heimisch sind aber nicht nur die drei Literaturfreunde, sondern auch die Musiker von Banda Balorda: Sänger Francesco Ciccarelli, Gitarrist Thomas Brand und Bassist Tobias Mückenberger. Dass diese Band in Dreierbesetzung unterwegs ist, wirkt zunächst merkwürdig, denn viele ihrer Stücke klingen, als wären sie für ein großes Orchester geschrieben. "Aber gerade diese Beschränkung lässt viel Raum für Spielereien mit Arrangement und Instrumentarium", heißt es in der Ankündigung. So greife der Sänger gerne mal zu Mundharmonika, Shakern oder Kazoo. "Eine verführerische Entführung nach Italien zwischen melancholischen Balladen und leidenschaftlichem Rhythmus."

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