Ludwigshöhe Ebersberg:Lücke im Denkmal

Lesezeit: 2 min

Ein Sturm hat Ende August in der Heldenallee einige große Äste abgerissen. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Eine alte Linde in der Ebersberger Heldenallee muss gefällt werden. Ein Teil der Krone ist bei einem Sturm abgebrochen, dann hat sich auch noch ein Pilz breitgemacht. Auch ein anderer berühmter Ebersberger Baum ist krank.

Von Barbara Mooser, Ebersberg

Wenn ein alter Baum stirbt und gefällt werden muss, ist das fast immer eine traurige Angelegenheit. Wenn aber der Baum nicht nur ein Baum, sondern Teil eines besonderen Denkmals ist, gilt das um so mehr: In Ebersberg muss eine der Linden aus der Heldenallee entfernt werden. Die Heldenallee, die zur Ludwigshöhe und zum Museum für Wald und Umwelt hinaufführt, ist ein Gedenkort für die Soldaten aus der Kreisstadt, die im Ersten Weltkrieg gefallen sind. An jeder der 84 Linden ist ein kleines Schild angebracht, mit den Namen und Lebensdaten eines Gefallenen - schlicht, ohne Pomp und Glorifizierung, auch wenn es der Name Heldenallee anders vermuten lassen würde.

Nicht alle Linden sind noch Teil des ursprünglichen Denkmals. Immer wieder mussten einzelne von ihnen ersetzt werden, wie Christian Stöhr von der Ebersberger Stadtverwaltung erläutert. Denn auch wenn manche Linden ein biblisches Alter erreichen können, gibt es doch Faktoren, die ihre Lebensdauer massiv verkürzen. Im aktuellen Fall hat der heftige Sturm Ende August einen großen Teil der Krone herausgebrochen.

Der Stamm soll als Torso erhalten bleiben

Bei der Begutachtung durch die Sachverständige Anneliese Schlegl-Bechtold stellte sich dann heraus, dass sich an der Ausbruchstelle in großem Umfang die Fruchtkörper des Brandkrustenpilzes festgesetzt hatten. Dieser Pilz verursacht nach Angaben der Stadtverwaltung eine intensive Weißfäule - und die wiederum kann zum Umstürzen des Baumes führen. Gerade an diesem Ort, der ein beliebter Spazierweg ist, sehen die Fachleute deshalb keine Alternativen zur Fällung. Aus ökologischen Gründen soll der Stamm als Torso erhalten bleiben, zudem wird ein neuer Baum gepflanzt - eine Linde, die schon etwas älter ist, wie Stöhr erläutert.

Ein etwa 90 Jahre alter Baum ist nicht mehr zu retten, er muss entfernt werden. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Immerhin hat die jüngste Begutachtung der Heldenallee gezeigt, dass andere Bäume bisher noch nicht von dem gleichen Pilz befallen sind. Zweimal im Jahr werden die Bäume laut Stöhr überprüft, einmal in belaubtem und einmal im unbelaubten Zustand.

Die Heldenallee ist allerdings nicht das einzige Baum-Sorgenkind der Stadt. In der Rosenheimer Straße ist ebenfalls ein Baum durch einen Pilzbefall - in diesem Fall handelt es sich um den Schuppigen Porling - so stark befallen, dass auch dieser aus Gründen der Verkehrssicherheit gefällt werden muss, da er ansonsten auf die Rosenheimer Straße stürzen könnte. Bei diesem Baum ist die Krone im oberen Bereich auf einer Länge von etwa drei bis vier Metern bereits abgestorben. Auch hier ist eine Ersatzpflanzung vorgesehen und der Torso des alten Baumes bleibt aus ökologischen Gründen erhalten.

SZ PlusSelbstverteidigung
:Mit Schirm, Charme und Kugelschreiber

Weniger schnell, mehr Bargeld: Besonders Senioren sind oft Opfer von Kriminellen. Warum einfache Alltagsgegenstände bei Angriffen oft wirksamer sind als die Faust, erklärt Kampfsport-Trainer Peter Felber.

Interview von Franziska Langhammer

Und schließlich geht es auch noch um den wohl berühmtesten Baum der Stadt, die Friedenseiche in Ebersberg. Gepflanzt wurde sie 1871 zur Erinnerung an das Ende des Deutsch-Französischen Krieges, schon seit 1964 steht der Baum, der einem ganzen Stadtviertel den Namen gegeben hat, als Naturdenkmal unter besonderem Schutz. Doch auch hier hat sich ein Pilz breit gemacht, wie bei der Sommerkontrolle festgestellt wurde. Die Baumsachverständige habe empfohlen, die Standsicherheit zu überprüfen, teilt die Stadt mit.

Deshalb findet am 12. Oktober vormittags ein sogenannter Zugversuch statt. Dabei wird ein Stahlseil mit einer Schlaufe in der Krone befestigt und das andere Ende an einem Lkw fixiert. Mittels eines Greifzuges wird dann kontrolliert Zug auf das Stahlseil gegeben, um hier eine Windlast in der Baumkrone zu simulieren. Messgeräte am Stamm und am Stahlseil messen die Zuglast sowie die Neigung des Stamms. Mit Hilfe einer Software kann die Baumsachverständige anschließend Aussagen zur Stand- und Bruchsicherheit des Baums treffen.

Auf der Basis dieser Ergebnisse und des Gutachtens wird die Stadt Ebersberg anschließend in Zusammenarbeit mit der Unteren Naturschutzbehörde entscheiden, wie es mit der Friedenseiche weiter geht.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusHistorische Rarität
:Die Zeit läuft

In Ebersberg schlägt eine etwa 300 Jahre alte mechanische Turmuhr, über drei Stockwerke zieht sich ihre Mechanik. Doch das bisweilen wetterfühlige Unikum muss dringend saniert werden.

Von Anja Blum und Peter Hinz-Rosin

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: