Mitten in Ebersberg:Geschichten aus dem Cockpit

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Ein Schelm, der denkt, so ein Wegfinde- und Musikabspiel-Bordcomputer verfüge über ein Eigenleben ... (Foto: Christian Endt)

Dank stets freundlich zugewandtem, allwissendem Navigationsgerät ist es ein Kinderspiel, sich in den unendlichen Weiten unbekannter Gefilde zurechtzufinden. So die Theorie. Manchmal kommt es anders.

Glosse von Michaela Pelz, Ebersberg

Navigationsgeräte in Autos sind überaus nützlich. Sie sorgen dafür, dass man sich ohne das lästige Falten eines zehn Quadratmeter großen Stadtplans und einer zusätzlich erforderlichen Co-Piloten-Person auch in unbekanntem Terrain zurechtfindet. Allerdings muss man dafür die possierlichen Alltagshelfer auch richtig zu bedienen wissen und ihre kleinen Marotten frühzeitig kennenlernen.

Gibt man der Sprachsteuerung den Vorzug vor mühseliger Buchstabenklauberei mit noch vom morgendlichen Scheiben-Freikratzen steif gefrorenen Fingern, ist eine deutliche Aussprache auf jeden Fall von Vorteil. Gut möglich, dass der Mangel einer solchen Ursache für die nachfolgende Situation war. Nach dem Neuerwerb des Fahrzeugs nebst zugehörigem Equipment reagierte nämlich die fröhliche Frauenstimme aus dem Lautsprecher auf jedes "Fahre nach Glonn!" mit dem Satz: "Die Navigation nach London wurde gestartet". Einmal wäre man fast versucht gewesen, die 1177 Kilometer lange Fahrt anzutreten - schließlich hat man als junger Mensch durchaus manchmal eine Spritztour zum Espresso trinken an den Gardasee unternommen. Aber dann hatte man doch keine Lust auf den Zwölfstundenritt.

Verärgerung kann aber auch dann entstehen, wenn das Missverständnis zwischen Gerät und Benutzer von diesem zunächst nicht erkannt wird. So etwa, wenn der treue Richtungsweiser eine Straße anpeilt, die es bedauerlicherweise in einer Großgemeinde im Landkreis gleich zweimal gibt - was aber in stockfinsterer Nacht weder dem Fahrer noch der Beifahrerin auffällt. Dann mag es nicht auszuschließen sein, dass nach der Auskunft "Sie haben das Ziel erreicht", beim Blick auf den Acker neben der Bahnhofstraße im Nirgendwo und den darauffolgenden Weg durch kleinste Seitenstraßen hin zu der gleichnamigen Adresse im anderen Ortsteil, der vermeintlichen Kennerin der Gegend ein herzhafter Fluch entfleucht.

Nicht gut. Das geht selbst einer künstlichen Intelligenz zu weit. Zumindest duldet die Handy-Routenbestimmungs-App, zu der man mittlerweile gewechselt hat, keine unflätige Sprache. Sehr bestimmt quittiert sie das Schimpfwort mit einem: "Ich möchte nicht, dass du so mit mir sprichst!"

Das nächste Mal wird die Strecke vorher einfach wieder ausgedruckt. Dann braucht es nur noch jemanden, der an den passenden Stellen ansagt, ob es gilt, rechts oder links abzubiegen. Doch wehe, der Begleiter wagt es, die Fahrerin in östliche, südliche, nördliche oder eine andere Himmelsrichtung zu schicken. In diesem Fall sind verbale Entgleisungen definitiv vorprogrammiert. Ganz analog.

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