Spendenlauf Markt Schwaben:Laufgaudi

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Andreas Keipp vor seiner Wirtschaft. Auch bei Wetter, bei dem die meisten lieber drinnen bleiben, möchte er zum Laufen rausgehen. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Andreas Keipp ist der Wirt der Schnitzelgaudi im Sonnblick in Markt Schwaben. Seit Anfang Januar macht er einen Spendenlauf der besonderen Art, der sich mindestens bis Ende des Jahres erstrecken soll.

Von Merlin Wassermann, Markt Schwaben

Es läuft bei Andreas Keipp. Der Wirt der Schnitzelgaudi im Sonnblick in Markt Schwaben begrüßt in der schummrig-gemütlichen Gaststube, bekleidet in Sportklamotten. Ob das seine Laufsachen sind? "Nein, aber könnten sie auch sein", antwortet er mit einem herzhaften Lachen, das er gerne ertönen lässt. Er sei an diesem Dienstag schließlich schon acht Kilometer gelaufen, "ganz geschmeidig" sei das gegangen.

Keipp ist 48 Jahre alt, seit nicht ganz sieben Jahren führt er die Schnitzelgaudi, davor war er sieben Jahre Wirt in Aßling. Während Corona lief es - wenig überraschend - nicht so rund mit der Wirtschaft. "Aber letztes Jahr ging es super", so Keipp, nicht zuletzt dank der damaligen Mehrwertsteuersenkung.

Deswegen beschloss er einen ganz besonderen Neujahrsvorsatz, um etwas an die Gemeinschaft zurückzugeben. Seit Anfang Januar geht er vier bis fünf Mal die Woche laufen. Für jeden Kilometer, den er zurücklegt, spendet er einen Euro an die Deutsche Herzstiftung. Außerdem ruft er seine Follower auf Instagram und seine Stammkunden dazu auf, ebenfalls zu spenden. Keipp selbst möchte einhundert Euro erlaufen - derzeit ist er bei 59 Kilometern - und hofft, dass nochmal die gleiche Summe dazukommt.

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Die Deutsche Herzstiftung wählte er aus einem sehr persönlichen Grund: "Mein Vater ist Überlebender von zwei Herzinfarkten. Das gibt einem natürlich zu denken, über das eigene Herz und die eigene Gesundheit." Keipp verbindet beim Laufen also den Fremd- mit dem Eigennutzen und versucht, wieder richtig in Form zu kommen. Schließlich ist es auch wichtig, als Wirt körperlich fit zu sein, "wenn man die ganze Zeit schwere Einkäufe herumschleppen muss". Außerdem entspanne ihn der Sport, "ich fluche jetzt viel weniger". Keipps Frau Sandra Bretz, die neben ihm sitzt, guckt ein wenig skeptisch. "Eintausendprozentig kann ich das nicht unterschreiben", sagt sie mit einem Schmunzeln. "Aber die Tendenz stimmt."

Doch da Keipp nicht nur fit werden, sondern auch fit bleiben will, wird er Ende Januar nicht mit dem Laufen aufhören. "Mindestens ein Jahr lang will ich jeden Monat für einen neuen Zweck laufen", sagt er. Im Februar plant er, so Geld für den Verein "Kidz in Motion" zu sammeln, der kranken, behinderten oder sozial benachteiligten Kindern in den Sommermonaten besondere Freizeitaktivitäten ermöglicht. Die Idee dafür hat er von Kunden bekommen.

Also wird er weiter um sechs oder sieben Uhr morgens aufstehen, um seine zwei bis zehn Kilometer Richtung Wildpark Poing zu laufen, "dort gibt es viele schöne Strecken". Um sie zu sehen, muss Keipp zwar mit dem frühen Aufstehen kämpfen, allerdings nicht mit Muskelkater. "Wenn man auf die 50 zugeht, hört man mehr auf seinen Körper", sagt er. Manchmal geht er auch einfach den letzten Rest, anstatt sich zu quälen.

Früher hat er seinen Körper noch bis zum äußersten getrieben, jetzt lässt Andreas Keipp die Sache etwas gemütlicher angehen. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Als junger Mann war das anders. Mit dem Fußballspielen fing die Leidenschaft für das Laufen an - "ich konnte lange schlecht spielen" - es folgten Teilnahmen an Halbmarathons und Marathons. "Ich war nie der Schnellste, aber ich kam immerhin an." Mit der Zeit wurde der Sport zweitrangig, wie das eben so ist.

Stattdessen saß er öfter abends mit Freunden, Stammkunden und Mitarbeitern noch in der Stube, um ein Feierabendbier zu genießen. Insofern beinhaltet der Lauf-Vorsatz eine allgemeinere Lebensumstellung. "Das darf man als Wirt fast nicht zugeben, aber ich habe diesen Monat noch keinen Alkohol getrunken", erzählt Keipp. Stattdessen heißt es zwischen neun und zehn ins Bett gehen.

Ein paar komische Blicke kassiert er dafür schon, aber nicht nur. "Mein Koch hat auch mit dem Trinken aufgehört", so Keipp. "Es ist immer spannend zu sehen, wie man von seinem Umfeld geprägt wird und sein Umfeld prägt."

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Schließlich darf in einem jeden Fitnessplan auch die Frage der Ernährung nicht fehlen. Als Wirt eines Lokals, das "Schnitzelgaudi" heißt, ist eine gewisse Affinität natürlich nicht zu leugnen. Keipp probiert dabei gerne neue Varianten jenseits Wiens aus: "Räuber-Kneißl" ist derzeit sein Favorit, mit Obazda und Schwarzwälder Schinken gefüllt. Doch bei den Gästen kommt auch "Athen" gut an - Schafskäse und Oliven - oder das mit Cornflakes panierte "New York".

Wie beim Alkohol ist Keipp jedoch auch beim Schnitzel bereit, als bayerischer Wirt neue Wege zu gehen. "Ich experimentiere gerade mit verschiedenen vegetarischen Kombinationen", sagt er. Romanesco mit Honigmarinade sei das jüngste, sehr schmackhafte Ergebnis.

Eine alkoholfreie, vegane Wirtschaft wird die Schnitzelgaudi aber in nächster Zeit nicht. "Die Leute lieben das Fleisch", sagt Keipp. Aber vielleicht nimmt sich ja noch der ein oder andere Stammkunde ein Vorbild an Keipp und kommt mit Joggingschuhen zum Schnitzelessen.

Wer sich an der Spendenaktion beteiligen möchte, kann dies direkt unter dem Beitrag auf Instagram machen oder man spendet Sterne auf den Facebook-Reels der Schnitzelgaudi.

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