Sehr viel ist nicht mehr übrig vom alten Kindergarten im Oberndorfer Schulhaus, die Türen sind samt Rahmen herausgerissen, genau wie Böden und Verputz, in einem Zimmer steht mitten im Bauschutt noch eine Tafel mit einer Kreidezeichnung. Ein komplett anderes Bild dann ein paar Meter weiter im Neubau. Dort im Untergeschoss ist es schon richtig gemütlich, warme Farben, viel Holz, Schränke voller Spielzeug.
Gerade rechtzeitig seien die neuen Räume des Kindergartens fertig geworden, erklärt Ebersbergs Bürgermeister Ulrich Proske (parteilos) bei einer Begehung am Dienstagnachmittag - denn an diesem Mittwoch beginnt das neue Kindergartenjahr. Sehr zufrieden zeigen sich auch Dieter Meier, der Zuständige beim Einrichtungsverbund Steinhöring, der den Kindergarten betreibt und Kindergartenleiterin Anna-Lena Zehentmair. Sie hat im Zuge des Umbaus auch ein neues Büro bekommen, der Blick nach draußen ist derzeit allerdings noch nicht so berauschend, er fällt auf eine Reihe blauer Container.
Dort sind aktuell noch die Spielgruppen der "Krümelkiste" untergebracht, wenn das Untergeschoss des Altbaus fertig saniert ist, wird die private Betreuungseinrichtung dorthin umziehen. Dann wird außerdem der Einrichtungsverbund sein Angebot erweitern, neben den zwei Kindergartengruppen soll es auch eine Krippe geben, Start ist voraussichtlich in zwei Jahren, wenn die Bauarbeiten abgeschlossen sind. Auch geplant ist, dass eine Gruppe der heilpädagogischen Förderstätte aus Steinhöring nach Oberndorf umzieht.
Im Obergeschoss der Schule wird es in den kommenden Jahren auch noch einiges Hin und Her geben. Zumindest der Umzug der drei Klassen in die neuen Räume soll zum in zwei Wochen beginnenden Schuljahr abgeschlossen sein. Was durchaus ein straffer Zeitplan ist, denn aktuell wird an den Klassenräumen und der Schulbibliothek noch fleißig gearbeitet. Bis zum ersten Schultag müssen unter anderem noch die Akustikdecken, Lampen, Lichtschalter und vor allem die Möbel in die Klassenzimmer finden.
Wobei man für letztere gar nicht zuständig sei, sagt der Bürgermeister, was an der nicht ganz gewöhnlichen Struktur der Oberndorfer Schule liegt. Sie ist nämlich gewissermaßen nur eine halbe Schule, die Klassen eins und zwei sowie eine Kombi-Klasse sind in Oberndorf, die höheren Klassen in Frauenneuharting. Da letztere als Haupthaus der Schulverbundes gilt, läuft die Ausstattung der Klassenzimmer über Frauenneuharting. Am Montag vor dem ersten Schultag sollen die Möbel aber eintreffen, sagt Proske - zur Not habe man aber die alten Bänke und Stühle noch aufgehoben, ergänzt Peter Hölzer vom Ebersberger Amt für Jugend und Familie.
Eine kleine Auswahl der sichtlich abgenutzten Schulmöbel findet sich einen türlosen Rahmen weiter in einem der alten Klassenräume. Bis auf die Topfpflanzen könnte ein großer Teil davon aus der gleichen Zeit stammen, wie ein bei der Sanierung freigelegter Schriftzug. Ein am Bau der Schule beteiligter Zimmermann hat dort offenbar das Datum notiert, als er damals zur Tat schritt oder mit seinem Tagwerk fertig war: 18. 7. 1968 steht dort zu lesen.
Wollte ein Nachfolger ebenfalls das Ende der Arbeiten auf dem Gebäude notieren, die Jahreszahl wäre dann wohl 2025. Denn der Altbau der Schule wird noch für gut zwei Jahre Baustelle sein. In die ehemaligen Klassenzimmer im Obergeschoss, die derzeit nach und nach entkernt werden, sollen einmal die Mittagsbetreuung und eine Mensa einziehen. Das hat den Hintergrund, dass auch das Ganztagsangebot zwischen zwei Schulen aufgeteilt ist, erklärt Hölzer, derzeit sind die Nachmittagsangebote alle in Frauenneuharting. Was für die Kinder der ersten und zweiten Klassen, die nachmittags betreut werden, bedeutet, dass sie in der Früh in Oberndorf in die Schule gehen, dann mit dem Bus nach Frauenneuharting fahren und am Abend wieder zurück.
Außerdem sei das Angebot in Frauenneuharting mittlerweile schon sehr gut belegt und es sei damit zu rechnen, dass die Nachfrage in den kommenden Jahren steige. Mit dem Schuljahr 2025/2026 soll diese dann auch in Oberndorf gestillt werden - das wäre immerhin ein Jahr bevor der Rechtsanspruch auf Ganztag in der Grundschule gilt. Daneben soll es im Schulhaus auch einen Hort geben, den betreibt dann aber wiederum der Einrichtungsverbund Steinhöring.
Wenn die Sanierung und Erweiterung inklusive der neuen Turnhalle in knapp zwei Jahren abgeschlossen ist, wird die Stadt ungefähr acht Millionen Euro ins Oberndorfer Schulhaus investiert haben, so Proske. Er gehe davon aus, dass dieser Kostenrahmen einzuhalten ist, was auch daran liege, dass man auf "allzu Aufwändiges" verzichte. So gibt es zwar eine Lüftung für die Klassenzimmer - "das hat uns Corona beigebracht" - allerdings keine zentrale Belüftungsanlage für das gesamte Gebäude. Ansonsten lassen sich - auch das in Neubauten nicht immer üblich - die Fenster öffnen.
