Pflegekrisendienst:Schnelle Hilfe für Notfälle

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Der Pflegekrisendienst soll kurzzeitige Engpässe bei der Betreuung von älteren oder kranken Menschen überbrücken. (Foto: Inga Kjer/photothek.net/imago/photothek)

Der Landkreis Ebersberg will einen Pflegekrisendienst etablieren - allerdings entgegen der ursprünglichen Planung nur an Wochenenden und Feiertagen.

Von Andreas Junkmann, Ebersberg

Die Idee eines flächendeckenden Pflegekrisendienstes im Landkreis Ebersberg sorgte Mitte Februar für ordentlich Begeisterung bei den Mitgliedern des Kreis-Sozialausschusses (SFB). Einstimmig votierte das Gremium damals dafür, das Modellprojekt aus dem Nachbarlandkreis Erding auch hier in der Region zu etablieren. Dieser Euphorie haben die Kommunen im Landkreis in der Zwischenzeit jedoch einen Dämpfer versetzt, weil sich die Bürgermeister gegen eine finanzielle Beteiligung an dem Angebot ausgesprochen haben. Dieses soll aber trotzdem eingeführt werden - entgegen der ursprünglichen Planung jedoch nur an Wochenenden und Feiertagen.

Der Pflegekrisendienst soll ein zeitlich begrenzter Lückenfüller sein, wenn etwa ein Betreuer kurzfristig ausfällt oder sich ein anderer Engpass ergibt. Dabei geht es gar nicht so sehr um Senioren, die in ihrem Alltag auf Unterstützung angewiesen sind. Den Pflegekrisendienst kann auch in Anspruch nehmen, wer etwa aus der Kreisklinik entlassen wird und zu Hause auf ein bisschen Hilfe angewiesen ist. Das Angebot richtet sich also nicht nur an ältere Menschen, sondern etwa auch den 18-jährigen Motorradfahrer, der sich von einem Unfall erholt und noch nicht unter der Betreuung eines regulären Pflegedienstes steht. In einer solchen Überbrückungsphase könnte der Krisendienst einspringen.

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Während in Erding, wo es dieses Angebot bereits seit Anfang 2021 gibt, der Pflegekrisendienst an allen Tagen verfügbar ist, soll sich im Landkreis Ebersberg die Hilfe nur auf Wochenenden und Feiertage beschränken. Grund ist das Veto der Gemeinden, die sich mit einem Euro pro Einwohner an dem Projekt hätten beteiligen sollen. Die Bereitstellung eines solchen Angebotes ist aber eigentlich nicht Aufgabe der Rathäuser, sondern der Pflegeversicherungen. "Jede Kommune muss um ihren Haushalt kämpfen", sagte deshalb Ebersbergs Bürgermeister und SPD-Kreisrat Ulrich Proske in der jüngsten SFB-Sitzung. "Jetzt sollen wir wieder für etwas zahlen, für das wir nicht zuständig sind. Da geht es ums Prinzip." Gleichwohl unterstrich Proske, wie wichtig ein solcher Krisendienst auch im Landkreis Ebersberg wäre.

Grundsätzlich ist die Region in Sachen Pflegediensten aber ganz gut aufgestellt, wie Jochen Specht, Sachgebietsleiter Sozialplanung und Demografie am Landratsamt, sagte. Dennoch könne es in Einzelfällen zu Engpässen kommen. "Es geht jetzt zumindest darum, die Menschen am Wochenende zu versorgen, wenn jemand zum Beispiel frühzeitig aus der Klinik entlassen wird", so Specht, der sich dafür aussprach, das Angebot an einen externen Träger zu vergeben. Zugute kommt dem Landkreis, dass es einen neuen Fördertopf des Freistaats unter dem Titel "Gute Pflege daheim in Bayern" gibt, aus dem man nun Gelder abzapfen will. Start des Pflegekrisendienstes im Landkreis könnte laut Specht dann in der zweiten Jahreshälfte 2024 sein.

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Die Mitglieder des SFB-Ausschusses begrüßten derweil das Bestreben, trotz der weggebrochenen Finanzierung durch die Kommunen an dem Projekt festzuhalten. "Ich finde, dass das wahnsinnig notwendig ist", sagte etwa Ottilie Eberl (Grüne). Viele Menschen im Landkreis würden alleine leben und seien deshalb auf so eine Ansprechstelle angewiesen. Marina Matjanovski (CSU) ist derweil überzeugt, dass sich wegen der älter werdenden Bevölkerung der Bedarf für einen Notfallpflegedienst noch verstärken wird.

Landrat Robert Niedergesäß (CSU) unterstrich dagegen, dass der Landkreis dieses Angebot auf freiwilliger Basis einführe, was die ohnehin knappe Haushaltskasse zusätzlich belasten werde. "Wir sind uns einig, dass das eine notwendige Maßnahme ist", so Niedergesäß, "wir sind uns aber auch einig, dass wir eigentlich nicht dafür zuständig sind."

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