Ebersberg goes Arkadien:Verblassende Freiheit

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Der "Free Tower" von Andy Webster und Derek Tyman soll auf die Umweltzerstörung aufmerksam machen. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Die beiden englischen Künstler Derek Tyman und Andy Webster setzen mit einer beeindruckenden Installation im Ebersberger Forst ein Zeichen gegen das kollabierende Ökosystem.

Wer derzeit in Ebersberg und dem Forst drumherum unterwegs ist, wird sich allenthalben wundern: Das Arkadien-Festival des Kunstvereins hat nun begonnen und ist nicht nur in der Galerie, sondern auch mit diversen Projekten im öffentlichen Raum präsent. Im Klosterbauhof, am Bushäuschen, auf dem Volksfestplatz: Nirgends scheint man vor diesen teils provokanten Interventionen sicher.

Mitten im Wald, auf der Wiese vor dem Forsthaus St. Hubertus, haben nun zum Beispiel die beiden englischen Künstler Derek Tyman und Andy Webster ihren "Free Tower" aufgebaut. Per Gerüst heben sie eine solarbetriebene Schrift in den Himmel. Sobald die Dämmerung einsetzt, beginnt das Wort "Free" zu leuchten, hoch über einer Idylle aus Bäumen und Vogelgezwitscher. Sobald jedoch die gespeicherte Sonnenenergie zur Neige geht, erlöscht das Licht, die "Freiheit" verblasst, bis sie sich irgendwann ganz auflöst. So wird diese Installation zur Metapher, die auf die Umweltzerstörung und das kollabierende Ökosystem anspielen soll - und vielleicht auch auf die Unmöglichkeit Arkadiens.

Das Arkadien-Festival soll aktuelle Probleme künstlerisch verhandeln

Der Topos Arkadien nämlich steht für den Entwurf eines unbeschwerten, idealen Daseins. Die Festivalmacher möchten ein künstlerisches Forum bieten, um aktuelle Probleme zu verhandeln, von Krieg über Klimawandel und Kapitalismus bis hin zur Spaltung der Gesellschaft. Das Thema der dritten Ausgabe lautet denn auch "Schöne Neue Welt" - ein Verweis auf Aldous Huxleys gleichnamigen Roman, der eine dystopische Zukunft entwirft, wie sie in den Augen mancher Zeitgenossen mehr und mehr Realität wird.

Künstlerische Positionen dazu gibt es von diesem Samstag an reichlich. Man kann in einen "Lachraum" gehen, das Internationale Staubarchiv besuchen, einer Uraufführung mit dem Diogenes Quartett beiwohnen, eine Plakat-Ausstellung mit arkadischen Botschaften bestaunen, einer Performance zum Thema Weltfrieden bewohnen und vieles mehr. Es lohnt sich jedenfalls, dieses Festival nicht nur im Vorbeigehen wahrzunehmen, so viel steht jetzt schon fest.

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