Waldbrandgefahr im Ebersberger Forst:Vorbereitung ist alles

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Zum Glück ein Bild mit Seltenheitswert: Waldbrand im Landkreis Ebersberg, hier 2007 nahe Zorneding. (Foto: Renate Schmidt)

Durch den verhältnismäßig feuchten Frühling ist die Waldbrandgefahr in Ebersberg weniger stark als in anderen Regionen Bayerns. Die Staatsforsten und Feuerwehren warnen trotzdem - und rücken bald wieder zur nächsten Übung aus.

Von Thorsten Rienth, Ebersberg

Im vergangenen Jahr um diese Zeit war die Karte des Waldbrandgefahrenindexes für den Landkreis Ebersberg tiefrot dahergekommen. Sprang die Anzeige damals von der fünften und höchsten auf die vierte Stufe zurück, bedeutete das bei Florian Heiß schon beinahe ein kleines Aufatmen. Dieser Tage ist der Kreisbrandrat praktisch tiefenentspannt. Aktuell pendelt die Gefahrenbewertung auf dem Index zwischen eins und zwei, zwischen "sehr geringer" und "geringer" Gefahr.

"Der recht regelmäßige Regen im Frühjahr wirkt noch gut nach", sagt Heiß. "Das kann man sich ein bisschen wie eine Prophylaxe gegen Waldbrand vorstellen." Die meisten Bäume hätten genug Zeit gehabt, einiges an Wasser in ihren Zellen zu speichern. Ähnliches gelte für den Waldboden. "Dadurch, dass sich im Frühjahr Sonnen- und Regentage ganz gut abgewechselt haben, konnte das Wasser auch in tiefere Bodenschichten gelangen." Beides zusammen drücke die Waldbrandgefahr nun aus den hohen in die niedrigeren Indexwerte.

Was den Brandbekämpfern die meisten Sorgen macht, sind unvorsichtige Waldbesucher

Alles bestens also? Soweit will der Kreisbrandrat nicht gehen. Einmal, weil Bäume und Böden das Wasser aus dem Frühjahr bei Sommertemperaturen ja sukzessive wieder verlieren. Vor allem aber gelte: "Der Wald entzündet sich ja nicht von selbst. Das Problem ist der Faktor Mensch." Die Klassiker seien weggeworfene und noch glühende Zigarettenkippen oder Autos, die mit heißem Auspuff um hohen Gras parkten. "Und auch wenn's schwer zu glauben ist: Es gibt Leute, die zum Grillen tatsächlich in den Forst gehen und dann auch noch heiße Kohlen liegenlassen." Die berühmte im Sonnenlicht liegende Glasscherbe als Waldbrandauslöser verortet Heiß dagegen eher im Bereich der Legende. "Da müssen schon unglaublich viele Faktoren zusammenkommen, damit das passiert."

Waldbrandrisiko Nummer eins sind unvorsichtige Leute. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Einen der Faktoren versuchen Leute wie Heinz Utschig, Forstbetriebsleiter bei den Bayerischen Staatsforsten mit Sitz in Wasserburg, kontinuierlich feuerfester zu machen: den Waldboden. "Wir pflanzen zum Beispiel Laubholz unter den alten Fichten. Selbst wenn die neuen Bäume erst drei Meter hoch sind - die geraten einfach nicht so schnell in Brand." Die Frage ist, ob die Strategie schneller wirkt, als die Klimakrise voranschreitet. "Wir müssen die Fichte noch deutlich mehr reduzieren und durch robustere Bäume ersetzen", laute Utschigs Devise.

Für den Fall der Fälle wird regelmäßig der Ernstfall trainiert, auch in dieser Woche

Wenn man so will, dann dreht er damit das Rad der Geschichte zurück. Zurück zum Mischwald, wie er vor der Kultivierung des Ebersberger Forsts und ihrem Fokus auf die Fichte vor sich hin wuchs. Wenngleich der Anti-Waldbrandeffekt erst langsam zum Tragen komme: "Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Waldbrandgefahr im Ebersberger Forst heute geringer ist als noch vor 50 Jahren."

Und weil der nächste Hitzesommer nach 2015, 2018 und 2022 nur noch eine Frage der Zeit ist, will Kreisbrandrat Heiß in Waldbrandangelegenheiten auch nicht lockerlassen. "Der eine Punkt ist: Aufklärung, Aufklärung, Aufklärung. Wer im Wald mit Feuer oder Glut hantiert muss einfach wissen, dass er eine große Gefahr darstellt." Der andere: "Wir spielen regelmäßig Waldbrandszenarien durch, verbessern und erweitern unsere Einsatzpläne praktisch kontinuierlich." Wenn es wirklich mal brennt müssen diese nur noch aus den Schubladen geholt respektive auf dem Tablet geöffnet werden.

Erst vor wenigen Wochen hätten sie im nördlichen Teil des Forsts das Szenario durchgespielt, bei dem plötzlich ein brennender Traktor im Wald liegenblieb, berichtet Heiß. Diese Woche stehe eine weitere Übung im südlichen Teil an. Im Kern geht es bei ihr um die in großen Waldgebieten schwierige Ortsbestimmung des Feuers sowie eine möglichst geschicktes Management der Einsatzfahrzeuge. Waldwege sind bekanntlich eng. Und wenden lässt es sich mit einem Feuerwehrfahrzeug auch eher schlecht.

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