Bahnhofstraße Ebersberg:Mit Aussicht auf Bebauung

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Nördlich des Ebersberger Amtsgerichts sollen vier neue große Häuser entstehen, der zuständige Ausschuss stimmt den Planungen zu. Anwohner befürchten eine Beeinträchtigung des Ortsbildes.

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Von der Ebersberger Bahnhofstraße aus hat man bisher einen guten Blick auf die Stadtpfarrkirche St. Sebastian (oben). (Foto: Christian Endt, Fotografie & Lic)

In der Kreisstadt gibt es viele Sehenswürdigkeiten, die südliche Bahnhofstraße gehört derzeit eher nicht dazu. Die Bebauung auf ihrer östlichen Seite zwischen Amtsgericht und Stadtpfarrkirche fällt bisher hauptsächlich durch ihre Schäbigkeit auf.

Nun hat der Technische Ausschuss des Stadtrates eine Planung für vier neue Häuser zwischen Jesuitengasse und Amtsgericht auf den Weg gebracht. Doch ganz unumstritten ist diese Aufwertung nicht, Kritik kam von FW-Stadtrat Gerd Otter. Er fürchtet, die neuen Häuser könnten eine echte Sehenswürdigkeit beeinträchtigen, indem sie eine wichtige Blickachse auf den Turm der Kirche unterbrechen.

Als direkter Nachbar und somit Betroffener durfte Otter zwar nicht an der Beratung und Abstimmung über das Projekt teilnehmen. Er nutzte stattdessen die in der Geschäftsordnung des Stadtrates vorgesehene Bürgerfragerunde für ein Statement - als Eberberger Bürger. Als solcher sehe er einige Aspekte der geplante Bebauung entlang der Bahnhofstraße mit Sorge: "Ich stelle nicht das Projekt an sich infrage, aber der Blick auf die Kirche sollte unbedingt erhalten bleiben."

Gemeint ist die "wichtige Blickachse" von der Bahnhofstraße Richtung St. Sebastian, so Otter. Er forderte, dass es für ein Bauvorhaben an einer so sensiblen Stelle unbedingt eine Bürgerbeteiligung geben solle.

Zumindest diese wird es auch geben: Der Ausschuss beschloss, die Bauleitplanung für das Projekt aufzunehmen, Teil davon sind auch Stellungnahmen von Behörden und Bürgern zu dem Vorhaben. Darauf wies Bürgermeister Walter Brilmayer (CSU) in der Sitzung auch noch einmal explizit hin.

Ansonsten gab es viel Lob von den Stadträten, die nicht zum ersten Mal über das Projekt zu beraten hatten. Das letzte Mal hatten sie den Planern aufgegeben, ihre Entwürfe zu überarbeiten, diese waren den Ausschussmitgliedern zu massiv gewesen, und auch bei der Erschließung gab es Verbesserungsvorschläge.

Offenbar haben die Architekten vom Büro Dinkel und Persch nun den Geschmack der Stadträte getroffen. "Das ist insgesamt eine Verbesserung", lobte Elisabeth Platzer (SPD). Auch zweiter Bürgermeister Toni Ried (FW) sah deutliche Fortschritte. Besonders die Erschließung der geplanten zweistöckigen Tiefgarage über eine Zufahrt, die von der Bahnhofstraße auf eine Art Straße auf der Ostseite der Gebäude führt, sei "sehr gut gelungen".

Verbesserungsbedarf sah der Ausschuss allerdings an einem gläsernen Zwischenbau, der als gemeinsames Treppenhaus für die beiden nördlichen Häuser geplant ist. "Das stört mich, es sollte anders gelöst werden", sagte Platzer. Ried pflichtete dem bei, durch den Glaswürfel zwischen den beiden Häusern entstehe "eine Riegel-Wirkung. Das wollen wir nicht."

Bürgermeister Brilmayer zeigte zwar Verständnis für die Planer, es sei sicher praktischer, zwei Häuser über ein gemeinsames Treppenhaus zu erschließen. Er regte aber ebenfalls an, dieses durch eine unauffälligere Konstruktion zu ersetzen. Vielleicht könne man statt eines kompletten Zwischengebäudes eine Art verglasten Steg zwischen den beiden Häusern bauen, der weniger aufträgt. Die Mehrheit im Ausschuss schloss sich dieser Variante an.

Vorgesehen ist, dass sich ein Verkehrsplaner Gedanken über die Verkehrsführung und Straßengestaltung entlang der neuen Häuser macht. Welche Anregungen man den Planern mitgeben soll, darüber gab es etwas Diskussionsbedarf. Hans Mühlfenzl (SPD) und Philipp Goldner (Grüne) mahnten Verbesserungen für Radler an, etwa durch einen kombinierten Rad- und Fußweg auf der Ostseite der Bahnhofstraße.

Mühlfenzl regte darüber hinaus an, dass sich der Planer auch überlegen solle, ob die 2011 aufgehobene Einbahnstraßenregelung wieder eingeführt werden soll. Brilmayer zeigte sich skeptisch und meinte, es sei schon verwirrend für die Verkehrsteilnehmer, wenn sich alle paar Jahre die Regeln ändern. Alois Lachner (CSU) dagegen meinte, die Planer könnten sich ruhig einmal unverbindlich mit der Frage nach einer Einbahnregelung beschäftigen.

Was die möglichen Probleme mit der Sichtachse angeht, da gab Architekt Christian Persch Entwarnung. Durch die "relative Höhe" der Bahnhofstraße im Vergleich zu den geplanten Gebäuden versperrten diese nicht den Blick auf die Kirche, "es sei denn, man steht direkt vor dem Haus".

© SZ vom 10.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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