Ebersberg:Ein Trafohäuschen wird zum Luxushotel für Vögel

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Der Stromanbieter hat keine Verwendung mehr für das kleine Häuschen, die Tierschützer sind sehr erfreut über die geschenkte Immobilie. (Foto: Christian Endt)
  • Der Landesbund für Vogelschutz im Kreis Ebersberg baut ein leerstehendes Trafohäuschen zu einem Luxushotel für Vögel um.
  • Den Turm bekam der Verein schon vor mehr als zehn Jahren von einem Stromanbieter geschenkt.
  • Auch Igel, Fledermäuse oder Eidechsen sollen einziehen dürfen.

Von Carolin Schneider, Ebersberg

Familie Fledermaus wird im Dachgeschoss einziehen. Da die nachtaktiven Tiere sowieso den ganzen Tag an der Decke hängen, dürften sich die Turmfalken, Dohlen, Mehlschwalben und Mauersegler, die darunter wohnen, wohl kaum über lautes Getrampel ihrer Mitbewohner ärgern.

Es könnte jedoch als unfair erscheinen, dass Mecki mit seiner Familie in ein dunkles Kellerloch muss, das nur durch ein enges Rohr im Boden zu erreichen ist. Doch für die Igel selbst ist das die perfekte Wohnung. In der Dunkelheit und zwischen weichem Stroh können sie beruhigt ihren Winterschlaf antreten.

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"Es ist gut, dass eine solche Unterkunft nur für die Tiere bestimmt ist", erklärt Richard Straub, der Vorsitzende des Landesbundes für Vogelschutz im Kreis Ebersberg, über Tierhotels, die immer öfter gebaut werden, um Vögeln einen Brutplatz zu geben.

"Wenn sie sich stattdessen in Wohn- oder Bürogebäude einnisten, werden sie oft übersehen oder vertrieben - wenn auch unabsichtlich." Deshalb sorgt der Verbund schon seit mehreren Jahren an vielen Stellen im Landkreis für Nistplätze. Eine Trafostation bei Hörmannsdorf wird zur Zeit renoviert und verwandelt sich innerhalb der nächsten Wochen in ein Luxushotel für Fluggäste.

Den kleinen Turm bekam der Verein schon vor mehr als zehn Jahren von einem Stromanbieter geschenkt. "Da die Leitungen in den Boden verlegt werden, stehen die Häuschen sowieso leer", weiß Straub. Die Stromanbieter wüssten bereits, dass der Naturschutz an solch kleinen Häuschen Interesse hätte. Und das Geschenk habe auch für den Stromversorger einen Vorteil: So müsse er sich keine Gedanken um Nachnutzungskosten machen.

"Es ist nicht so, dass alle Arten, für die wir jetzt bauen, auch kommen werden"

Da nun die Nistkästen, die in den vergangenen zehn Jahren im Turm angebracht waren, kaputt sind, hat der Landesbund für Vogelschutz beschlossen, den Turm zu renovieren und für mehr Bewohner bezugsfertig zu machen. Die Mitglieder arbeiten in ihrer Freizeit dort. Sie durchbohren die Außenwände, so dass Vögel in den Turm gelangen können, bringen innen Brutkästen an und setzen Niststeine in das Mauerwerk.

Diese sind von außen kaum zu bemerken, ein Hohlraum im Stein gibt Tieren jedoch die Möglichkeit, ungestört zu brüten. "Die heutige Bauweise von Häusern ist alles andere als tierfreundlich", so Straub. Durch glatte Oberflächen, viel Glas und gute Dämmung hätten Tiere keine Chance, einen geeigneten Brutplatz zu finden. "Die Tiere, die sich über viele Jahre an den Menschen angepasst haben, sind jetzt die Verlierer."

Deshalb sollen sie nun ein eigenes Haus bekommen. Straub ist bereits gespannt, welche Tiere sich ansiedeln werden. "Es ist nicht so, dass alle Arten, für die wir jetzt bauen, auch kommen werden." Deshalb müsse man am Anfang viel beobachten und schauen, wer kommt und für wie lange die Gäste bleiben. Auch Insekten, Eidechsen und Amphibien dürfen in wenigen Wochen, wenn der Turm renoviert ist, einziehen.

Manche können die Fertigstellung jedoch bereits jetzt nicht mehr erwarten: "Bei den Arbeiten haben wir ein paar Eidechsen am Turm beobachtet. Das hat uns natürlich sehr gefreut", erzählt Straub. Neben Nistkästen und Brutplätzen wurde im Inneren des Turms auch ein provisorisches Treppenhaus gebaut.

Das ist jedoch mitnichten für Herrn Falke und Frau Schwalbe gedacht, die darauf von außen unbemerkt die Stockwerke wechseln können. Auch ein Tierhotel muss ab und zu von Menschenhand gereinigt oder gewartet werden. Durch das Treppenhaus können die Menschen auch ohne Flügel ganz oben bei Familie Fledermaus Ordnung machen.

© SZ vom 22.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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