Brenner-Zulauf:Jetzt auch noch Grün und Blau

Lesezeit: 2 min

Bei der Vorstellung der neuen Pläne für den Brenner-Nordzulauf: Bundestagsabgeordneter Andreas Lenz, Grafings Bürgermeister Christian Bauer, Projektcontroller Andreas Brandmaier, die Landtagsabgeordneten Thomas Huber und Doris Rauscher und der Brucker Bürgermeister Josef Schwäbl (von links). (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Der Brucker Bürgermeister Josef Schwäbl und der Aßlinger Projektcontroller Andreas Brandmaier entwickeln zwei Trassenvarianten, die sich am Bestand orientieren.

Von Barbara Mooser, Grafing

Zwei Männer, ein Gedanke: So ungefähr kann man zusammenfassen, was sich in den vergangenen Wochen in zwei verschiedenen Arbeitszimmern zugetragen hat und was der Brucker Bürgermeister Josef Schwäbl (CSU) als "hervorragenden Zufall" bezeichnet. Denn nicht nur er selbst hat eine eigene Variante entwickelt, wie der Bahnzulauf zum Brenner funktionieren könnte, ohne bisher unberührte Landschaft stark zu zerschneiden. Auch der Aßlinger Projektcontroller Andreas Brandmaier hat sich intensiv mit Topographie und Kurvenradien befasst und ebenfalls einen Trassenentwurf vorgelegt. Beide ehrenamtlichen Planer stellten am Samstagvormittag ihre Ideen bei einem Pressegespräch im Grafinger Rathaus vor.

Die Farbpalette aus Pink, Limone, Rot und Orange - so hat die Bahn ihre vier Trassenvarianten bezeichnet - wird nun also ergänzt um Blau, die Schwäbl-Variante, und Grün, Brandmaiers Version. Beide ähneln sich in ihrem wichtigsten Ziel: die zusätzlichen Gleise, die für einen leistungsfähigen Nordzulauf zum Brenner notwendig sind, nahe an der bestehenden Gleisstrecke anzusiedeln.

Der Brucker Bürgermeister Josef Schwäbl hat die blaue Trasse konzipiert. (Foto: Josef Schwäbl/oh)

Während alle Varianten der Bahn westlich von den bestehenden Gleisen verlaufen, hält sich die Schwäbl-Trasse mit Ausnahme kleiner Abschnitte von Grafing bis Oberelkofen und kurz vor Aßling weitgehend östlich davon. Weder die Gedenkstätte bei Oberelkofen noch FFH-Gebiete wären laut Schwäbl durch die neuen Gleise betroffen. Große Tunnelbauwerke auf weiten Teilen der Strecke wären in der Variante Blau nicht vorgesehen, dies sei auch nicht überall erstrebenswert, sagte Schwäbl, denn auch die "massiven Auslauftröge" von Tunnelbauwerken zerstörten die Landschaft. Dafür schlägt der Brucker Bürgermeister vor, auf Teilen der Strecke die bestehenden Gleise etwas zu verlegen neben die dann neu zu bauenden. Wo die Bahn bisher fahre, könnten dann "völlig beruhigte Rückzugsorte für die Tier- und Pflanzenwelt" entstehen. Im Bereich von Aßling stellt sich Schwäbl eine Einhausung vor, um die Anwohner vor weiterem Lärm zu schützen, wobei sein eigener Trassenentwurf bereits nördlich von Aßling auf die von der Bahn skizzierte "Grobtrasse Orange" einschwenkt. Nach Einschätzung Schwäbls ließen sich auf seiner Trassenvariante die von der Bahn geforderten Geschwindigkeiten weitgehend einhalten.

Die grüne Trasse von Andreas Brandmaier verläuft fast überall ganz nah am Bestand. (Foto: Andreas Brandmaier/oh)

Das nimmt auch Andreas Brandmaier für seine grüne Variante in Anspruch, über die er sich bereits sehr fundierte Gedanken gemacht hat. Für ihn ist ausschlaggebend, dass es sich bei dem Stück zwischen Grafing und Ostermünchen um einen Brems- und Beschleunigungsabschnitt handeln wird - dass also die Bahn wohl kaum mit der Höchstgeschwindigkeit von 230 auf Abschnitte zurasen wird, in denen dann Tempo 160 gilt. Betrachte man dieses Faktum, verliere man mit einer Trasse nahe an der Bestandsstrecke kaum Zeit, so der Aßlinger. Er hat ausgerechnet, dass Züge auf seiner Trasse allenfalls um acht Sekunden langsamer wären als auf den Trassen der Bahn.

15,6 Kilometer lang, eine Brücke, eine Unterquerung der Bestandsstrecke und die Verlegung der Bestandsstrecke auf zwei Abschnitten, das charakterisiert die Brandmaier-Variante. Letzteres würde für die Anlieger bedeuten, dass sie dann auch Lärmschutz wie bei einer Neubaustrecke bekommen müssten.

Bei den beiden Landtagsabgeordneten Doris Rauscher (SPD) und Thomas Huber sowie Bundestagsabgeordnetem Andreas Lenz und Grafings Bürgermeister Christian Bauer (alle CSU) stießen die vorgestellten Trassenvarianten auf Anklang. Man müsse nun bei der Bahn zum Ausdruck bringen, dass man keine Fundamentalopposition pflegen, sondern eine Optimierung wolle, sagte Rauscher. Ähnlich formulierte Huber seinen Wunsch an die Bahn: "Nicht zeigen, dass es nicht geht, sondern Lösungen finden, damit es geht."

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: