Bunter Advent:Licht und Liebe gegen die Dunkelheit

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Tove Edbauer-Berntsen aus Norwegen mit einem großen Adventskalender-Wichtel. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

"Hygge" wird es bei der Norwegerin Tove Edbauer-Berntsen aus Ebersberg nur mit Adventsstern.

Von Michaela Pelz, Ebersberg

Der eine montiert die Deko schon, sobald irgendwo das erste Mal "Last Christmas" erklingt, die andere macht auf den letzten Drücker am 23. noch schnell ein paar Platzerl ... Wir haben für unsere Serie "Bunter Advent" Menschen aus dem Landkreis Ebersberg gefragt, wie sie die Tage ab dem ersten Dezember begehen und was auf keinen Fall fehlen darf.

Hat man mit Tove Edbauer-Berntsen aus Ebersberg eine Zeitlang über die Vorweihnachtszeit in Norwegen gesprochen, möchte man eigentlich sofort auf die Insel Senja reisen, von der die Graphikdesignerin stammt. Man würde für den alten Wichtel Nisse mit seinem langen, weißen Bart und der roten Mütze "Julegrøt" (Weihnachtsgrütze) vor den Stall oder in den Hausgang stellen, um sich anschließend selbst an "Gløgg" (Johannisbeersaft-Glühwein mit Nelken, Zimtstange, Ingwer, Orangenschale, Mandeln und Rosinen), Pfefferkuchen oder einer der obligatorischen 13 Sorten Plätzchen zu laben. Und mit viel Glück würde man nach dem Klopfen an der Tür an Heiligabend, bevor man ab 17 Uhr gute Wünsche tauscht und sich umarmt, vielleicht dem Weihnachtsmann begegnen.

Mit einem Lächeln erzählt die Mittvierzigerin, wie sie als Kind lange Zeit wirklich an die Sagengestalt glaubte, ohne zu realisieren, dass im Kostüm Onkel oder Vater steckten. Dieser habe, als die Enkel klein waren, bei den Dezember-Besuchen in Deutschland sogar extra seinen Weihnachtsmann-Anzug mitgebracht. Doch mehr noch als auf diese Tradition legt Edbauer-Berntsen, die ihre beiden Söhne und die Tochter zweisprachig erzogen hat, Wert auf den Aspekt der norwegischen Kultur, den sie als das wirkliche Wesen von Weihnachten beschreibt: Es "hygge" zu haben. Die Zeit zu nutzen, um zur Ruhe zu kommen, gemeinsam zu backen, Baumschmuck zu basteln, als Familie beisammen zu sein. Am besten in richtig großem Kreis mit dem ganzen "Clan", um den man sich in liebevoller Fürsorge kümmere.

Wie schon ihre Mutter macht die Norwegerin deshalb den Adventskalender selbst - "sogar mein Mann kriegt einen", füllt ihn mit Kleinigkeiten, Lob- oder Motivationssprüchen und Süßigkeiten. "Für mich war das damals ein absolutes Highlight, denn in meinem kleinen Heimatdorf gab es nicht einmal einen Tante-Emma-Laden, wo ich mir schnell hätte etwas kaufen können." Allerdings wolle sie den Kindern vor allem vermitteln, dass nicht der Kommerz, der Austausch von Geschenken im Vordergrund steht, sondern "Liebe und Licht". Genau deswegen sei das zentrale Element der Stern, der ab dem ersten Advent um 18 Uhr erstrahlen dürfe - nicht früher, da sei sie strikt, wie es auch vor diesem Datum kein Weihnachtsgebäck gebe.

"Wenn es bei uns im Norden von Norwegen zwischen dem 4. Dezember und 7. Januar während der Mørketid (Polarnacht) lediglich zwei Stunden leidlich hell war, dann sorgten wir mit Schmuck in Rot, Grün, Silber, Weiß und Gold für ein strahlendes Gegengewicht." Doch: Kerzen und Lichterketten seien nicht nur damals Balsam für die Seele gewesen, "auch heute brauchen die Menschen den Adventsstern". Als Wärme und Orientierung in der Dunkelheit.

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