Eine Frage des Stadtbildes:Neues Schild, alter Ärger

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Hier geht's zu Aldi, das zeigt das Schild an der Münchner Straße in Ebersberg. Künftig wird es das noch deutlicher tun, daran gab es nun Kritik. (Foto: Christian Endt)

Ein Discounter in Ebersberg möchte mit einer neuen Stele für sein Angebot werben - das gefällt nicht allen.

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Discounter werden von der Kunden ja dafür geschätzt, dass ihre Produkte billig zu haben sind - bei der Gestaltung des Ladenumfeldes sind die Ansprüche bei so manchen indes deutlich höher, wie sich nun in Ebersberg zeigte. Dort hatte der Discounter Aldi zum wiederholten Male einen Antrag gestellt, ein neues Ladenschild an der Münchner Straße aufzustellen. Dies hatte der zuständige Ausschuss des Stadtrates im vorvergangenen Herbst noch abgelehnt, man befürchtete eine Gefährdung des Straßenverkehrs durch das größere Schild. Nun lag ein neuer Antrag vor, der zwar auf die Verkehrssicherheit eingeht, nicht offenbar auf das ästhetische Empfinden einiger Stadträte.

Bereits jetzt gibt es an der Ecke Münchener- und Josef-Brendle-Straße ein Hinweisschild für Schnäppchenjäger, allerdings wünscht sich der Supermarktbetreiber ein deutlich größeres. Insgesamt 7,5 Meter hoch soll es werden, dies war bereits in dem alten Antrag von 2020 so formuliert. Die Vergrößerung des Schildes ist laut der Firma Aldi deshalb nötig, da nicht alle Märkte die gleichen Öffnungszeiten hätten, weshalb man diese für jeden Standort explizit ausweisen wolle. Dies sehe man als Kundenservice, damit niemand umsonst auf den Parkplatz fährt. Neu ist indes nun, dass das Schild erst ab einer Höhe von knapp drei Metern beginnen soll. So sei die Durchsicht auf die Einmündung samt Radweg und damit die Verkehrssicherheit gewährleistet.

Immerhin ist ab 20 Uhr das Licht ausgeschaltet

Auch bei einem anderen Kritikpunkt beim ersten Antrag scheint der Discounter der Stadt entgegen kommen zu wollen. Damals gab es große Bedenken an der Beleuchtung des geplanten neuen Schildes: Sowohl auf die Anwohner als auch das Ortsbild und nicht zuletzt das Naturschutzgebiet Weiherkette könnte eine Dauerbeleuchtung negative Auswirkungen haben. In dem neuen Antrag ist nun davon die Rede, man werde das Licht ausmachen, wenn der Laden schließt, ab 20 Uhr ist es dunkel. Für das städtische Bauamt hat der Antragsteller damit die Forderungen erfüllt, welche der Ausschuss damals gestellt hatte. Somit empfahl die Verwaltung dem Gremium, diesmal zuzustimmen.

Was indes nicht alle Ausschussmitglieder befürworteten: "Aldi ist nicht interessiert an einer gestalterischen Lösung", äußerte Josef Riedl (CSU) seine Verärgerung. Als Stadtrat habe man immer darauf geachtet, dass Ebersberg "so gefällig wie möglich gestaltet wird". Ein Schild in der beantragten Höhe sei indes das genaue Gegenteil davon, noch dazu an der Stelle, direkt am Ortseingang. Außerdem schaffe man damit einen Präzedenzfall, warnte Riedl: "Wenn wir das genehmigen, ist Tür und Tor offen für alle anderen." Wenn der Supermarkt ein neues Schild aufstellen wolle, gerne, aber eben in der Höhe, wie das alte.

Eine Forderung, die laut Bürgermeister Ulrich Proske (parteilos) indes nicht durchzusetzen ist. Zwar müsse man für das Schild eine Befreiung vom Bebauungsplan erteilen - weil an der Stelle aber bereits eines steht, könne man dies schlecht ablehnen. Und zur Maximalhöhe von solchen Schildern sei im Bebauungsplan eben nichts festgelegt. "Wir haben es nicht festgelegt, deshalb haben wir schlechte Karten." Der Ausschuss könne zwar gegen das neue Schild votieren, aber dies hätte keine Folgen: "Wenn wir es ablehnen, ersetzt uns das Landratsamt." Er sei ja schon froh, so der Bürgermeister, "dass man unten durchschauen kann und dass abends das Licht ausgeht".

Eine knappe Mehrheit ist für den Antrag

"Ich finde das auch nicht schön", sagte Gerd Otter (Pro Ebersberg). Aber das liege eher in der Natur der Sache, also solcher Schilder. Vorschriften etwa zur Höhe, ob es nun eineinhalb Meter höher oder niedriger werde, würden daran nichts ändern: "Selbst wenn alle Reglements eingehalten werden, finden sie immer Möglichkeiten, dass es nicht schön ausschaut." Otter stellte außerdem die Frage, wie der Ausschuss wohl entscheiden würde, handele es sich um einen Neubau. "Wir waren doch alle froh, dass der Bürgerentscheid damals so ausgegangen ist." Vor fast 25 Jahren hatten die Ebersberger über den neuen Standort für Supermärkte abzustimmen, mehr als 80 Prozent waren damals für jenen an der Münchner Straße gewesen. Ein deutliches Votum - das allerdings nicht wenige sehr überraschte, hatte es doch heftige Proteste seitens der künftigen Nachbarn der umliegenden Wohngebiete gegeben. "Damals", so Otter, hätten wir ein acht Meter hohes Schild genehmigt".

"Ich nicht, nein danke", erwiderte Riedl, er werde auf jeden Fall gegen den Antrag stimmen, wohlwissend, dass dieses Votum auch bei einer Mehrheit keinen Bestand haben werde: "Wenn das Landratsamt uns ersetzt, haben wir wenigstens gekämpft für eine anständige Gestaltung." Dies sah eine knappe Mehrheit im Ausschuss anders, bei fünf Gegenstimmen wurde das neue Schild genehmigt.

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