Ebersberger Forst:"Die Eiche ist ein Synonym"

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Der Wald ist für Edeltraud Rey schon immer ein ganz besonderer Ort. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Liedermacherin Edeltraud Rey aus Jakobneuharting lädt erstmals zu Waldkonzerten ein. Sie hofft auf eine besondere Atmosphäre und hat eine Botschaft.

Interview von Anja Blum

Die bayerische Liedermacherin und Musikkabarettistin Edeltraud Rey textet und singt seit ihrer Jugend, wie ihr der Schnabel gewachsen ist, und setzt sich aktiv für den Erhalt der bairischen Sprache ein. 2016 erhielt sie den "Mundwerkerpreis" des entsprechenden Fördervereins. Doch nicht nur der Dialekt liegt Rey schon immer sehr am Herzen, sondern auch die Natur. Deswegen hat die Künstlerin aus Jakobneuharting nun ein neues Format ersonnen: Waldkonzerte unter dem Titel "Eine Stimme für die Bäume". Kommende Woche stehen die ersten drei Termine an.

SZ: Waldkonzerte? Was darf man sich darunter vorstellen, Frau Rey? Dürfen da nur Bäume zuhören?

Edeltraud Rey: Natürlich nicht! (lacht) Das Konzept ist ganz einfach: Ich spiele unter freiem Himmel, an unterschiedlichen Örtlichkeiten in und um den Ebersberger Forst ein kleines, etwa einstündiges Konzert. Die Zuhörer bringen Sitzgelegenheiten und Proviant mit und nehmen in genügend Abstand zueinander Platz. Das Programm ist jugendfrei, sodass es sich auch für Familien eignet.

Zuletzt gab es im Landkreis große Aufregung um eine 300 Jahre alte Eiche, die zugunsten einer Straße gefällt werden sollte, Sie selbst haben bei einer Veranstaltung dazu im Schlossbiergarten von Elkofen gesungen. Haben Sie diese Proteste veranlasst, nun Ihre "Stimme für die Bäume" öfter zu erheben?

Jein. Das war ein weiterer Auslöser, aber nicht der Hauptgrund. Die Eiche, die ich auch in einem Lied besinge, ist ein Synonym für alle alten Bäume, die dem Menschen weichen müssen. In dieser Strophe heißt es: "Wenn er redn kannt, na dad er uns gwiss wos vazein; Ob mia deppert san, des kannt i ma guad vorstein; I bitt eich recht schee - lossts doch den Bam do steh".

Wenn nicht der Protest - was gab dann den Ausschlag?

Im Grunde war es schon lange mein Wunsch, einmal ein kleines Konzert, nur mit Stimme und Gitarre, im Forst zu geben. Ich bin in Kirchseeon neben dem Wald aufgewachsen, außerdem lebten meine Großeltern mütterlicherseits, da der Opa Förster war, im Forsthaus Diana. Dort waren wir fast jedes Wochenende und ich habe sehr lebhafte Erinnerungen an diesen besonderen Platz. Es gab keinen Strom und kein fließendes Wasser, nur einen Brunnen zum Pumpen. Da also auch Radio und Fernseher fehlten, wurde dort immer viel gesungen.

Der Wald ist für Edeltraud Rey schon immer ein ganz besonderer Ort. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Sie hatten also von Kindesbeinen an einen engen Bezug zum Ebersberger Wald?

Ja, richtig, und ich bin bis heute ein Naturmensch. Deswegen habe ich auch viele Lieder zu dem Thema geschrieben. "Da Woid" zum Beispiel ist schon im Jahr 2000 entstanden, das habe ich jetzt nur ein bisschen umgeschrieben.

Was ist die Botschaft, die Sie vermitteln wollen?

Dass wir sorgsamer umgehen sollten mit der Natur, sei es die heimische oder der Regenwald. Und dass jeder im Kleinen was dafür tun kann.

Aber es ist kein Zufall, dass Sie die Waldkonzerte gerade jetzt geben, oder?

Stimmt, das liegt vor allem an Corona. Davor war ich im Dauerstress, aber jetzt ist alles verdreht - da kann man ruhig noch ein bisschen mehr verdrehen. Sprich: etwas Neues ausprobieren.

Wie haben Sie als Künstlerin die vergangenen Pandemie-Monate erlebt?

Mir kommt das Leben gerade vor wie eine Wundertüte. Jeden Tag bekomme ich Anrufe von Veranstaltern, die Termine absagen oder verschieben, aber auch Angebote, mit denen ich nie gerechnet hätte. Seit Juni habe ich auf einer Hochzeit gesungen, auf zwei Kommunionen und drei Beerdigungen. Früher habe ich regelmäßig in der Kirche musiziert, doch ich hätte nie gedacht, dass ich das noch einmal reaktivieren würde. Aber momentan ist bei den Feiern ja nichts anderes möglich als eine Solodarbietung wie ich mit Gitarre und Gesang. Und ich bin sehr froh darüber, denn diese Engagements helfen mir, den ganzen Wahnsinn, der sogar mich zeitweise grantig und zwider gemacht hat, zu überstehen. Von dem ersten Auftritt bei der Hochzeit bin ich förmlich heimgeschwebt...

Jetzt die Waldkonzerte. Was genau erhoffen Sie sich davon?

Ich glaube, dass sie eine ganz besondere Atmosphäre haben werden. Ich habe es mal ausprobiert und im Forst gesungen: Sie glauben nicht, wie laut das war, angesichts der Stille, die dort ringsherum herrscht! Außerdem gibt es unter Bäumen weniger Ablenkung, keine anderen Menschen, keine Bewirtung. Insofern hoffe ich, dass die Zuhörer die Natur und die Musik sehr bewusst und mit allen Sinnen wahrnehmen, einfach auf sich wirken lassen können. Es soll alles ganz zwanglos sein. Ich hoffe, dass mir dieses Experiment gelingt.

Könnten Sie sich vorstellen, dass daraus eine längerfristige Geschichte wird?

Ja, durchaus. Singen unter irgendeinem Baum: Das könnte doch auch in Zukunft ein gutes Konzept sein.

"Eine Stimme für die Bäume", Waldkonzerte mit Edeltraud Rey: Dienstag, 11. August, Ebersberg, Museum Wald und Umwelt (Ausweichtermine 18. oder 25. August); Mittwoch, 12. August, Forsthaus Hubertus (Ausweichtermine 19. oder 26. August); Donnerstag, 13. August, Forsthaus Diana (Ausweichtermine 20. oder 27. August). Der Eintritt ist frei, Beginn jeweils um 19 Uhr.

© SZ vom 06.08.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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