Vernissage am Freitag:Von wegen geringfügig

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Jörg Egerer, Beatrix Koberger und Gabriele vom Felde (rechts) stellen erstmals zusammen aus. Im Studio an der Rampe vom Kunstverein Ebersberg zeigen sie Fotografie, Malerei und Ikebana. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Beatrix Koberger, Gabriele vom Felde und Jörg Egerer haben sich unabhängig voneinander dem Minimalismus verschrieben - und nun in Ebersberg gemeinsam eine spannende Ausstellung kreiert. Zu sehen gibt es Malerei, Fotografie und Ikebana.

Von Anja Blum, Ebersberg

Das ist wohl Understatement pur: "Minimal" hat ein kreatives Trio nun seine Ausstellung in Ebersberg benannt, doch das bedeutet mitnichten, dass die Schau in irgendeiner Form geringfügig wäre. Vielmehr weist der Titel hin auf einen roten Faden, der die doch sehr unterschiedlichen Exponate zusammenhält. Zu sehen gibt es nämlich Werke aus gleich drei Disziplinen: Fotografie von Jörg Egerer, Malerei von Beatrix Koberger sowie Ikebana von Gabriele vom Felde.

Auf privaten Verbindungen fußend, hat Koberger die gemeinsame Ausstellung im Studio an der Rampe initiiert, um damit einer aktuellen malerischen Phase Rechnung zu tragen. Die Grafingerin nämlich setzt sich derzeit intensiv mit dem Thema Reduktion auseinander - ein Metier, in dem Egerer und vom Felde schon länger zu Hause sind. Und das sieht man nun auch in der Galerie des Ebersberger Kunstvereins: Minimalistische Tendenzen durchziehen sowohl Material als auch Komposition von Fotografien, Blumengestaltung und Tuschearbeiten auf Papier. "Dieser Prozess führt bei all unseren Werken zu einer Verdichtung auf das Essenzielle", so Koberger.

"Auch Fröschr träumen vom Fliegen" heißt dieses Bild von Beatrix Koberger. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Eigentlich lässt sich die Grafinger Malerin nicht gern in eine Schublade pressen, die Auswahl an Techniken und Stilistiken, mit denen sie sich ausdrückt, ist breit gefächert. Doch momentan scheint sie ganz besonders in den Minimalismus, in die Reduktion verliebt zu sein. "Dieses Metier ist sehr faszinierend", sagt sie. Zwar produziere man viel Ausschuss, weil die Umsetzung vieler Ideen oftmals nicht auf Anhieb gelinge - "aber wenn doch, ist es ganz toll!"

Charakteristisch für diese minimalen Arbeiten sei eine sehr umfangreiche Vorbereitung, so Koberger. Ein höchst konzentriertes und fokussiertes Experimentieren sei Voraussetzung. Wie verhält sich welches Papier? Wie viel Farbe braucht es in welcher Konsistenz? Und welchen Pinsel in welcher Haltung? "Da muss man sehr viel ausprobieren, das ist spannend." Und wenn dann alles passe, entstehe das Bild an sich sehr schnell.

Die Ikebana-Skulpturen ihrer Freundin Gabriele vom Felde waren für Beatrix Koberger auch eine Inspiration. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Inspirieren ließ sich Beatrix Koberger bei ihrer Malerei auch von den Arbeiten einer Freundin, den Blumenskulpturen von Gabriele vom Felde. Die Betriebswirtin aus Oberpframmern hat mit ihrer Familie ein paar Jahre in Tokio gelebt. "Eine wunderbare, inspirierende Erfahrung, die mich sehr geprägt und bereichert hat", sagt sie. Regelmäßig habe sie sich damals die Zeit genommen, sich mit den schönen Dingen des Lebens zu befassen. Unter anderem habe sie bei einer Japanerin Ikebana-Unterricht genommen, sogar ein Zertifikat gab es dafür. "Ja, Pillepalle ist das nicht!", sagt Gabriele vom Felde und lacht.

Drei Jahre lang lernte die Deutsche diese japanische Kunst, die stark vom Wechsel der Jahreszeiten geprägt ist. "Ich hatte viel Spaß beim künstlerischen Arrangieren der Blumen und große Freude am Anschauen der vergänglichen Kunstwerke", sagt vom Felde und strahlt mit ihren Blüten um die Wette. Leider habe sie in den vergangenen Jahren gar nicht mehr so oft mit Blumen gearbeitet - doch die Ausstellung sei nun ein höchst willkommener Anlass gewesen, sich dem Ikebana wieder intensiv zu widmen.

Dieses Ikebana mit Hyazinthe sieht nicht nur umwerfend aus, sondern verströmt auch einen betörenden Duft. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Einen ganzen Dschungel habe sie nun daheim, erzählt vom Felde, "lauter Topfpflanzen mit besonderen Blätterformen". Aber eigentlich brauche man nicht viel, um Blumenskulpturen nach japanischem Vorbild zu gestalten. Aus ein paar wenigen Lilien, Freesien und Röschen, dazu etwas Blattwerk, Gräser und Äste hat die Oberpframmenerin wunderschöne, minimalistische Kompositionen arrangiert. Apropos schön: "Ikebana ist stets Ausdruck der Sehnsucht unseres Herzens nach Schönheit", sagt vom Felde. "Die Ästhetik der Zweige und Blumen lässt die Sorgen des Alltags in Vergessenheit geraten." Bestimmt werde der Eindruck eines Ikebanas dabei durch das Verhältnis von Linien und Masse und durch die Lage des Schwerpunktes. "Ein gutes Auge braucht man dafür also schon."

Ein gutes Auge, das hat auch Jörg Egerer. Der Fotograf aus Markt Schwaben ist der Dritte im Bunde, denn auch er hat sich bei vielen seiner Projekte der Reduktion verschrieben. Ein schönes Beispiel dafür ist das Bild "Ei, Ei, Ei", das bereits bei zwei internationalen Fotowettbewerben ausgezeichnet wurde. Es zeigt mehrere weiße, ineinander gestellte Teller, im kleinsten trohnt ein glänzender, oranger Dotter. "Die Idee dazu kam mir tatsächlich beim Geschirrspülen", erzählt Egerer, gleich am nächsten Tag sei er mit Platten, Tellern und Untertellern in sein Fotostudio gefahren. "Dort habe ich dann lange daran gearbeitet, die Teller zu verschieben, bis es mir stimmig erschien." Trotzdem habe noch etwas Entscheidendes gefehlt. "Als ich dann auf dem Rückweg an einem Eierautomaten vorbeifuhr, war die Sache klar."

Der Fotograf Jörg Egerer aus Markt Schwaben zeigt seine Serie "Die Ahnung der Dinge". (Foto: Jörg Egerer/oh)

Freuen dürfen sich die Ausstellungsbesucher aber auch auf Egerers Serie "Die Ahnung der Dinge", die so humorvoll ist wie ästhetisch. Diese Arbeiten bewegen sich auf der Schnittstelle zwischen präziser Abbildung und assoziativer Imagination, kombinieren Begrifflichkeit und Bildhaftigkeit: Im Zentrum steht jeweils ein banaler Alltagsgegenstand. Dieser wird einerseits klar benannt, andererseits auf eine höchst reduzierte, fast abstrahierte Weise dargestellt. Links steht zum Beispiel "Fernbedienung", rechts sind aber lediglich zwei Batterien zu sehen und ein kleiner roter Knopf mit dem üblichen Ein/Aus-Symbol. Oder der "Kugelschreiber": Da zeigt Egerer nur den kleinen silbernen Druckstift vom oberen Ende und die typische Feder aus dem Inneren. Wie in einem Bilderrätsel fügen sich die Fragmente zu einer Ahnung der Dinge zusammen. Minimalismus pur.

"Minimal - Fotografie, Malerei, Ikebana": Ausstellung von Jörg Egerer, Beatrix Koberger und Gabriele vom Felde im Studio an der Rampe, Galerie Alte Brennerei im Klosterbauhof Ebersberg, erster Stock. Vernissage am Freitag, 8. März, um 19 Uhr. Am Samstag und Sonntag, 9./10. März geöffnet jeweils 11 bis 18 Uhr.

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