Digitalisierung:Unternehmen im Kreis Ebersberg unzufrieden mit Internet- und Handynetz

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Auf dem Treffen der IHK Ebersberg zeigt sich: Die meisten Firmen wünschen sich Verbesserungen. Die Telekom verspricht Abhilfe, bleibt aber vage.

Von Wieland Bögel, Glonn

Die Herrmannsdorfer Landwerkstätten sind stolz auf ihre Tierhaltung: Die Schweine haben ein Gehege zum Herumlaufen, die Hühner picken fast frei auf der Wiese nach Futter. Und bald könnten die Hoftiere sogar per SMS kommunizieren. Was wie ein Scherz klingt, soll der neue Mobilfunkstandard 5G möglich machen, so erklärte es nun Udo Harbers von der Telekom beim Regionalausschuss der IHK.

Dieser beginnt seine Sitzungen meist mit einer Firmenbesichtigung, diesmal in Herrmannsdorf. Wo es zwar viele interessante Dinge zu sehen gibt, wer diese aber jemandem per Telefon oder mobilem Internet mitteilen will, hat Pech: Ein brauchbares Netz gibt es nicht, lediglich an ein paar Stellen könne man sich einwählen, verriet Hofherr Karl Schweisfurth. Und nicht nur in dem kleinen Weiler bei Glonn ist zu schlechter Empfang oder zu langsames Internet ein Problem:

Auf die Frage von Bernhard Kux, IT-Experte der IHK, wer von den Anwesenden denn zufrieden sei mit der Breitbandversorgung im Landkreis, gab es keine einzige Ja-Stimme, einige Enthaltungen und gut die Hälfte der Mitglieder befinden die Anbindung ans Datennetz sogar als schlecht. Damit schneidet der Landkreis noch schlechter ab als der Oberbayern-Durchschnitt, wo knapp 40 Prozent der befragten Unternehmen mit dem Internet-Angebot unzufrieden sind. Bei der mobilen Datenübertragung sehen sogar gut 44 Prozent Verbesserungsbedarf, und zwei Drittel erklären, für die Zukunft ein besseres Mobilfunknetz zu benötigen.

Ein solches sei schon auf dem Weg, versprach Harbers, dank 5G werde bis Mitte des kommenden Jahrzehnts bis zu 98 Prozent Netzabdeckung erreicht. In Anlehnung an Bundesbildungsministerin Anja Karliczek, man brauche "5G nicht an jeder Milchkanne", sagte Harbers, gerade dort könne ein verlässliches Netz hilfreich sein. Etwa um den Weg eben jener Milchkanne in die Molkerei effizienter zu organisieren. Oder durch eine Art digitaler Kuhglocke: Sensorhalsbänder könnten deren Position und sogar den Gesundheitszustand der Tiere übermitteln. Noch mehr natürlich sei 5G interessant für Unternehmen, erläuterte Harbers am Beispiel des Osram-Standortes Schwabmünchen, wo ein Pilotprojekt unter anderem mit weitgehend autonomen Lieferrobotern umgesetzt wurde.

99 Prozent bis 2025?

Ganz anstecken ließen sich die Zuhörer von so viel Optimismus nicht. Adnan Krikor stellte die Frage, wann es denn eine komplette Netzabdeckung geben wird und erhielt eine eher ausweichende Antwort: Vielleicht sei bis 2025 sogar 99 Prozent zu erreichen, aber sicher nicht überall mit Maximalleistung von zehn Gigabit pro Sekunde. Was aber auch an der Bundesregierung liege, die für die 5G-Lizenzen Geld haben will: "Die Auktion kostet uns Geld, das wir nicht in die Antennen investieren können."

Doch auch wenn das Geld für Antennen langt, gerade in Bayern sei deren Bau durchaus schwierig, da es viel Widerstand gegen Anlagen in der Nähe von Siedlungen gebe, beklagte Harbers. Vielleicht sollten sich die großen Anbieter einfach zusammentun, sagte Kux und erinnerte an die Forderung der IHK, die Konkurrenten sollten gegen eine Art Maut, die Infrastruktur der anderen mitnutzen. Für IHK-Kreisvorsitzende Sonja Ziegltrum Teubner eine Option, "es ist doch billiger, einen Masten zu bauen, statt drei". Laut Harbers, würde dies die "Investitions-Anreize" verringern, weil jeder nur darauf warte, dass die Konkurrenz einen Masten baut, und sich dann einmieten. Dann müssten die Entgelte dafür eben so gestaltet werden, dass es sich für den Investor lohne, meinte Krikor.

Landrat Robert Niedergesäß stellte die Frage nach der Sicherheit. Sowohl aufgrund möglicher Gesundheitsgefahren durch elektromagnetische Felder, andererseits wegen der etwas in Verruf geratenen Bauteile des 5G-Netzes, die der chinesische Konzern Huawei liefert. Die Grenzwerte bei den EM-Feldern würden auch bei 5G deutlich unterschritten, versicherte Harbers, die Feldstärke liege etwa bei einem Zehntel dessen, was das Bundesamt für Strahlenschutz als noch verträglich festgelegt habe.

Was die Gefahr möglicher chinesischer Einflussnahme angeht, diese sei überbewertet: Sowohl die Technik werde genau überprüft, so Harbers, wie auch das Netz. Ein ungewöhnlicher Datenabfluss - etwa von einem hiesigen Unternehmen Richtung China - würde sofort auffallen. Zudem seien alle anderen Anbieter entweder viel teurer, technisch nicht so ausgereift oder selbst nicht sicher: "Die Amerikaner nutzen die Cisco-Bauteile definitiv zur Spionage", etwa vor einigen Jahren, um Mitglieder der Bundesregierung auszuhorchen - und bald vielleicht die Hoftiere beim SMS-Schreiben.

© SZ vom 09.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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