In der Gemeinde Markt Schwaben sind offenbar besonders viele Menschen finanziell von der Coronakrise getroffen worden. Ein Hinweis darauf ist der starke Rückgang bei den Einnahmen der Gemeinde durch die Einkommensteuer. 5,2 - und damit 1,9 Millionen Euro weniger als üblich - verzeichnet der Ort im Jahr 2021 bis Ende August. Für die finanziell angeschlagene Gemeinde ist das nicht nur aus wirtschaftlicher Sicht ein Rückschlag. Bürgermeister Michael Stolze (parteilos) spricht im Interview über eine Gemeinde, der die Pandemie aus verschiedenen Gründen besonders stark zusetzte.
SZ: Herr Stolze, wie erklären Sie sich diesen Einbruch bei der Einkommenssteuer?
Michael Stolze: Es zeigt, dass nicht wenige im Ort durch die Coronakrise in Kurzarbeit oder Arbeitslosigkeit getrieben wurden.
Die Differenz zu einem normalen Steuerjahr ist in Ihrer Gemeinde besonders auffällig. Überrascht Sie das?
Es ist nicht so, dass die Leute abgewandert sind, das ist kein Grund, die Fluktuation ist so wie vorher. Entscheidend: Man muss wissen, dass Markt Schwaben mehr Migrationshintergrund und ein anderes Sozialgefüge als andere Orte in der Region hat. Es ist nun mal so, dass diese Teile der Bevölkerung - zumindest bei uns im Ort - mit am stärksten von Kurzarbeit betroffen sind oder in der Pandemie ihren Job verloren haben. Mit Menschen aus 80 Nationen in der Gemeinde sind wir im landkreisweiten Vergleich an der Spitze.
Was macht das mit Ihnen?
Es ist leider so, dass ich als Bürgermeister relativ wenig tun kann. Es gibt nun mal die direkt sichtbaren Effekte durch Corona, etwa wenn Lokale und Läden schließen. Und es gibt diese meist unsichtbaren Effekte.
Markt Schwaben:Das La Piazza sagt Arrivederci
Nach 120 Fehlalarmen in neun Jahren zieht die Markt Schwabener Pizzeria die Konsequenzen. Es könnte aber an anderer Stelle weitergehen.
Was tun Sie dagegen?
Man darf nicht vergessen, dass es in diesem Land Gott sei Dank Dinge gibt wie Kurzarbeitergeld, Arbeitslosen- und Wohngeld. Wir als Gemeinde haben hier allerdings keine Regularien. Unsere Möglichkeiten sind sehr begrenzt. Wenn wir mitkriegen, dass jemand seine Miete nicht mehr zahlen kann, versuchen wir natürlich zu vermitteln. Ansonsten - so schlimm das klingt - habe ich gegen dieses Phänomen keine Handhabe. Wir haben ja keinen Hilfsfonds für Notsituationen.
Bräuchten Sie bei dem Thema Hilfe?
Wenn wir uns das ganze System anschauen, ist das keine Aufgabe der Gemeinde.
Sondern?
Naja, alles was mit Unterstützungsgeldern zu tun hat, geht über ein Landratsamt.
Haben Sie deswegen beim Ebersberger Landrat Niedergesäß angerufen?
Nein, bisher nicht.
Warum nicht?
Die Frage ist durchaus berechtigt.