Fachkräftemangel:Kreisklinik holt sich Unterstützung aus Albanien

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  • Weil der Fachkräftemangel in der Pflege so extrem ist, holt sich die Kreisklinik Ebersberg Hilfe aus dem Ausland.
  • Im Herbst dieses Jahres rechnet das Krankenhaus mit bis zu 15 Pflegekräften aus Albanien, zu Beginn 2020 werden zwölf philippinische Fachkräfte erwartet.
  • Hohe Mieten in der Kreisstadt schrecken qualifizierte Anwärter ab.

Von Stella Vogl, Ebersberg

Die Kreisklinik Ebersberg setzt in der Pflege immer stärker auf Fachkräfte aus dem Ausland. Zu Beginn 2020 werden zwölf philippinische Fachkräfte erwartet, noch im Herbst dieses Jahres rechnet Klinik-Geschäftsführer Stefan Huber mit bis zu 15 Pflegekräften aus Albanien: "Das ist der Plan." Die Organisation, mit der er in diesem Rahmen zusammenarbeiten wird, will Huber lieber nicht nennen - um nicht der Konkurrenz nützliche Hinweise zu geben. Denn eines kann Huber bestätigen: "Es ist ein Kampf um examiniertes und qualifiziertes Personal."

Der Kreisklinik geht es da nicht besser als anderen Krankenhäusern in Deutschland. "Wir haben da schon, meine ich, ein gesellschaftliches Problem", sagt Huber. Dass hinter vorgehaltener Hand von der Pflege immer noch abgeraten und gefordert werde, "etwas Gescheites zu lernen", widerspricht seiner Überzeugung, dass es sich um einen "100 Prozent krisensicheren" Beruf handelt.

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Der verstärkte demografische Wandel im Landkreis hin zu einer "alternden Gesellschaft" sei nur ein weiterer Beleg für die unverzichtbare Rolle des Pflegepersonals. Und dennoch verliert eine Beschäftigung in der Pflege deutschlandweit an Attraktivität. Vor diesem Hintergrund fordert der Geschäftsführer eine Bundespolitik, die auf ein besseres Image des Pflegeberufs in der Gesellschaft hinwirkt.

Die Lage im Landkreis erschwert die Suche nach Personal zudem erheblich: Das Problem steigender Mieten hält potenzielle Bewerber davon ab, sich an der Kreisklinik zu bewerben, ein schwerwiegender Aspekt, "wo wir nicht punkten und gewinnen". Seit knapp vier Jahren nimmt Huber einen Anstieg an Wohn- und Mietpreisen wahr, der so kaum noch zu bewältigen sei, wie er sagt.

Zwar verfügt die Kreisklinik über 200 Wohnungen, doch die seien alle schon belegt. Somit fällt ein schlagkräftiges Argument bei der Anwerbung von potenziellen Mitarbeitern vorerst weg. Wo Oberbayern mit Bergen und frischer Luft werben kann, schreiben sich andere Regionen in Deutschland billigere Mietpreise auf die Fahne und gewinnen. Derzeit sind in Ebersberg 15 Stellen vakant.

Bei der Suche nach Personal setzt Huber auf mehrere Maßnahmen. So verfolgt die Klinik das Programm "Mitarbeiter werben Mitarbeiter". Gegen eine Prämie sollen Angestellte weiteres Personal anwerben. Über das Projekt "Triple Win" der Bundesagentur für Arbeit und der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit läuft außerdem die Anwerbung der Fachkräfte aus dem Ausland. Huber unterstreicht, dass auch die neuen Kollegen über ausreichend deutsche Sprachkenntnisse verfügen.

© SZ vom 06.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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