Manchmal muss man in Bayern nur in die nächste Ortschaft fahren oder in den angrenzenden Landkreis, schon verändert sich dort der Dialekt der Eingeborenen. Hier sagen sie zur Milch noch "Muich", ein paar Kilometer weiter heißt es schon "Mille". Diese Aussprache pflegen sie etwa im Ebersberger Nachbarlandkreis Rosenheim beim "Burschen- & Dirndlverein Holzham" - das liegt in der Nähe der Gemeinde Bruckmühl. Dort laden sie für den 16. November zu einer Milch-Fete in den Ortsteil Oberwall ein. Und zwar nicht etwa zu einem Muichfestl, sondern eben zu einer "Pro Mille Party".
Die Veranstalter verdienen eine lobende Erwähnung. Weil auf ihren Plakaten, die sie über die Landkreisgrenzen bis nach Ebersberg verteilt haben, nicht "Maiglöckerl Party" steht. Und weil dort keine nackte, sich rekelnde Frau abgebildet ist. Beides hat ein Burschenverein aus Steinhöring im April kombiniert und damit Aufsehen erregt. Auf dem Plakat der Holzhamer geht es hingegen nicht um eine solche Erregung. Sie zeigen ganz unerotisch den Titel ihrer Fete und ein Glas mit einem milchartigen Getränk.
Das zweideutige Werbeplakat hängt in Tulling und zeigt eine entblößte Frau. Unsere Kolumnistin hat dazu eine eindeutige Meinung.
Im Zuge der Sexismusdebatte sind Titel und Bebilderung viel weniger verfänglich als die Werbung der Steinhöringer. Erfahrungsgemäß ist das Holzhamer Plakat zudem deutlich realitätsnäher. Weil sich auf keinem Dorf- oder Maßbandlfest zwischen Berchtesgaden und Baldham jemals unbekleidete Models auf der Bierbank rekeln würden. Auf solchen Festen rekeln sich höchstens sturzbetrunkene Jungspunde lallend unter dem Biertisch.
Zum Zwecke der Bewusstseinserweiterung servieren die Holzhamer passend zum Motto "leckere Cocktails und Longdrinks mit Milch". Weil es bei solchen Festen ums Delirium geht, nicht um den Dialekt: Wie man die Milch ausspricht, ist jenem wurscht, der sie wieder ausbricht.