Energiegewinnung in Frauenneuharting:Ein Windrad auf Kirchengrund

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Das erste Windrad im Landkreis Ebersberg könnte in Frauenneuharting stehen. Der Gemeinderat diskutiert über eine 15 Meter hohe Anlage, die die 1500 Einwohner künftig mit Energie versorgen soll.

Carolin Fries

"Wir sind überall innovativ", sagt Frauenneuhartings zweiter Bürgermeister Franz Gschwendtner (CSU) selbstbewusst. Und schränkt dann ein: "Zumindest in den wichtigen Bereichen." Dazu zählt in der knapp 1500 Einwohner-Gemeinde offenbar auch die Förderung erneuerbarer Energien: Am Donnerstag, 23. September, berät der Gemeinderat über die Errichtung eines Windrads am neuen Sportplatz. "Grundsätzlich stehen wir der Sache positiv gegenüber", sagt Bürgermeister Josef Singer (Liste 3).

Ein Windrad soll in Frauenneuharting zur künftigen Unabhängigkeit der Gemeinde von fossilen Energien beitragen. (Foto: dpa)

Noch gibt es im Landkreis Ebersberg kein Windrad - auch nicht im Bereich der Kleinwindkraft, wie es in Frauenneuharting geplant ist. Simon Wieser, Inhaber der ortsansässigen Firma Elektro Wieser, wird der Gemeinde am Donnerstagabend den Bau eines etwa 15 Meter hohen Windrads vorschlagen, das auf dem Hügel hinter der Schule am Sportplatz stehen soll.

Laut Wieser, der bereits erste Messungen vorgenommen hat, könnte das dreiflügelige Rad hier im Jahr rund 5000 Kilowattstunden (kw/h) Strom erzeugen und damit die Hälfte des Strombedarfs der örtlichen Grundschule abdecken. "Das Schulgebäude würde an die Anlage angeschlossen werden", so der Fachmann. "Wird nachmittags kein Strom benötigt, fließt dieser ins Netz und wird vergütet."

Simon Wieser spricht von einer "sinnvollen Nutzung". Er würde die Fünf-Kilowatt-Anlage im Auftrag der Gemeinde für rund 15.000 bis 18.000 Euro errichten. "Wenn die Preise weiter steigen, wovon auszugehen ist, kann sich die Anlage in zehn Jahren schon amortisiert haben", so Wieser. Derzeit kosten 5000 kw/h Strom im Einkauf rund 1000 Euro.

"Wenn die Aussicht besteht, dass die Anlage wirtschaftlich rentabel ist", sollte man laut Singer das Windrad errichten. Lediglich eine Sache muss noch im Vorfeld abgeklärt werden: Der Stahlmast mit einem Durchmesser von etwa drei Metern soll auf Kirchengrund errichtet werden.

"Jetzt steht etwas Neues an"

Noch in dieser Woche will der Bürgermeister Kontakt mit Pfarrer Jakob Brandl aufnehmen und sich anschließend an den Grundeigentümer, die Erzdiözese München-Freising, wenden. "Unser Vorteil ist, dass es hier keine Wohnbebauung gibt", sagt der Bürgermeister. Sein Stellvertreter meint sogar: "Davon können manche Gemeinden nur träumen."

Simon Wieser begann vor etwa zehn Jahren, im südlichen Landkreis die ersten Photovoltaikanlagen zu errichten. "Jetzt steht was Neues an", sagt er nüchtern. Im vergangenen Jahr hat der Landkreis ein so genanntes Road-map verabschiedet, wonach Ebersberg bis 2030 unabhängig von fossilen Brennstoffen sein soll. "Energie muss künftig auch dezentral erzeugt werden", sagt Wieser.

Tatsächlich müssten im Landkreis in den kommenden 20 Jahren fünf Heizwerke, 15 Windräder, 25 Biogasanlagen und rund 17.000 Erdsonden gebaut werden, um das ehrgeizige Ziel zu erreichen. Es passt also nur ins Bild, wenn Josef Singer von "einem Anfang" spricht. Die Sitzung beginnt um 19.30 Uhr im Schulhaus.

© SZ vom 23.09.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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