Klimadialog:Ebersberger Schüler fordern besseren Umweltschutz im Landkreis

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Statt auf Verbote setzen sie vor allem auf Anreize und Aufklärung. Deshalb haben sie dem Landrat nun einen Katalog mit Forderungen vorgelegt.

Von Simon Groß, Ebersberg

Eine bessere Anbindung mit Bus und Bahn, weniger Müll durch Lebensmittelverpackungen, eine bessere Wärmedämmung für Privathaushalte - die Liste der Forderungen ist lang, die die Schüler aus dem Landkreis Ebersberg an Landrat Robert Niedergesäß (CSU) richten. Im Rahmen eines "Klimadialogs" diskutierten Schüler und Lehrer aus 15 Schulen darüber, was der Landkreis tun kann, um die Umwelt besser zu schützen. Ihre Ergebnisse konnten sie anschließend Niedergesäß gleich präsentieren. Auf dessen Initiative hin hatte die Energieagentur Ebersberg-München, die beide Landkreise in Klimaschutzfragen berät, den Dialog im Ebersberger Sparkassengebäude organisiert. Teilnehmen durften Schüler ab der neunten Klasse aus allen weiterführenden Schulen des Landkreises.

Insgesamt zehn zentrale Forderungen hatten die etwa 100 Schüler zuvor in kleinen Gruppen in den Bereichen Ernährung, Konsum, Mobilität, Strom und Wärme herausgearbeitet. 30 Lehrer halfen ihnen dabei. Vorschläge dafür, wie die Ziele umgesetzt werden könnten, lieferten sie gleich mit. Selbstbewusst, strukturiert und detailliert trugen sie ihre Lösungsansätze vor (diese wurden in der Zwischenzeit bereits zu einer Powerpointpräsentation zusammengefügt) und machten deutlich, dass sie sehr genaue Vorstellungen davon haben, was besser laufen könnte - weltfremde Spinnereien: Fehlanzeige.

Im Bereich der Mobilität zum Beispiel wollen die Schüler den öffentlichen Nahverkehr stärken mit günstigeren Tickets, einem Ausbau der Buslinien und einer Vergrößerung des Verkehrsverbundes. Außerdem setzen sie sich für die Förderung von Wasserstoffautos ein - ein Vorschlag, der speziell in Ebersberg auf fruchtbaren Boden fallen könnte, gehört der Landkreis doch seit Ende vergangenen Jahres zu einer vom Bund speziell geförderten Region zur Herstellung von Wasserstoff aus erneuerbaren Energien. Kaufanreize wollen sie mit Hilfe von Wasserstofftankstellen schaffen, Kunden und Händler über die Technologie informieren.

Die Mischung aus Anreizen und Information findet sich in den vorgeschlagenen Maßnahmen häufig wieder. Auch beim Thema Strom und Wärmenutzung setzen die Schüler darauf. Für den Umstieg auf erneuerbare Energien soll es unter anderem kostenlose Beratungsstellen und Prämien für Bürger geben, die Strom erzeugen und einspeisen, zum Beispiel mit Hilfe von Solarpanels. Durch höhere Fördergelder und Beratungsangebote wollen die Schüler Privathaushalte für eine bessere Wärmedämmung gewinnen, um so Energie zu sparen. "Freiwilligkeit statt Verpflichtung" steht am Ende der Folie, kann aber vielmehr als Leitmotiv der Schüler verstanden werden, nachdem die meisten ihrer Forderungen formuliert sind.

Auch zurück in der Schule wollten sie ihre Mitschüler aufklären und animieren, sich mit den Problemen auseinanderzusetzen, aber eben nicht aus Zwang, sondern aus eigenem Antrieb. Deshalb sei ihnen auch wichtig, dass sie Veranstaltungen selbst organisierten und nicht von ihren Lehrern "von oben aufgezwungen" würden, sagte ein Schüler.

Dass nicht jede Maßnahme auf Kreisebene umsetzbar ist - darüber sind sich die Schüler im Klaren. So wollen sie im Bereich Ernährung zum Beispiel durch eine höhere Mehrwertsteuer auf nicht-regionale Produkte und Fleisch nachhaltige Lebensmittel fördern. Eine Verpackungssteuer könnte zusätzlich überflüssigen Müll reduzieren. Aber die Schüler wollen, dass sich auch der Landkreis auf höherer Ebene für ein Umdenken einsetzt und Druck macht. "Veränderungen von oben und unten, das ist das, was am Ende den Durchbruch schafft", sagte eine Schülerin.

Niedergesäß selbst zeigte sich erfreut über das Ergebnis: "Ich bin total begeistert, es sind viele gute und umsetzbare Vorschläge herausgekommen." In spätestens zwei Jahren wolle er einen Dialog wiederholen. Die jetzigen Forderungen sollten nicht in der Schublade verschwinden, sondern es müsse geklärt werden, was davon umgesetzt werden könne. Bereits in der kommenden Sitzung des Umweltausschusses des Kreistags wolle er die Forderungen und die dazugehörigen Maßnahmen den Kreisräten vorstellen.

Um nicht den Anschein zu erwecken, bloß Forderungen an andere zu richten, haben die Schüler eine Sammelbox für Briefkarten aufgestellt. Auf die Karten schreiben sie, was sie sich selbst vornehmen, um die Umwelt mehr zu schonen. In einigen Wochen erhalten die Schulen die Post zurück und diskutieren in den Klassen, ob sie an ihrem Verhalten wirklich etwas geändert haben oder ob Nachholbedarf besteht.

© SZ vom 11.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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