Gastronomie:Pizza und Pasta zwischen Baggern?

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Das alte Hotelgebäude des Hölzerbräu in Ebersberg. Dieses wird wohl auch weiterhin das Stadtbild prägen, wann und wie das Grundstück dahinter umgestaltet wird, scheint offen. (Foto: Christian Endt)

Das Ebersberger Restaurant Antico Casale ist von den Bauplänen auf dem Hölzerbräu-Gelände bedroht. Zwar darf der denkmalgeschützte Bestand nicht abgerissen werden - doch mit einer langen Schließung ist zu rechnen. Was bedeutet das für die Gourmets der Stadt?

Von Anja Blum, Ebersberg

Manche Ebersberger sagen, das Antico Casale sei das beste Restaurant der Stadt. Gehobene italienische Küche kann man dort genießen, mitten im Herzen Ebersbergs. Dieser Standort aber ist nun genau das Problem: Das Lokal ist Teil des Hölzerbräu-Areals, das in absehbarer Zeit komplett überbaut werden soll. Deswegen geht in der Stadt die Sorge um, das Antico Casale zu verlieren. Für eine sehr lange Zeit, oder womöglich sogar für immer. Die Befürchtung nämlich ist, dass eine zu lange Schließung wegen der Bauarbeiten die Restaurantbetreiber zu einem Ortswechsel zwingen, oder, noch schlimmer, es nach der Umgestaltung des Areals dort gar keine Gastronomie mehr geben könnte.

Da momentan jedoch noch viele Fragen rund um das Hölzerbräu-Gelände offen sind, kann - trotz allen Wohlwollens - niemand sagen, was genau wann geschehen wird. Ein paar Fakten und Aussagen lassen sich allerdings bereits zusammentragen - der Versuch, einen Blick in die Zukunft zu werfen.

Rathaus und Landratsamt setzen sich ein - haben aber nicht zu entscheiden

Den Verlust des Antico Casale würde man jedenfalls auch vonseiten der Stadt sehr bedauern: "Uns ist es sehr wichtig, dass das Restaurant trotz Bauarbeiten so lange wie möglich geöffnet bleibt, und dass es auch danach dort noch Gastronomie gibt", sagt Bürgermeister Uli Proske. Sonst nämlich gingen die Ebersberger wohl "auf die Barrikaden". Genauso sieht das der Landrat. Man werde alles tun, um den Betrieb des Restaurants weiter zu ermöglichen, sagt Robert Niedergesäß, er habe zu dieser Sache auch schon viele Mails von besorgten Bürgern beantwortet. Nur vorübergehend fehlende Parkplätze wegen der Baggerarbeiten zum Beispiel seien für das Landratsamt als Bauaufsichtsbehörde kein Problem. "So etwas lösen wir immer sehr pragmatisch - das ist kein Lex Antico Casale, sondern Usus", so Niedergesäß. Doch letztendlich sei der weitere Betrieb des Lokals eine privatrechtliche Geschichte zwischen Eigentümer und Pächter. Sowohl Proske als auch Niedergesäß haben also nicht wirklich darüber zu entscheiden.

Dazu muss man wissen: An dem Großprojekt zur innerstädtischen Nachverdichtung sind die Stadt Ebersberg und ein Investor beteiligt, denn der gesamte östliche Teil des Areals - zu dem auch das Restaurant und das Hotel gehören - wurde an die Firma Euroboden verkauft. Auf dem städtischen Grundstück befindet sich das Feuerwehrhaus, das irgendwann durch einen Neubau an anderer Stelle ersetzt werden soll. Insgesamt sind sechs Mehrfamilienhäuser geplant, jeweils drei in jedem der beiden Quartiere. Umgesetzt werden diese in zwei Bauabschnitten, bis alles fertig ist, wird es wohl noch ein paar Jahre dauern.

Der Investor spricht sich grundsätzlich für die Gastronomie aus

Die gute Nachricht ist: Auch der Investor spricht sich grundsätzlich für das Restaurant aus. "Die bestehende gastronomische Nutzung auf dem Hölzerbräu-Gelände betrachtet Euroboden als wichtigen städtischen Baustein", schreibt Pressesprecherin Caroline Wolf. Man stehe dazu "in enger Abstimmung" mit dem Rathaus.

Nach Abschluss eines städtebaulichen Wettbewerbs für das Hölzerbräu-Gelände befindet sich Euroboden nämlich nun gemeinsam mit der Stadt in der Weiterentwicklung des Siegerentwurfes von Beer Bembé Dellinger. Dabei werde auch der Bestand betrachtet, heißt es vonseiten des Investors. Denn der Bereich Richtung Sieghartstraße und Marienplatz steht unter Denkmalschutz, das Hotelgelände ist also für eine Neubebauung tabu.

Der Altbestand ist denkmalgeschützt - und sanierungsbedürftig

Trotzdem sollen dort Bauarbeiten stattfinden: "Erste Untersuchungen haben gezeigt, dass der ensemblegeschützte Bestand einen hohen Sanierungsstau aufweist", schreibt die Pressesprecherin von Euroboden. "Um ihn angemessen in das Gesamtkonzept integrieren und zukunftsfähig betreiben zu können, ist eine umfassende Sanierung in enger Abstimmung mit der Denkmalpflege erforderlich." Das heißt: Restaurant und Hotel werden vermutlich runderneuert.

Doch Euroboden und die Stadt seien bemüht, die Dauer der Sanierungsphase möglichst zu minimieren. "Wir gehen aktuell von einer Dauer von etwa einem bis 1,5 Jahren aus", so Wolf. Dieser Zeitrahmen sei auch begründet in der historischen Bausubstanz und den zu erwartenden Auflagen des Denkmalschutzes.

Auch auf der idyllischen Terrasse lässt es sich im Sommer gut aushalten. (Foto: Christian Endt)

Mit den Pächtern der Gastronomie und des Hotels habe Euroboden Vereinbarungen getroffen, die bis zum Beginn der Sanierung im Bestand sowie der Abrissarbeiten eine möglichst lange Nutzung sicherstellen. Was genau das bedeutet, lässt die Pressesprecherin jedoch offen.

Eine Tiefgarage soll den gesamten Bedarf an Stellplätzen abdecken

Weiter heißt es: "Um einen Betrieb des Gewerbes im alten Hölzerbräu noch vor Fertigstellung des Gesamtprojektes zu ermöglichen, werden auch die Stellplatzanforderungen und die Tiefgarage mit der Stadt weiterentwickelt." Die Tiefgarage solle den Stellplatzbedarf des Bestands sowie des Neubaus abdecken und dazu noch Stellplätze des Marienplatzes aufnehmen, um die innerstädtische Aufenthaltsqualität dort zu erhöhen.

Und was sagen die Betreiber des Antico Casale selbst? Dort gibt man sich völlig entspannt. Man sei in Gesprächen über die Konditionen - und mache sich keinerlei Sorgen, sagt Emanuele Pace. "Wir schließen nicht." Das werden sicherlich viele Ebersberger gerne hören, schließlich geht es um das angeblich beste Restaurant der Stadt.

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