SZ-Serie: Kuriose Geschenke:Verkannte Kunst

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Andreas Mitterer aus Ebersberg bezeichnet sich selbst als: "Multi-Kulti-Künstler mit Da-Vinci-Syndrom: kann alles, aber nichts gescheit". (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Bildhauer Andreas Mitterer verschenkt eine umwickelte Leuchte - das Klebeband ist Teil der Installation. Doch der damit liebevoll Bedachte erkennt das leider nicht.

Von Michaela Pelz, Ebersberg

Der eine verschenkt traditionell selbst gestrickte Schafwollpullover - und sorgt damit bei den Empfängern für gemischte Gefühle, die andere wurde als Veganerin schon mal mit einem Metzgerei-Abo bedacht ... Die SZ Ebersberg hat für ihre Serie "Kuriose Geschenke" Menschen aus dem Landkreis nach ihren Erfahrungen mit unerwarteten Gaben gefragt.

Kurz vor Festen wie Weihnachten, wo andere sich manchmal tage- oder wochenlang fragen, womit sie jemand anderen glücklich machen könnten, ist so ein Kunstschaffender ja oft fein raus: Irgendwas findet sich immer im Atelier, das zur Freude des Beschenkten den Besitzer oder die Besitzerin wechseln könnte. Manchmal sogar ganz ohne einen der konventionellen Anlässe wie Geburtstag oder Weihnachten.

So geschehen bei Andreas Mitterer. Der Ebersberger malt, macht nach eigenen Aussagen "im weitesten Sinn Bildhauerei, Skulpturen mit Gummimaterialien oder Beton", und baut Installationen. Bei einer seiner Ausstellungen standen Lampen im Mittelpunkt, unter anderem zeigte Mitterer das Werk "Große Leuchte". Bei dieser Arbeit aus dem Jahr 2007 handelte es sich um ein Display für Werbung mit den Abmessungen 120 mal 80 mal 20 Zentimeter. "Die vordere Leuchtfläche habe ich mit Packband bespannt, das beim Anschalten, wenn das Licht durchschien, ein Muster erzeugte." Das Objekt fand großen Anklang, besonders einer der Besucher war sehr begeistert.

Mit Beleuchtung eindeutig als Kunst erkennbar. Ohne ... offenbar nicht so. (Foto: privat)

Als Mitterer sechs Monate später den Keller seines damaligen Ateliers ausräumte, dachte er sich: "Warum soll das Ding bei mir daheim herumstehen, das geb' ich doch lieber her, dann freut sich wer." Gedacht, getan: Mitterer brachte den mit Klebeband umwickelten Neonschaukasten zu seinem Freund und deponierte dort das Objekt auf der Terrasse, weil gerade niemand daheim war.

Eine Woche ging ins Land, dann zwei - keine Reaktion. Also fragte der Künstler vorsichtig nach, ob denn alles gut angekommen sei. Bei der Erinnerung an die Antwort muss Mitterer heute noch lachen. Der Freund sagte: "Ach, jetzt kapiere ich das, das war von dir! Als ich es stehen sah, dachte ich, es sei ein Paket. Also habe ich erst einmal das Band aufgeschnitten und entfernt." Dadurch hatte er natürlich das Objekt zerstört.

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Krumm genommen hat ihm das der Schöpfer der Lampe indes nicht. Er verspüre kein "Heiligkeitsgefühl" seinen Kunstwerken gegenüber, sagt Mitterer, fände es eher "lustig, wenn sich etwas entwickelt, umformt, verändert oder sogar kaputtgeht. Das ist die Geschichte allemal wert."

Auch seien sie immer noch gut befreundet. "Ich sag' aber nicht, wer es war", erklärt Mitterer und lacht. Wo sein zerstörtes Kunstobjekt heute ist, weiß der Ebersberger nicht. "Keine Ahnung, ob mein Kumpel es behalten hat. Repariert habe ich es auf jeden Fall nicht."

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