Dorfladen in Egmating:Eröffnung nach Wackelpartie

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Tom Müller und Nadine Krause haben bereits die meisten Regale im Laden eingeräumt. (Foto: Christian Endt)

Café, Bäckerei und Lebensmittelladen in einem: Nachdem sich die Egmatinger sechs Jahre lang für eine Grundversorgung vor Ort eingesetzt habe, eröffnet am 19. April endlich der Dorfladen.

Von Franziska Langhammer, Egmating

Die Waren sind schon in den Regalen eingeräumt, natürlich nicht die frischen wie Wurst und Obst. Aber eigentlich kann es losgehen mit dem Verkauf, und die ersten Kunden dürfen ihre Körbchen füllen. Am 19. April öffnet der Egmatinger Dorfladen seine Türen für alle, die zum Shoppen nicht weiterhin nach Glonn, Oberpframmern, Aying oder Höhenkirchen fahren wollen. Eine Wurst- und Käsetheke soll es geben, Obst und Gemüse, Eier und Honig, Getränke und Kaffee - geliefert von regionalen Herstellern. Auch Backwaren werden angeboten werden, so dass künftig auch am Sonntag jeder Egmatinger seine Semmeln vor Ort kaufen kann.

Bisher sind die Einkaufsmöglichkeiten in der Gemeinde eher mau. Metzger und Bäcker haben das Dorf schon lange verlassen, nicht einmal einen Geldautomaten gibt es. Um das zu ändern, haben sich schon im Jahr 2018 engagierte Egmatinger Bürgerinnen und Bürger zusammen geschlossen und eine Initiative gestartet. Einen Laden für die Grundversorgung auf die Beine zu stellen, das haben sie sich auf die Fahnen geschrieben. Das Interesse war von Anfang an groß, die Auswahl an möglichen Standorten leider nicht.

Ein Teil des harten Kerns: Unter anderem diese fünf Egmatinger haben sich von Anfang an für das Projekt Dorfladen stark gemacht. Von links nach rechts: Daniel Müller, Uwe Kowolik, Angelika Eiler, Bernhard Wagner, Peter Ribinski (Foto: Franziska Langhammer)

Relativ bald hatte man das alte Raiffeisengebäude in der Ehamostraße im Blick, das sich mit seinen 120 Quadratmetern gut eignen würde für einen kleinen Laden. "Zuerst hat sich eine Ärztin gemeldet, die hatte natürlich Vorrang", erzählt Angelika Eiler, die von Anfang an dabei war. Dann kam Corona, und das Projekt Dorfladen kam erst einmal zum Stillstand. Als die Ärztin die Praxis aufgab, wurden ukrainische Geflüchtete in den Räumen untergebracht. Als auch diese Gäste die Ehamostraße wieder verließen, kam endlich die Initiative zum Zug. "Das war eine große Erleichterung", so Eiler. Viel Zeit und Engagement habe man im Vorhinein in das Projekt gesteckt, das für lange Zeit auf wackeligen Beinen gestanden habe.

Das Angebot ist groß, im Sortiment hat der Laden viele regionale Produkte. (Foto: Christian Endt)

Vor allem der Hartnäckigkeit von sechs Mitstreitern um Angelika Eiler ist es zu verdanken, dass Egmating nun endlich seinen eigenen Dorfladen eröffnen darf. Finanziert wird das Geschäft teilweise durch etwa 105 stille Gesellschafter, die sich Anteilsscheine gekauft haben. Das Eigenkapital von 46 000 Euro, das diese mit eingebracht haben in den Laden, sei für das ganze Vorhaben und auch für die Bank von großer Bedeutung gewesen, betont Eiler.

Auch Arbeitsplätze konnten mit dem Laden geschaffen werden: Der Leiter des Ladens ist bereits seit März angestellt und kümmert sich tüchtig um die Organisation und den Ankauf von Waren. Eine weitere Festangestellte soll ihn künftig unterstützen, sowie weitere Teilzeit- und Aushilfskräfte. Bisher wird das vor allem von Schülerinnen und Schülern gestemmt, so Angelika Eiler: "Wir sind weiter auf der Suche."

Sogar ein kleines Café gibt es nun in Egmating - eine Nische im Dorfladen mit Sitzmöglichkeiten für bis zu acht Personen. Wer im Home-Office ist, kann sich künftig eine warme Brotzeit wie zum Beispiel eine Leberkässemmel in der Ehamostraße abholen. Die Initiative hat auch weitere Pläne: Gerade seien sie mit weiteren Lieferanten im Gespräch, dass ein- bis zweimal pro Woche warme Speisen zu Mittag angeboten werden können, so Angelika Eiler. Und, ganz wichtig: Einen Geldautomaten gibt es zwar immer noch nicht, aber Geld abheben kann man trotzdem bald in Egmating - und zwar an der Kasse im Dorfladen.

Der Egmatinger Dorfladen wird am Freitag, 19. April, um 15 Uhr eröffnet. Von Samstag, 20. April, an öffnet der Laden seine Tore montags bis freitags von 7 bis 13 und von 15 bis 19 Uhr, am Samstag von 7 bis 13 Uhr und am Sonntag für den Verkauf von Backwaren von 7 bis 10 Uhr.

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