Moore im Landkreis Ebersberg:Besonderer Schutz für Klimaschützer

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So feucht wie hier im Brucker Moos ist es nicht in allen Mooren im Landkreis Ebersberg. Das soll sich in den nächsten Jahren ändern. (Foto: Christian Endt)

Mit einem in Oberbayern einzigartigen Projekt will der Landkreis Ebersberg seine Moore renaturieren.

Von Andreas Junkmann, Ebersberg

Etwa 6,5 Tonnen CO₂ stoßen die Bürgerinnen und Bürger im Landkreis pro Kopf im Jahr aus. 2531 Tonnen CO₂ ließen sich durch ein in Oberbayern einzigartiges Projekt einsparen, das Ebersberg nun mit Unterstützung des bayerischen Umweltministeriums und der Europäischen Union anstoßen will: die großflächige Renaturierung der Inngletscher Moore im südlichen Landkreis. Insgesamt soll dabei eine Fläche von 132 Hektar wiedervernässt werden, was zu eben jener Einsparung an Kohlendioxid führen würde. Früher wurden Moore oft als lebensfeindlich und nutzlos angesehen, weshalb die Areale entwässert und für die Landwirtschaft nutzbar gemacht wurden. Heute allerdings weiß man, dass die Feuchtgebiete die effektivsten Kohlenstoffspeicher aller Landlebensräume sind - und genau das möchte sich der Landkreis zunutze machen.

"Es geht um ein langfristiges Moorschutzprojekt, das aktiv zu den Klimaschutzzielen des Landkreises beitragen soll", sagte die Ebersberger Moorbeauftragte Sarah Egg in der jüngsten Sitzung des Kreis-Umweltausschusses, wo sie das Vorhaben präsentierte. Dabei will der Landkreis etwa 100 Hektar Fläche zusätzlich erwerben oder pachten, der dann eine besondere Pflege zukommen soll. Als Stichworte nannte Sarah Egg etwa die Drainagen- und Gehölzentfernung, die Anstauung von Gräben oder die Lebensraumoptimierung. Die dabei priorisierten Moorgebiete sind das Brucker Moos, die Katzenreuther, Frauenneuhartinger und Aßlinger Filze, das Straußdorfer und Aßlinger Moos sowie die Sensauer Filze.

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In diesen Gebieten plant der Landkreis Flächen von Landwirten aufzukaufen oder zu tauschen, um diese dann zu renaturieren. Sonderlich preiswert ist dieses Vorhaben freilich nicht, die Verwaltung rechnet derzeit mit Gesamtkosten von etwa 8,2 Millionen Euro - 6,9 Millionen davon allein für die Flächenakquise. Doch Sarah Egg hatte noch eine Nachricht im Gepäck, die den Kreisräten durch die Bank ein Lächeln ins Gesicht zauberte: Den Landkreis wird das Projekt keinen einzigen Cent kosten. Dieses sei komplett förderfähig und werde zu 60 Prozent vom bayerischen Umweltministerium und zu 40 Prozent der Europäischen Union getragen, über einen Fonds für regionale Entwicklung. Der einzige Wermutstropfen ist, dass der Landkreis alle Kosten zunächst selbst vorstrecken muss und erst dann die Erstattung beantragen kann. Innerhalb von sechs Monaten soll das Geld aber zurückfließen.

"Das ist sehr positiv - auch unter finanziellen Gesichtspunkten", sagte deshalb Landrat Robert Niedergesäß (CSU), der von einem wichtigen Beitrag zum Klimaschutz sprach. Das Vorhaben könne man aber nur gemeinsam mit den Landwirten und Grundstückseigentümern stemmen, "alles muss auf Freiwilligkeit beruhen", so der Chef der Ebersberger Kreisbehörde. Auch aus den Reihen der Kreisräte kam viel Zustimmung für das Projekt. "Das ist eine sehr große Chance für den Landkreis", lobte etwa Niklas Fent (Grüne). Gar überschwänglich wurde derweil Manfred Schmidt (AfD). Auch wenn ihm dafür vielleicht ein Parteiausschlussverfahren drohe, müsse er einfach ein großes Lob für die bayerische Staatsregierung aussprechen, die die Renaturierung der Moore zu einem ihrer Schwerpunktthemen gemacht habe. "Der Wiedervernässung von Mooren kommt ein überragender Beitrag für den Klimaschutz zu", so Schmidt.

Mit einer endgültigen Bewilligung des Antrags rechnet Moorbeauftragte Sarah Egg gegen Ende des Jahres, von 2025 an soll das Vorhaben dann starten. Zunächst ist eine Laufzeit von vier Jahren vorgesehen. Das operative Geschäft des Projekts wird der Landschaftspflegeverband Ebersberg in Abstimmung mit der Unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt übernehmen. Um die Aufgabe stemmen zu können, sind in der Förderung auch bis zu zwei neue Vollzeitstellen im fachlichen Bereich und in der Verwaltung des Landschaftspflegeverbandes enthalten. Der Landkreis selbst soll als Eigentümer der angekauften Flächen sowie als Vertragspartner bei Pachtverträgen agieren.

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