Stadtbild in Ebersberg:Bitte keine Werbung

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Auf der im Bild rechten Seite des ehemaligen Bundespost-Gebäudes in der Dr.-Wintrich-Straße möchte der aktuelle Eigentümer eine Plakatwand für Werbung anbringen - die Ebersberger Stadtratsmitglieder sind davon nicht begeistert. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Die Politik in Ebersberg startet einen Versuch, unerwünschte Reklame im Straßenbild zu verhindern - dass man damit besonders erfolgreich ist, glaubt allerdings niemand.

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Reklame kann ganz schön auf die Nerven gehen - das gilt sogar für solche, die es noch gar nicht gibt. So zu erleben kürzlich im Technischen Ausschuss des Ebersberger Stadtrates, da hatten die Mitglieder über einen Antrag auf eine neue Plakatwand zu befinden - und sie fanden die Aussicht allesamt alles andere als angenehm.

Konkret geht es um das ehemalige Bundespostgebäude an der Ecke Ring- und Dr.-Wintrich-Straße. Der Antragsteller möchte an der Westseite der das Gebäude umgebenden Mauer - an der Ringstraße - eine knapp neun Quadratmeter große Werbetafel anbringen, zusammen mit der Halterung ist das Konstrukt dann etwa 15 Quadratmeter groß. Alle zehn Tage soll ein neuer Werbeanschlag zu sehen sein, in den Nächten übrigens nicht, eine Beleuchtung soll es laut Antragsteller nicht geben.

Fraktionsübergreifend gibt es Ablehnung für die geplante Reklametafel

Laut den Ausschussmitgliedern aber soll es am besten gar nichts geben, die Einschätzung im Gremium fiel so einhellig aus, dass die Redebeiträge nahezu reine Formalität waren. Noch bevor Bürgermeister Ulrich Proske (parteilos) den Ersten auf der Rednerliste, CSU-Stadtrat Josef Riedl, überhaupt aufrief, sicherte er ihm schon Unterstützung für sein noch vorzutragendes Ansinnen zu: "Ich stimme mit dagegen" - auch wenn er als Bürgermeister ja eigentlich den Verwaltungsvorschlag unterstützen solle.

Warum Riedl nichts von dem Vorhaben wissen will, führte er anschließend dennoch ausführlich aus. Er störe sich besonders an der Formulierung in der Sitzungsvorlage, wonach die neue Werbeanlage "keine Sichteinschränkung" mit sich bringe - Hintergrund ist ein Prozess, den die Stadt Ebersberg vor einigen Jahren am Verwaltungsgericht verloren hatte. Da ging es ebenfalls um ein Werbeplakat, das sowohl die Stadt wie die Bauaufsichtsbehörde im Landratsamt abgelehnt hatten. Das Gericht erlaubte die Plakatwand dennoch, unter der Voraussetzung, dass diese die Verkehrssicherheit nicht durch Sichtbehinderungen beeinträchtigt.

Der Einschätzung, dass die nun beantragte Werbetafel keine Sichtbehinderung sei, könne nur zustimmen, "wer selber eine Sichtbehinderung hat". Gerade weil an der Stelle auch ein Schulweg von und zur Realschule vorbeiführe, solle man die Plakattafel auf keinen Fall genehmigen, aber auch aus städtebaulichen Gründen, so Riedl weiter: "Der Stadtrat war immer darauf erpicht, die Stadt von solchen Schildern freizuhalten."

Vermutlich wird das Landratsamt die Genehmigung dennoch erteilen

Zustimmung kam aus allen Fraktionen: "Warum soll das da hin?", fragte Toni Ried (FW) und forderte: "Der Stadtrat muss wieder mehr Sensibilität in der Stadtplanung zeigen." Jürgen Friedrichs (Grüne) verwies ebenfalls auf die Verkehrssicherheit, die Werbetafel blockiere die Sicht von der Ringstraße auf den Radweg an der Dr.-Wintrich-Straße. Bürgermeister Proske gab allerdings zu bedenken, dass auch eine einstimmige Ablehnung das Vorhaben wohl nicht stoppen werde - vermutlich werde das Landratsamt die Genehmigung dennoch erteilen. "Sollen sie halt, ich bin trotzdem dagegen", erklärte Christoph Münch (SPD).

Gerd Otter (Pro Ebersberg) schlug vor, es dem Antragsteller zumindest ein bisschen schwerer zu machen und den Bebauungsplan zu ändern. So könnte man generell Werbung an der Ecke ausschließen - auch um Präzedenzfälle zu verhindern: Sollte dem Antrag stattgegeben werden, "kommt in spätestens zwei Jahren die nächste Tafel hin, dann am Gebäude". Was auch aus architektonischer Sicht schade sei, das alte Bundespostgebäude sei immerhin ein schönes Beispiel des Brutalismus-Baustils.

Ohne Gegenstimmen wurde die Werbetafel anschließend abgelehnt, die Verwaltung wird bis zur nächsten Sitzung eine entsprechende Bebauungsplanänderung vorbereiten. Wobei auch dieses Vorgehen nicht unbedingt aussichtsreich sei, gab Bauamtsleiter Christian Stöhr zu bedenken: "Die Wahrscheinlichkeit, damit durchzukommen, ist nicht hoch." Wie hoch, wird sich in den kommenden Monaten zeigen - zumindest aber hat der Stadtrat eine plakative Stellungnahme gegen lästige Reklame abgegeben.

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