Bewährungsstrafe:Amtsgericht Ebersberg: Marihuana, Kokain und Käse

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Ein Herz für Käse hatte offenbar auch der Mann, der nun vom Ebersberger Amtsgericht verurteilt wurde. (Foto: dpa)

Ein 26-Jähriger wird am Ebersberger Amtsgericht wegen Rauschgifthandel und räuberischem Diebstahl verurteilt.

Von Andreas Junkmann, Ebersberg

Wenn es um 6 Uhr in der Früh an der Tür klingelt, würden wohl die wenigstens Menschen ruckzuck und freudestrahlend öffnen. Auffällig lange Zeit gelassen hat sich aber ein 26-Jähriger an einem Januarmorgen vergangenen Jahres. Warum, das ergab nun eine Verhandlung vor dem Ebersberger Amtsgericht, zu der der junge Mann als Angeklagter bestellt worden ist. Der Vorwurf: Räuberischer Diebstahl sowie Besitz und Handel mit Betäubungsmitteln.

Die Anklage der Staatsanwaltschaft war kurz, knackig und eindeutig: Demnach wurden bei dem Mann aus dem westlichen Landkreis Ebersberg knapp 300 Gramm Marihuana und 20 Gramm Kokain gefunden - im juristischen Fachjargon spricht man in beiden Fällen von "nicht geringen Mengen", was die Vorwürfe für den 26-Jährigen umso brenzliger machte. Obendrein haben Polizisten in der Wohnung des Mannes diverse Utensilien - darunter einen Umschlag mit 3200 Euro in bar - entdeckt, die den Schluss nahe legen, dass der Angeklagte die Drogen eher nicht zum Eigengebrauch gelagert hatte.

Eigentlich waren die Beamten an besagtem Januarmorgen in einer anderen Sache bei dem Mann vorstellig geworden, bereits als sie den Hausflur betreten hätten, habe es aber "ganz ganz extrem nach Marihuana" gerochen, wie die zuständige Ermittlerin nun im Zeugenstand berichtete. Der mehrfachen Aufforderung, die Tür zu öffnen, sei der Angeklagte längere Zeit nicht nachgekommen. Erst als die Beamten sich daran machten, das Schloss aufzubohren, habe er sie dann doch in die Wohnung gelassen, so die Polizistin. Dabei habe er einen "nervösen Eindruck gemacht". Der Grund dafür war schnell klar: Nach nur wenigen Augenblicken hatten die Beamten auch schon das gut gefüllte Drogenlager des Mannes aufgespürt.

Warum der Angeklagte so lange gebraucht hat, um die Tür zu öffnen, konnten die Beamten im Garten neben dem Wohnhaus sehen. Dort lagen auf der Wiese verstreut diverse Gegenstände, die zum Handeltreiben mit Rauschgift notwendig sind: Handys, weitere Drogen und jener Briefumschlag mit 3200 Euro Bargeld, auf dem auch noch der Name des Angeklagten gekritzelt war. All das hatte der Mann in der Eile aus dem Fenster geworfen, als die Beamten vor der Haustür standen.

Ob der eindeutigen Beweislage - auch die Auswertung der Handys ergab klare Hinweise auf diverse Drogendeals - blieb dem Mann gar nicht viel übrig, als die Vorwürfe komplett und ohne Umschweife einzuräumen. Das galt auch für den zweiten Punkt, den ihm die Staatsanwältin zur Last legte: Nur wenige Wochen später hat der Mann zusammen mit einem Freund in einem Supermarkt im mittleren Landkreis mehrere Waren geklaut - mit einem eher überschaubaren Beutewert von zwei Euro. Das eigentlich strafbare Vergehen passierte aber im Anschluss, als die beiden Männer vom Ladendetektiv darauf angesprochen wurden. Während ihm der Freund gedroht habe, sei er vom Angeklagten zu Boden geschubst worden, so der Supermarkt-Mitarbeiter vor Gericht. Dabei habe er sich Prellungen zugezogen und sei zwei Wochen arbeitsunfähig gewesen. Die beiden Männer machten sich mit ihrer Beute, darunter eine Packung Reibekäse, aus dem Staub - und sind dabei von dem Detektiv gefilmt worden.

Auch hier gab es an der Schuld des Angeklagten also wenig zu rütteln. Der räumte deshalb auch diese Vorwürfe ein und entschuldigte sich. Den Drogen habe er inzwischen komplett abgeschworen, stattdessen wolle er nun seine berufliche Karriere vorantreiben und sich im Gastrobereich selbständig machen. Diese, wie er es nannte, "positive Sozialprognose", nahm Richter Markus Nikol im Urteil zum Anlass, die Freiheitsstrafe von einem Jahr und elf Monaten zur Bewährung auszusetzen. Außerdem muss der Mann 1500 Euro Schmerzensgeld zahlen.

© SZ vom 12.06.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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